"Wir können nicht jedes Mal, wenn Sprit alle ist, ein neues Auto klauen"

Ich bin bekanntlich ein absoluter Musical - Fan und brenne für diese Welt. Doch nun habe ich nach kurzer Theater - Pause mir einmal auch wieder ein typisches Theaterstück angesehen, nämlich die Produktion "Tschick" im "Jungen Theater Bonn".

Dieses Theaterstück basiert auf dem erfolgreichen Roman von Wolfgang Herrndorf und es handelt von zwei Jungen namens Maik Klingenberg und Andre Tschichatschow, auch Tschick genannt, die in ihren Ferien eine ungewöhnliche Reise mit einem gestohlenen Auto machen. Ihr Ziel lautet "Wallachei".
Maiks Mutter befindet sich in einem Alkohol - Entzug und sein Vater genießt eine Geschäftsreise mit seiner jungen und attraktiven Assistentin. So entschließen sich die beiden Außenseiter, eine verrückte Fahrt durch Deutschland zu starten.  Dabei lernen sie ganz außergewöhnliche Menschen kennen und erleben spannende Abenteuer mit dem alten "Horst Fricke", der von seinen Kriegserlebnissen und seiner großen Liebe erzählt, Maiks Liebhaberin "Isa", die auf einer Müllkippe lebt, und einem sehr ungeschickten und tollpatschigen "Nilpferd mit einem Feuerlöscher".

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(c) Junges Theater Bonn

Im "Jungen Theater" stehen pro Show fünf Schauspieler auf der Bühne, die dem Publikum diese vielseitige Geschichte des Jugendromans erzählen. Dabei schlüpfen die Darsteller immer wieder in verschiedene Rollen, wie beispielsweise Lehrer, Eltern, Kinder und vieles mehr. Lediglich die beiden Hauptdarsteller verkörpern in der Inszenierung nur eine Rolle.

Alle fünf Schauspieler konnten mich an diesem Abend mit einer grandiosen Leistung überzeugen. Vor allem "Maik" wurde absolut authentisch dargestellt und er hat mich mit seiner Art, die Geschichte aus seiner eigenen Perspektive zu erzählen, sehr beeindruckt. Die Freundschaft zwischen ihm und "Tschick" wurde den Zuschauern aufgrund einer sehr stimmigen Einheit der Darsteller sehr nahe gebracht. Ein großes Kompliment an diese unglaublich talentierten Schauspieler!
        
(c) Junges Theater Bonn

Der Roman wird auf eine humorvolle Art nacherzählt, da in die Produktion einige amüsante Details und Ideen eingearbeitet wurden, welche dem Stück einen eigenen Charme verleihen und die Geschichte neu prägen.
Das Bühnenbild ist recht einfach gehalten, um zunächst die Alltäglichkeit der Anfangssituation darzustellen und den Zuschauern eine Identifikation zu ermöglichen. Kleine Überraschungen, wie beispielsweise ein verstecktes kleines Wasserbecken, lockern das immer gleichbleibende Bühnenbild auf und bringen auch das Publikum zum Staunen.
Die Buchvorlage ist dabei sehr geschickt in die Bühnenversion eingearbeitet und doch ist auf den Brettern, die die Welt bedeuten, eine neue Fassung mit einem ganz eigenen Flair entstanden. 
Ich selbst habe das Buch gelesen und für mich hat die Inszenierung meine Eindrücke noch einmal abgerundet und zudem einen neuen Blickwinkel eröffnet.
Dieses Theaterstück bietet Alt und Jung einen sehr unterhaltsamen Abend und die Möglichkeit, die Geschichte von "Maik" und "Tschick" ganz neu und zugleich sehr persönlich zu entdecken.
Gemeinsam mit den beiden Jungen erleben die Zuschauer eine spannende, ungewöhnliche, lustige, aber auch berührende Reise, bei der eine wahre Freundschaft ihren Anfang findet, die weder durch einen leeren Tank noch durch eine unangenehme Begegnung mit Schweinen auf die Probe gestellt wird.
Wer jetzt neugierig geworden ist, was es damit auf sich hat, sollte entweder einen Blick in den Roman werfen oder den Weg der beiden Jugendlichen in der Produktion des Bonner Theaters begleiten... oder am besten gleich beides!


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(c) Rolf Franke

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