Wenn aus den Hofärzten die Hofärsche werden

Live ist live! Und genau das ist doch auch das Besondere am Musical. Dies ist ein entscheidender Grund, weshalb wir lieber ins Thetaer gehen, als uns die Inszenierung nur auf einer DVD anzusehen oder eine CD in den CD-Player zu schieben. Wir lieben es, einer vom Orchester gespielten Musik zu lauschen, während die Darsteller auf der Bühne stehen und für ihr Publikum Songs singen und immer wieder neue Requisiten auf die Bühne gefahren werden. Doch wer mehrfach ins Theater, ins Musical oder auch in die Oper geht, der weiß, die Sache hat einen Haken, denn sobald etwas live ist, passieren Fehler, Patzer und Pannen auf der Bühne... Viele von uns Musicalfans haben wohl schon den ein oder anderen Versprecher oder sogar einen Showstop erlebt, oder?
Zum Beispiel kann sich Rene an eine besondere "Mary Poppins" - Show erinnern. Eigentlich lief alles super und die Vorstellung ging auch bis zu dem Lied "Supercalifragilisticexpialigetisch" reibungslos über die Bühne. Anschließend sollte der große Vorhang zu Boden gelassen werden. Doch, falsch gedacht! Der Vorhang fuhr bis etwa zur Hälfte hinunter und blieb dann bewegungslos hängen. Da half auch kein vorsichtiges Ziehen der Cast, also hieß es für zehn Minuten Showstop. Auch Dominik hat bereits einen kurzen Aussetzer erlebt, nämlich im Musical "Starlight Express", da ein Hydraulikschlauch keine Lust mehr hatte und einfach streikte. Im Schloss des Grafen von Krolock hat Sebastian einen Stromausfall erlebt, weshalb "Carpe Noctem" leider unterbrochen werden musste und die Zuschauer geduldig warten durften, bis der Strom wieder aus dem Urlaub zurückkam.
In den Musicals "Liebe stirbt nie" und "Sister Act" konnte das Publikum ebenfalls beobachten, wie die Kulissen stecken blieben oder die Bühnenteile nicht mehr funktionierten. 


Showstops sind für das Publikum kein großes Vergnügen, da eine Geschichte einfach unterbrochen wird und so leider auch der rote Faden eine kurze Unterbrechung finden muss. Wesentlich amüsanter sind da einige großartige Versprecher der Darsteller. Es ist vollkommen normal, dass sich Menschen im alltäglichen Leben versprechen, doch wenn dies auf der Bühne geschieht, bringt es noch einmal einen ganz anderen Charme in die jeweiligen Szenen. So beispielsweise im Musical "Aida", wo dank "Amneris" aus den "Hofärzten" die "Hofärsche" wurden. Allerdings unterlaufen diese Fehler nicht nur Darstellern, sondern auch Mitarbeitern des Theaters, weshalb die Zuschauer im Theater Marburg mit der automatischen Durchsage: "Herzlich Willkommen im Landestheater Eisenach" begrüßt wurden.

Doch es gibt noch mehr Pannen zum Schmunzeln... 
"Steh auf. Geh zu ihr." So heißt es wohl im Drehbuch von "Elisabeth". In dieser Szene sitzen alle in Bad Ischl auf antiken Sesseln. Während "Kaiserin Sophie" nun während einer Vorstellung zu ihrem Sohn sagte: "Steh auf", setzte sie sich selbst sehr unfreiwillig auf den Boden, da der Sessel unter ihr nachgegeben hatte. Da blieb dem am Bühnenrand stehenden Lakaien nur noch das Aufsammeln der Stuhlbeine übrig.

Tanja wurde während ihrer "Tarzan - Show" ziemlich von den wilden Affen überrascht, denn die quirligen Tiere zogen ihr einen Schuh aus, um ihn für einige Minuten als ihr neues Spielzeug zu missbrauchen.
Auch in "My Fair Lady" war ein Kleidungsstück verantwortlich für einen kleinen Zwischenfall, denn dort verfing sich ein Ensemblemitglied in einem Hochzeitsschleier und musste sich erst einmal wieder befreien.
Vor zwei Wochen erlebte Leona im "Medicus",wie der Bader halb von seinem Wagen purzelte, weil sein Podest unter ihm nachgegeben hatte. 
Und der gute Jan Ammann sang die "Totale Finsternis" ja ohne Zähne und setzte diese anchließend mit dem Rücken zum Publikum gegen Ende ein, damit der Beinahe-Biss auch real wirken konnte. Nun, Jan drehte sich also um und man konnte gut beobachten, wie er sich die Weste abklopfte und seine Zähne suchte. Doch dies blieb ergebnislos. Er drehte sich zum Publikum und deutete den Biss dann nur kurz an, sodass der Erstgänger vermutlich gar nicht merkte, dass etwas nicht stimmte. An der SD erzählte Jan, dass die Zähne vorher aus der Weste gefallen waren und er etwas panisch wurde, da er Angst hatte, dass die Tänzer bei "Carpe Noctem" auf seine (neue) Zähne treten würden. Zum Glück hatte ein Techniker die Zähne hinter der Bühne gefunden. Glück gehabt!
Ein weiterer kleiner Fehler unterlief Kevin Tarte vor dem Schloss, da er seinen Umhang nicht trug und man so den befestigten Schwamm auf seinem Rücken sehen konnte.
Auch in der Inszenierung "Mozart" gab es einen kleinen Zwischenfall, da ein übergroßer Notenschlüssel auf die Bühne stürzte.


Allerdings gibt es nicht nur die ungewollten Pannen, ob man es glaubt oder nicht, es gibt auch gewollte Veränderungen in einer Show, welche oft zu einer Derniere oder besonderen Show dazugehören.
Zum Beispiel hat Hardy Rudolz bei seiner Derniere als "Phantom" zu "Christine" statt "Entscheide dich" "Entkleide dich" gesagt. 
An Silvester trugen die leichten Damen in "Sister Act" Silvesterhüte und an "Weihnachten" wurde "Mary vom göttlichen Herzen Jesu" als "Mary Christmas vom göttlichen Herzen Jesu" bezeichnet.

Es gibt noch etliche weitere amüsante Pannen aus den verschiedenen Shows. Wichtig bleibt aber zu sagen, dass ein großer Dank den Darstellern und Technikern gilt, die diese Situationen immer wieder meisterhaft lösen und uns weiterhin einen zauberhaften Abend bescheren. Und, wenn wir ehrlich sind, macht ein Großteil dieser kleinen Pannen unsere Musicalbesuche doch zu etwas sehr Besonderem und lässt uns diesen Tag so schnell nicht mehr vergessen. Deshalb sind wir doch schon jetzt wahnsinnig gespannt auf die nächsten Versprecher und Patzer, die unsere Vorstellung noch bunter machen...

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