Ein Bodyguard und Gentleman - Im Gespräch mit Jadran Malkovich

Jadran Malkovich, ein deutsch - serbischer Schauspieler, stand bereits für viele verschiedene Produktionen vor der Kamera und war bereits mehrfach auf der Kinoleinwand zu erblicken. Beispielsweise war er in den Kinofilmen "Gefährten" und "Austenland" zu sehen und fesselte das Publikum dieses Jahr auch in einer Folge der  Fernsehreihe Rosamunde Pilcher. Im Jahre 2015 begann für ihn allerdings eine ganz neue Herausforderung in seinem Leben, nämlich als Darsteller im Musical "Bodyguard". Schon in Köln war er als Erstbesetzung des "Sy Spector" und Cover für die Hauptrolle des "Frank Farmer" zu bewundern. Nun steht der authentische Darsteller in Stuttgart als Erstbesetzung für die Rolle des charmanten Bodyguards auf der Bühne. 
Jadran hat sich netterweise die Zeit für ein wirklich spannendes Interview genommen...

Jadran, beschreibe bitte erst einmal deine Rolle im Musical "Bodyguard"!

Ich spiele die Rolle des "Frank Farmer", des Bodyguards. Ich bin für die Sicherheit des großen Popstars "Rachel Marron" zuständig und engagiert werde ich eigens zu diesem Zweck von Rachels Manager "Bill Devaney". Ich komme also als Neuling von außerhalb in das Team.


Eigentlich kommst du aus dem Bereich "Schauspiel" und hast bereits in vielen Filmen mitgespielt. Wie bist du zum Musical "Bodyguard" gekommen?

Meine Agentin in England hat mich für das Engagement vorgeschlagen. Ich bin damals für die Produktion in Köln zum Casting für die Rolle des "Frank Farmer" gegangen, allerdings bat der Regisseur dann darum, dass ich auch die Rolle des "Sy Spector" lese. Ich hatte so viel Spaß während des Castings als "Sy Spector", dass ich nach dem Casting tatsächlich gehofft habe, diese Rolle in der Inszenierung spielen zu dürfen. Mit dieser Figur hat man so viel Freude auf der Bühne und transportiert ganz frei den Witz dieser Show.
Und so kam es ja dann auch: Ich habe tatsächlich die Erstbesetzung für "Sy Spector" und ein Cover für den Bodyguard in Köln erhalten. 

Nun stehst du auch in der Stuttgarter Produktion für das Musical "Bodyguard" auf der Bühne. Hast du bereits Unterschiede innerhalb des Publikums in diesen beiden Städten festgestellt?

Manchmal hat man ein ganz volles Haus und bekommt unglaublich viel Energie durch das Publikum. Teilweise sind die Zuschauer während der Vorstellung aber auch ganz ruhig und zeigen dann erst beim Schlussapplaus durch Mitklatschen und Tanzen, dass es ihnen gefallen hat. Daher ist es sehr schwierig, das Publikum in den unterschiedlichen Städten zu vergleichen, denn sowohl in Stuttgart als auch in Köln gibt es Abende mit einem ganz enthusiastischen und Abende mit einem eher zurückhaltenden Publikum.

Mochtest du vor deinem Engagement bei "Bodyguard" bereits die Musik von Whitney Houston und welches ist dein Lieblingslied?

Ja, auf jeden Fall! Ich hatte damals sogar die Cassette mit dem Soundtrack, die kurz nach dem Film erschienen ist. Ich habe generell wirklich sehr viele von Whitneys Songs gehört und gemocht. "My love is your love" ist ein ganz besonderer Song für mich, aber auch die Lieder in unserer Show machen alle wahnsinnig viel Spaß. Ich liebe beispielsweise das Medley aus "I wanna dance with somebody", "So emotional" und "Million Dollar Bill" und meine absolute Lieblingsnummer in dem Stück ist ganz klar "I´m every woman".

In der Show singen hauptsächlich zwei Akteure, nämlich Rachel und ihre Schwester Nicki. Ist dies aus deiner Sicht ein Nachteil, da das Stück ja somit kein typisches Musical ist?

So wie unsere Inszenierung momentan aufgebaut ist, könnte ich mir nur schwer vorstellen, dass beispielsweise "Frank Farmer" einen eigenen Song bekäme, denn die einzelnen Lieder schaffen ja eine Verbindung zwischen den Szenen. Wenn man sich auf die Texte der einzelnen Songs konzentriert, dann merkt man sofort, dass jeder Song die Geschichte weitererzählt. "Rachel" und "Nicki" erzählen wirklich mit den Liedern ihre emotionale Situation und erklären dem Publikum, wie es ihnen in diesem Moment geht. Für "Frank" sehe ich in unserer Vorstellung ehrlich gesagt momentan keinen passenden Song, außer natürlich bei seinem großen Auftritt in der Karaoke - Bar :-)
Ich glaube, so wie unsere Show momentan aufgebaut ist, funktioniert es wirklich gut.

Findest du es schwieriger, live vor Publikum zu spielen oder einen Filmdreh zu absolvieren, dessen Resultat erst später gezeigt wird?

Beides hat sowohl Vor-, als auch Nachteile. Im Theater ist es schön, dass man ohne Unterbrechungen einen Bogen vom Anfang bis zum Ende der Geschichte spielen kann. Man macht mit seinem Schauspiel eine ca. zweieinhalbstündige Reise. Im Filmdreh muss man oft mit dem Dreh einer Szene beginnen, die erst in der Mitte oder zum Schluss des eigentlichen Films gezeigt wird, d.h., es fehlt teilweise der Fluss der Geschichte. Wenn man beispielsweise eine sehr emotionale Szene bereits am Anfang des Drehs spielt, kennt man seine Spielpartner noch gar nicht, da es beim Film ja keine Proben ähnlich der Theaterproben gibt. Das ist die Schwierigkeit beim Filmdreh. Das Positive an dieser Arbeit ist natürlich, dass man "Takes" hat. Wenn eine Szene misslungen ist, wiederholt man diese so lange, bis tatsächlich alles stimmt. Man kann sich bewusst dann auf die Momente konzentrieren, die entscheidend für das Resultat sind. Im Theater hast du keine zweite Chance. Auch wenn du einen Fehler machst, musst du die Situation schnell abhaken und in der Geschichte weitergehen. Grundsätzlich hat das Theater natürlich den Reiz, dass die Zuschauer sofort lachen, weinen und mitfiebern. Beim Dreh hast du keine direkte Reaktion, die einem ein Feedback gibt.

Das Musical "Bodyguard" basiert auf der bekannten Filmvorlage. Ist es schwierig, eine Rolle zu verkörpern, die bereits von Kevin Costner gespielt wurde, so dass sich für die Zuschauer automatisch ein Vergleich ergibt?

Jeder bringt einen Teil von seiner eigenen Persönlichkeit mit in die Rolle ein, und ich versuche auch nicht, die Interpretation von Kevin Costner in dieser Figur zu kopieren. Grundsätzlich hat man vielleicht das Gefühl, dass die Verantwortung etwas größer ist, da natürlich die Möglichkeit für die Zuschauer gegeben ist, einen Vergleich zwischen den Darstellern zu ziehen. Mit der Rolle der "Rachel Marron" verhält es sich ebenso, aber es macht keinen Sinn, Whitney Houston kopieren zu wollen. Also, die kurze Antwort ist, es ist nicht schwierig, weil wir alle unsere eigene, kleine Version präsentieren.

Welche Gemeinsamkeiten hast du als Jadran mit "Frank Farmer"?

Ich glaube, ich versuche auch immer die Ruhe in schwierigen Situationen zu bewahren und einen klaren Kopf zu behalten. Allgemein bin ich wahrscheinlich auch eher locker und lässig, aber wenn es dann darauf ankommt fokussiert zu sein, können meine Mitmenschen sich auf mich verlassen.


Wann bist du wirklich hundertprozentig zufrieden mit einer Vorstellung?

Ich bin ganz zufrieden, wenn ich in jeder einzelnen Szene wirklich in diesem Moment war und die Geschichte erlebt habe. Wenn ich tatsächlich das glaube, was ich in den Szenen sage, und wenn mein Bühnenpartner es mir auch glaubt, dann wird die Szene lebendig und ganz real.

"Bodyguard" ist das erste Musical, in dem du mitwirkst. Kannst du dir vorstellen, danach noch einmal in einem Musical mitzuspielen?

Wenn ich die Proben irgendwie üperspringen könnte, sehr gerne! Die Proben sind schrecklich, weil sie so unfassbar lange dauern ;-)
Also, ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, noch einmal in einem Musical mitzuwirken. Ich bräuchte zwar eine Pause, bevor wieder ein neues Engagement kommt, aber ich habe auf jeden Fall Lust darauf, noch einmal Teil eines Musicals zu sein.

Was fasziniert dich grundsätzlich am Schauspiel?

Ich finde es großartig, dass wir als Schauspieler die Szenen zum Leben erwecken können. Das Schauspiel ist eigentlich wie ein Puzzle, man bastelt aus ganz vielen Teilen und Charakterzügen eine Figur und eine lebendige Geschichte. 
Der Spaß an dem Ganzen, den wir haben können, wenn alles gut läuft, ist fantastisch. Als Schauspieler darf man so viele unterschiedliche Facetten entdecken und den Zuschauern damit eine Geschichte erzählen. Das Spannende daran ist natürlich auch die Herausforderung, die in jeder neuen Rolle steckt! 
Und wenn man den Zuschauern damit noch Freude bereiten und sie in eine andere Welt entführen kann, dann ist es perfekt! Ich freue mich immer sehr, wenn ich nach der Vorstellung nach Hause gehe und noch ein paar Zuschauern begegne,  die mir dann erzählen, welchen Spaß sie bei uns hatten und wie sie während der Show den Alltag völlig vergessen konnten.
Schauspiel hat so viele unterschiedliche und positive Seiten!

Du hast bereits ganz verschiedene Rollen verkörpert. Welche deiner bisherigen Rollen hat dich am meisten geprägt?

Ganz klar die Rolle des "Frank Farmer"! Musical und der damit verbundene lange Vertrag, der plötzlich immer länger wurde, waren ja etwas ganz Neues für mich, aber es macht wirklich Spaß und das aus sehr unterschiedlichen Gründen. 
In der Rolle des "Sy Spector" habe ich aber definitiv auch sehr viel gelernt und für mich persönlich mitgenommen.
Ich habe allerdings auch einmal in einem Kurzfilm einen Krieger gespielt. Der Film handelte von Aliens und ähnlichen Gestalten und meine Figur benötigte sehr viel Kampferfahrung. Es war zwar eine tragende, aber dennoch eine kleine Rolle, d.h. ich war nicht oft zu sehen, weil das Ganze sich eher im Schatten abgespielt hat.
Ich fand es dabei wahnsinnig interessant, was ich alles zeigen konnte, ohne es letztlich versuchen zu müssen. Das hat mir gezeigt, dass man nicht immer laut sein muss, um etwas zu sagen, wenn das Richtige aus dem Inneren kommt.

Gibt es beim Fernsehen eine bestimmte Richtung, die du bevorzugst, wie beispielsweise Liebeskomödien oder Actionstreifen, etc.?

Ehrlich gesagt liebe ich einfach diese Kombination aus Action, Drama und Comedy, so, wie es auch in unserer Show vorgesehen ist. Wir vereinen auch diese verschiedenen Stilrichtungen in unserem Stück.

Du hast früher auch einmal eine Zeit lang als Tennislehrer gearbeitet. Spielst du in deiner Freizeit noch?

Momentan nicht. Bis vor ungefähr vier Monaten habe ich zwar noch gecoacht, aber selber gespielt habe ich schon lange nicht mehr. Nächste Woche geht es allerdings wieder los und ich habe auch einige Interessenten, die trainiert werden wollen. Das werde ich dann vor den Vorstellungen machen. Darauf freue ich mich schon sehr!


Vor kurzer Zeit hast du ja mit Patricia Meeden für den Film "Das Gespenst von Cassley" vor der Kamera gestanden. Ist es eine Umstellung, mit einer Spielpartnerin auf der Bühne oder vor der Kamera zu stehen?

Eigentlich nicht, denn wir hatten sowohl auf der Bühne, als auch bei den Dreharbeiten wahnsinnig viel Spaß zusammen. Patricia und ich haben tatsächlich ungefähr die gleiche Vorstellung davon, was Schauspiel bedeutet und was wir daraus machen können. Es war ein sehr einfaches, wechselseitiges Geben und Nehmen mit ihr. 
Der einzige kleine Unterschied war, dass es bei den Dreharbeiten so schrecklich kalt gewesen ist. In der allerersten Szene, die wir gedreht haben, sitzen wir gemeinsam auf einer Klippe. Es sieht wunderschön aus, aber es war so saukalt, dass wir endlos gezittert haben.

Patricia stand in Köln an deiner Seite auf der Bühne, in Stuttgart ist es nun hauptsächlich Aisata Blackman. Ist es schwierig, sich an eine neue Bühnenpartnerin zu gewöhnen?

Teilweise schon, aber ich habe in Köln natürlich schon mit so vielen unterschiedlichen Partnerinnen neben Patricia gespielt, z.B. mit Nyassa, mit Chasity, mit Tertia, mit Makeda und mit Sidonie. Ich freue mich generell immer sehr zu sehen, welche Facetten eine andere Person in der Rolle mitbringt, denn so entdeckt man ganz neue Momente. 
In Stuttgart wurden einige Stellen im Buch geändert und das war eigentlich die noch größere Herausforderung hier.

Gibt es einen Lieblingsmoment in der Show, den du als "Frank" besonders gerne spielst?

Natürlich liebe ich es, im Bett zu liegen und zu schlafen ;-)
Eigentlich finde ich die Szene mit "Fletcher" direkt im Anschluss an die Ermordung Nickis ganz toll. Die ist so einfach, man sagt genau das, was man in dem Moment auch wirklich ausdrücken möchte. "Frank" ist an dieser Stelle  ziemlich fertig mit der Welt, weil es nicht das erste Mal war, dass er für einen anderen Menschen im entscheidenden Moment nicht da war und die kleinen "Fletchers" sind so offen in der Show, dass diese Szene ganz natürlich wirkt. 
Insgesamt ist "Frank" eher sachlich, er zeigt während der Aufführung häufig nur die klaren Fakten auf, aber in dieser einen Szene und natürlich in der letzten Szene, wenn er sich von "Rachel" verabschieden muss, macht "Frank" eine kleine Reise aus seiner eigentlichen Sachlichkeit in die Welt der Emotionen. 
Ansonsten ist auch die Szene super, in der "Rachel" ihren Bodyguard um ein Date bittet, denn da muss ich überhaupt nichts sagen und kann mich von meinem Gegenüber unterhalten lassen.

Etwas anderes..wie gefällt dir Stuttgart bisher?

Ich finde die Stadt wirklich sehr schön. Nur der Verkehr hier ist einfach schrecklich. Ich glaube, das liegt daran, dass hier alles relativ eng ist, obwohl die Stadt ja gar nicht so groß ist.
Aber wenn man von Möhringen, von meinem Arbeitsplatz auf die Stadt schaut, ist sie wirklich wunderschön.

Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben?

Rede zu viel ;-)

Was ist abschließend dein größter Wunsch für die Zukunft?

Frieden auf Erden! 
Mein allergrößter Wunsch für mich persönlich ist natürlich Gesundheit. Das Wichtigste ist es, immer gesund zu bleiben!

Lieber Jadran, ich danke dir sehr für dieses ausführliche und unglaublich sympathische Interview. 
Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Freude auf der Bühne und hoffen, dich noch oft auf deiner Reise mit "Rachel Marron" begleiten zu dürfen!

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