Blutiges Gespräch mit Kölns Sternkind

Pamina Lenn beendete ihr Studium zur Musicaldarstellerin in Wien im Jahre 2016. Sie stand bereits in verschiedenen Produktionen, wie beispielsweise "Into the Woods", "Addams Family" oder auch "Dracula" auf der Bühne. Aktuell ist die junge Darstellerin im Ensemble und als Zweitbesetzung der Rolle der "Sarah" im Erfolgsmusical "Tanz der Vampire" zu erleben. Neben ihrer Arbeit auf der Bühne ist sie auch als Übersetzerin und Regisseurin tätig. Ich hatte das Glück, mit der sympathischen Vampirdame ein Interview über ihre Zeit im Schloss sowie über ihr Privatleben führen zu dürfen...

(c) Matheo Radeck

Wann stand für dich fest, dass du im Genre Musical tätig sein möchtest? 

Meine Mutter hat mich schon als kleines Würmchen in alle Puppentheater, Schattenspiele und andere Stücke mitgenommen und ich war schon immer davon fasziniert, auf der Bühne zu stehen und eine Geschichte zu erzählen. Ich wusste also schon immer, dass es irgendwie so etwas sein muss. Dass es unbedingt Musical sein muss stand tatsächlich fest, als ich das erste Mal "Tanz der Vampire" (damals in Oberhausen) gesehen habe. Da war es um mich geschehen und ich wusste: Das und nichts anderes. 

Aktuell stehst du ja auch als Zweitbesetzung für die Rolle der "Sarah" und im Ensemble des Musicals "Tanz der Vampire" auf der Bühne. Wie würdest du "Sarah" in drei Worten beschreiben? 

selbstbewusst - frech - leidenschaftlich  

Hast du ein Lieblingslied oder eine Lieblingszene in der Show? 

Meine Lieblingsszene in „Tanz der Vampire“ ist definitiv „Rote Stiefel / Gebet“ . Die Musik ist einfach - es gibt kein anderes Wort - „episch“. Die Szene ist ein Schlüsselmoment für Sarah und ich bekomme einfach immer Gänsehaut. Auch im Ensemble, wenn man die Kraft aller anderen Darsteller fühlt, während man zusammen „betet“ - dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich. 

"Tanz der Vampire" ist eines der erfolgreichsten Musicals in Deutschland. Was ist deiner Meinung nach das Erfolgsgeheimnis dieser Produktion?

Vampire sind unsterblich und so auch der „Tanz der Vampire“. Ich denke, dass das Stück den großen Vorteil hat, dass es einfach zeitlos ist. Liebe, Verlangen, Leidenschaft, (Neu-)Gier - diese Themen werden uns immer beschäftigen und so wird uns auch "Tanz der Vampire" nie loslassen. Zudem finde ich, dass "Tanz der Vampire" ein Stück ist, das die perfekte Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit/ Gänsehaut-Momenten bedient, und damit eine Vielzahl von Menschen anspricht. 

(c) Matheo Radeck

Inwiefern erkennst du dich als Pamina in Sarahs Charakter wieder?

Der Moment, in dem Sarah und ich uns wohl am nächsten sind, ist tatsächlich der, wenn sie das Schloss des Grafen zum ersten Mal betritt und ihr vor Staunen einfach der Mund offen stehen bleibt. So ging es auch mir, als ich das Stück zum ersten Mal sah, und ...wow, so ging es mir, als ich die Bühne und das Set das erste Mal betreten habe. Sarah und ich staunen, sind unglaublich aufgeregt und haben auch ein bisschen Angst vor dem, was noch kommt.  

Diese Figur haben bereits viele bekannte Darsteller verkörpert. Wie schwierig war es da für dich, einen eigenen Teil in die Rolle zu legen?

Mir war von Anfang an klar, dass ich in große Fußstapfen trete. Angefangen von der ersten Sarah Cornelia Zenz, über Kult-Darstellerinnen wie Jessica Kessler, bis hin zu meiner ganz persönlichen Vorgängerin, der wunderbaren Marina Maniglio. Bei so vielen wundervollen, starken Frauen, die dieser Rolle Leben eingehaucht haben, musste ich meinen eigenen Platz finden. Es hat überhaupt keinen Sinn zu versuchen, jemanden zu kopieren, denn man wird nie so sein wie das „Original“. Deshalb habe ich zu Beginn der Proben versucht alles zu löschen, was ich bei anderen Sarahs gesehen hatte, und ganz individuell meiner eigenen Sarah Leben einzuhauchen.  

(c) Elise Doorn 

Bist du vor deinen Auftritten trotz deiner Bühnenerfahrung noch nervös?

Ich glaube, ein bisschen Aufregung ist immer dabei... aber eine gute Aufregung, denn jede Show bleibt dadurch spannend, dass sie live ist. Ja, wir haben einen Plan, was passieren sollte, aber wird das auch wirklich passieren? Wer weiß, vielleicht beißt der Graf sie ja heute nicht. :-) Es ist immer gut, mit dieser Energie in eine Show zu gehen, egal, ob man im Ensemble oder Solist ist. 

Besuchst du in deiner Freizeit gerne andere Stücke und hast du ein Lieblingsmusical? 

Oh ja, ich liebe Musical-Besuche! Ich war gerade erst mit meiner Schwester in New York und habe mir Musicals am Broadway angeschaut. Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen und dafür sind Musicals einfach genial. Zu meinen Lieblingsmusicals zählt definitiv „Tanz der Vampire“ und ich liebe auch „Das Phantom der Oper“ oder „Wicked“, aber auch etwas unbekanntere Musicals, wie beispielsweise "Heathers“ könnte ich mir täglich anhören! 

Welche Nachteile birgt der Beruf des Musicaldarstellers deiner Meinung nach in sich?

Ich würde es nicht unbedingt Nachteile nennen. Natürlich ist es, vor allem jetzt auf Tour, schwierig, ein richtiges Privatleben zu führen. Alle meine Freunde und Kontakte sind im Normalfall in einer anderen Stadt oder sogar in einem anderen Land. Aber wenn man diesen Beruf liebt, dann findet man auch darin etwas Positives. Man sieht viele Städte, man lernt neue Menschen kennen und es ist umso schöner, wenn die „alten Freunde“ dann einmal auf Besuch vorbei kommen. 

(c) Matheo Radeck

Was waren früher deine Lieblingsfächer in der Schule und welche Fächer mochtest du gar nicht? 

Meine Lieblingsfächer waren Deutsch und Englisch, das waren dann in der Oberstufe auch meine Leistungskurse. Auch Geschichte und Musik fand ich immer toll. Natürlich war Mathe nicht mein Favorit, aber Physik fand ich immer noch schlimmer. 

Wie wird die Musicallandschaft in Deutschland deiner Meinung nach in der Zukunft aussehen? 

Oh, schwere Frage. Ich hoffe, noch bunter! Ich finde es toll, wenn wir Vielfalt und Auswahl haben. Ich finde es auch wundervoll, wenn kleinere Produktionen mehr Aufmerksamkeit bekommen, denn auch da sind manchmal echte Schätze verborgen.

Was ist dein größter Wunsch für die Zukunft? 

Mein größter Wunsch für die Zukunft? Ich glaube (auch wenn sich das sehr kitschig anhört) glücklich zu sein und andere glücklich machen zu dürfen, denn ganz egal, wie sich das dann äußert, es kann nur gut sein. 

Vielen Dank für dieses unglaublich interessante Interview, liebe Pamina! Wir sind wahnsinnig gespannt, wohin dein Weg dich in Zukunft noch führen wird und wünschen dir bei deinen kommenden Tänzen in Kölns Ballsaal ganz viel Freude!

(c) Matheo Radeck

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