What a feeling - Ein Abend voller Leidenschaft und Liebe

"What a feeling, bein's believin. I can have it all, now I'm dancing for my life" - wenn die Musik einsetzt und die vorherigen Zeilen erklingen, dann beginnen die Augen zahlreicher Menschen zu funkeln und auf den Lippen breitet sich ein wohliges Schmunzeln aus. Nicht nur dieser mit dem Oscar ausgezeichnete Soundtrack hat den Klassiker "Flashdance" zu einem der bekanntesten und populärsten Filme gemacht. Der 1983 erschienene Musik- und Tanzfilm feierte große Erfolge und ist bis heute aus der Filmbranche nicht wegzudenken.
Aktuell sind die Kindheits- und Jugendhelden um "Alex Owens" und "Nick Hurley" hautnah zu erleben, denn das auf dem Filmhit basierende Musical "Flashdance" tourt momentan durch Deutschland und macht in diversen Theatern halt, um Klein und Groß in eine Welt voller Tanz, Träume und Magie zu entführen.
In den vergangenen Wochen wurde das Kölner Publikum im Musical Dome von der Tourproduktion beehrt.

                      (c) Thomas Brill

Erzählt wird die bekannte Geschichte um Alex Owens, die von einer Karriere als Tänzerin träumt. Am Tag schuftet die junge Frau als Schweißerin und am Abend tritt sie mit ihren Mädels in einer kleinen Bar auf. Doch eigentlich hat Alex ein besonderes Ziel, zu dem ihr Weg sie führen soll, denn sie erhofft sich die Aufnahme an dem renommierten "Pittsburgh Conservatory of Dance". Von ihrer Freundin Hannah bestärkt wagt sie schließlich den Sprung ins kalte Becken und meldet sich trotz fehlender Erfahrung für die Aufnahmeprüfung an der Ballettschule an, doch diese mutige Entscheidung ist mit so manchem Hindernis verbunden und auch privat sieht sich die ehrgeizige Tänzerin mit diversen Herausforderungen konfrontiert. Können die brennende Leidenschaft und die in Alex entflammte Liebe für Geschäftsmann Nick Hurley alle Hindernisse überwinden und ihr den Weg zum "Tanz ihres Lebens" ebnen...? 

Die Produktion lockt Musicalliebhaber in erster Linie mit einer mehr als vielversprechenden Besetzung ins Theater, wo ein sensationeller Musicalabend voller Gänsehaut und Staunen garantiert ist.

Ein besonders großes Kompliment gilt Hauptdarstellerin Maria Danae Bansen, die sich die Seele aus dem Leib spielt und die Rolle mit klarer, eindrucksvoller Stimme und tänzerischer Präzision füllt. Ihr gelingt der Spagat zwischen jugendlicher Leichtigkeit und emotionaler Irritation meisterhaft, sodass dem Publikum alle Farben der Rolle bestens präsentiert werden. Ob die Leidenschaft für Tanz, die nagenden Selbstzweifel an ihrem Leistungsvermögen oder auch das Gefühlschaos, in dem sich Alex gegenüber ihrem Liebhaber Nick befindet - jede Facette lässt Maria authentisch und für den Besucher transparent aufleben und verleiht der aus Film und Fernsehen bekannten Figur so geschickt ihre ganz eigene Note. Maria glänzt auf allen Ebenen und beweist über zweieinhalb Stunden hinweg, warum die Show keinesfalls auf ihre musikalischen sowie tänzerischen Qualitäten verzichten könnte.

"Nick Hurley", Chef und Liebhaber der jungen Frau, wird mit viel Charme und Herzlichkeit von Nicky Wuchinger verkörpert, der ebenfalls auf ganzer Linie zu begeistern vermag. Ihm gelingt es scheinbar mühelos, den Charakter auf der Bühne zu formen und ihn mit all seinen Ecken und Kanten zu präsentieren. Dank seiner grandiosen schauspielerischen Darbietung wird es dem Zuschauer sehr leicht gemacht, sich mit dem Charmebolzen, der im Inneren jedoch einen sehr sanften und gutmütigen Kern trägt, zu identifizieren. Nicky brilliert nicht nur mit seiner warmen, Gänsehaut verleihenden Stimme, sondern auch mit einer perfekten Ballance zwischen Extrovertiertheit, Humor und Sensibilität. Maria und Nicky harmonieren wunderbar auf der Bühne und führen mit großer Spielfreude durch Hoch und Tief der Liebesbeziehung.

                       (c) Axel Heimken




Ira Theofanidis ist als "Gloria" zu erleben, die Alex' Freundin mit herrlicher Stimmgewalt und großer Schauspielkunst zum Leben erweckt. Auch ihr gelingt es ohne Probleme, die Rolle mit einer Mischung aus Filigranität und kindlicher Naivität zu füllen und den Zuschauer so auf ihre ganz persönliche Reise durch die Träume, Hoffnungen und manchmal auch harten Realitäten der jungen Frau zu entführen. Insbesondere in dem bekannten Song "Gloria" kann Ira auch ihre gesangliche Power zum Ausdruck bringen und somit ihren Facettenreichtum und ihre künstlerische Vielfalt endgültig komplettieren.

Kevin Thiel beeindruckt in der Rolle des jungen "Jimmy", der ebenso wie Alex und Gloria hartnäckig für seinen großen Traum kämpft und sich immer wieder aufs Neue bestärkt und ermutigt nicht aufzugeben. Die Figur verlangt nach einer ausgewogenen Kombination aus Ernsthaftigkeit und Humor, die Kevin mit Bravour verkörpert. Ihm scheint die Rolle förmlich auf den Leib geschnitten zu sein, denn mit seinem perfekten Timing und seinem Verständnis für den inneren Konflikt der Figur, erntet er nicht nur so manches Lachen während der Vorstellung, sondern auch einen großzügigen Schlussapplaus, der Kevins fantastische Leistung gut widerspiegelt.

Ein absolutes Highlight stellt Regina Venus in der Rolle der Freundin "Hannah" dar. Mit viel Witz spielt sich die begnadete Künstlerin in die Herzen ihres Publikums und punktet immer wieder mit ihren einprägsamen Auftritten als selbstbewusste, ein wenig dickköpfige und dennoch - oder gerade deshalb - sehr liebenswerte alte Lady. Im Zusammenspiel mit Hauptdarstellerin Maria Danae Bansen schenkt sie jeder Szene den nötigen Schwung und entwickelt sich zum absoluten Publikumsliebling. 

            (c) Thomas Brill

Rudi Reschke ist in der Rolle des Barbesitzers "Harry" zu erleben - ein gutmütiger, geschäftstüchtiger Mann, für den Menschlichkeit wichtiger ist als großer Profit. Der Darsteller entpuppt sich als optimale Besetzung für den Barbesitzer, der im Haifischbecken der "Gastronomie" um sein wirtschaftliches Überleben kämpfen muss. Vollkommen authentisch zeigt er seine Interpretation der Rolle und spielt sich mit seinen zahlreichen kleinen Auftritten, seinem hohen künstlerischen Wiedererkennungswert und seiner einnehmenden Persönlichkeit in die Herzen der Zuschauer. 

Ein besonderer Respekt gilt wie so oft dem grandiosen Ensemble, das die gesamte Vorstellung über hundert Prozent gibt, um dem Zuschauer einen unterhaltsamen Abend zu bereiten. Tanzszenen zeichnen sich durch Synchronität aus, die Songs werden mit großem Klangvolumen dargeboten und es wird sehr geschickt durch die Geschichte geführt. Die Darsteller ergänzen sich prima auf der Bühne, sodass von Anfang an eine Einheit und ein Gefühl von Harmonie im Ensemble und in der Darstellung zu spüren ist.

                (c) Morris Mac Matzen

Dem Team ist eine wunderbare Bühnenadaption des Filmklassikers gelungen, die zu Herzen geht und vor allem gute Laune verbreitet. Neben den bekannten Hits, wie "Maniac", "Gloria" und "Flashdance - What a feeling", erklingen auch eigens für das Musical komponierte Melodien, die sich sehr gut zwischen die populären Titel einfügen und gemeinsam exzellent die Handlung vorantreiben. Daher stehen in der Show zu Recht sowohl englische als auch deutsche Liedtexte nebeneinander.

Das Bühnenbild ist sehr geschickt gestaltet. Es ist schlicht, lässt viel Raum für die eigentliche Handlung und lässt sich in Windeseile zu neuen Handlungsschauplätzen umfunktionieren. 
All diese Faktoren tragen zu einer äußerst gelungenen Umsetzung der Story bei.
Einzig die Geschwindigkeit, in der manche Zeitsprünge und Ortswechsel vollzogen werden, habe ich manchmal als kleine Schwierigkeit empfunden, da ich vor dem Musicalbesuch noch zu den wenigen Menschen gehörte, die keine Berührungspunkte mit dem Film hatten. Somit benötigte ich erst etwas Zeit, um mich in die Beziehungen und Konflikte des Stücks einzufinden, doch spätestens im zweiten Akt war ich in der Welt von "Alex Owens" angekommen. 

"Flashdance - das Musical" sprüht nur so vor guter Laune und Energie. Ungeachtet dessen werden auch die inneren Konflikte der Charaktere für das Publikum sehr verständlich aufbereitet und es kommt zu vielen intimen und sehr berührenden Szenen, die aus dem Leben eines Jeden von uns gegriffen sein könnten.
Letztendlich verlässt der Zuschauer das Theater mit einem sehr wohligen und positiven Gefühl. Das Musical lädt ein zu einer herrlichen Reise in die 80er Jahre, auf welcher der Besucher mit den alltäglichen Herausforderungen des Lebens, mit dem Kampf um große Träume und mit ganz viel Leidenschaft konfrontiert wird. Ein Erlebnis für Jung und Alt - den einen wird es in alte Zeiten versetzen und verblasste Erinnerungen ermöglichen, dem anderen wird es ganz neue Türen und Blickwinkel eröffnen. What a feeling...!

            (c) Flashdance - das Musical 

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