Und wieder ging die Titanic unter

Wer kennt nicht die tragische Geschichte vom weltbekannten Schiff "Titanic"?! Vom Aufbruch zur Jungfernfahrt bis hin zum Untergang des Schiffs konnten die Zuschauer die ganze Tragödie als Musical bei den "Bad Hersfelder Festspielen" erleben.

Die Inszenierung konzentrierte sich vordergründig auf die Geschichte des berühmten Zusammenstoßes des Schiffes mit dem Eisberg und des Unterganges der vermeintlich unsinkbaren "Titanic". Dabei erfuhr das Publikum sowohl einiges über die Liebesbeziehung verschiedener Paare, als auch über die Klassengesellschaft der damaligen Zeit.

Das Stück glänzte vor allem aufgrund des großen Ensembles, das aus sage und schreibe 40 Darstellern bestand.  Auf der Besetzungsliste ließen sich unglaublich viele bekannte Namen entdecken, sodass die Festspiele dieses Jahr für jeden Musicalfan zu einem "Muss" wurden.


Hauptrollen gab es in dieser Show kaum, denn das ganze Ensemble erzählte einheitlich die Geschichte und jeder war ein wichtiger Teil der Produktion, weshalb es schwerfällt, einzelne Darsteller hervorzuheben.

Der Kapitän der Titanic wurde von Michael Flöth verkörpert, der mit seinem fantastischen Schauspiel ein großes Highlight der Show wurde. Er passte hundertprozentig in diese Rolle und konnte vom Anfang bis zum Ende der Show auf ganzer Linie überzeugen. Das Publikum durfte Michael als sehr wandlungsfähig erleben. Zunächst strahlte er eine unglaubliche Ruhe und Souveränität aus, um sich letztlich doch mit starken Vorwürfen, das Schiff in die Katastrophe geführt zu haben, herumschlagen zu müssen.

Frank Winkels stand als Direktor "J. Bruce Ismay" auf der Bühne und begeisterte mit seiner arroganten und selbstverliebten Art. Er konnte die Rolle vor allem durch seine Authentizität zum Leben erwecken und sich so sehr unbeliebt machen. Frank trieb als Direktor buchstäblich das Schiff in den Tod und entzog sich letztendlich auch noch der Verantwortung.

Abgerundet wurden die Führungspositionen von dem Schiffskonstrukteur "Thomas Andrews", der von Alen Hodzovic dargestellt wurde. Er durchlebte sehr real die einzelnen Gefühle der Figur, vom stolzen und sehr klugen Architekten bis hin zu einem Mann, dessen letzte Gedanken Selbstzweifel und Schuldgefühle sind.

Das fest zusammengewachsene Ehepaar "Strauss" wurde von Uwe Dreves und Christine Rothacker gespielt. In ihrem Schauspiel lagen viele Emotionen einer lebenslang gelebten Liebe und beide harmonierten großartig miteinander.

(c) Bad Hersfelder Festspiele

Ein weiteres tief veliebtes Ehepaar namens "Beane" wurde von Rolf Sommer und Kristin Hölck verkörpert, die ebenfalls ein phänomenales Bühnenpaar abgaben. Vor allem Kristin Hölck beeindruckte mit einer grandiosen Stimme, die die Zuschauer verzauberte und oftmals durch ihren Gesang die Handlung erklärte. Außerdem konnte sie wirklich real die Wünsche und Träume der Frau darstellen.

In der dritten Klasse und somit von niedrigem gesellschaftlichen Rang brillierte besonders Gabriela Ryffel in einer tragenden Rolle, die voller Sehnsüchte und Träume steckte. Sie konnte sehr überzeugend die Unterschiede innerhalb  der Gesellschaft vermitteln und die Armut und Nachteile der Klasse zum Vorschein bringen.

David Arnsperger, den meisten Musicalliebhabern wohl als das berühmte "Phantom der Oper" bekannt, spielte in der Stiftsruine die Rolle des armen Heizers "Frederick Barrett" und zauberte mit seiner fabelhaften Stimme Gänsehaut im gesamten Zuschauerraum. Bei den Auftitten dieses großartigen Sängers bei zauberhafter Kulisse und Akkustik in der Stiftsruine blieb kaum ein Auge trocken.

Leider kann man bei einem so riesigen Ensemble nicht jeden einzelnen Darsteller erwähnen, doch ich muss betonen, dass die gesamte Cast die Show zu einem sagenhaften Erlebnis machte. Bei den Chorgesängen stockte jedem Zuschauer der Atem und auch die schauspielerische Leistung der einzelnen Bühnenpaare ließ viele Tränen fließen. Gemeinsam waren die Sänger und Schauspieler eine wirklich starke Einheit auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und durch diese Stärke konnte aus der tiefgründigen Geschichte in dieser Inszenierung eine wahre Meisterleistung präsentiert werden. Das, was lange Zeit vielen Passagieren auf der Titanic fehlte, war im Ensemble massenhaft vorhanden - der Zusammenhalt!

(c) Bad Hersfelder Festspiele

Das Bühnenbild war oftmals eher schlicht gehalten und bestand hauptsächlich aus überdimensional großen Buchstaben, die das Schiff darstellten. Diese Buchstaben konnten in vielerlei Hinsicht genutzt werden, um beispielsweise die Kabinen oder auch den Ausguck auf die Bühne zu bringen.
Grundsätzlich lebte das Stück aber von den einzelnen Darstellern und den gesanglichen Einlagen, die die Geschichte trugen.

Musikalisch war die Produktion in einem klassischen Rahmen gehalten, sodass primär mit Chorgesängen gearbeitet wurde, die sich bei solch einer stimmgewaltigen Besetzung als absolute Höhepunkte entpuppten. Doch nicht nur die 40- köpfige Cast, sondern auch das große Orchester führten die Musik zu einer Sensation.

Die Umsetzung appellierte sehr an den emotionalen Moment der Geschichte und versuchte nicht, eine einfache Kopie der Filmvorlage zu sein, weshalb man in der Musicalversion von "Titanic" auch andere Charaktere und Liebesdramen als im Film vorfinden konnte.

Leider ist die Spielzeit dieses Jahr schon wieder vorbei, aber wer weiß, vielleicht sticht die "Titanic" nach diesem großen Erfolg nächstes Jahr erneut in See. Falls ihr also in der nächsten Spielzeit die Möglichkeit bekommt, euch dieses großartige Spektakel anzusehen, zögert nicht und sichert euch eine Fahrkarte für eure Schiffsfahrt...der Untergang ist sicher !

(c) Bad Hersfelder Festspiele 

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