Ein Besuch bei Koukol - Sargdeckel auf und Bühne frei für Lukas Löw
Vor allem in dieser schwierigen und ungewöhnlichen Zeit darf natürlich der richtige Lesestoff keinesfalls fehlen. Daher möchte ich euch heute den Tag mit einem ganz besonderen Interview versüßen...
Lukas Löw absolvierte seine Musical - Ausbildung an der Stage School Hamburg, wo er bereits in diversen Semster - Projekten und Show - Formaten, wie beispielsweise der bei Zuschauern allseits beliebten Weihnachtsshow, zu erleben war. Nach seinem Abschluss 2019 führte der Weg den sympathischen Darsteller ans Kammertheater Karlsruhe und an die Comödie Dresden. Zuletzt war Lukas in der Rolle des Zuschauerlieblings "Koukol" im Erfolgsmusical "Tanz der Vampire" in Oberhausen zu bewundern. Nun zieht es den jungen Künstler auch in die Stuttgarter Gruft, denn auch im Palladium Theater wird Lukas in der Rolle des Buckligen sein Unwesen treiben. Sargdeckel auf und Bühne frei für Lukas Löw!
Wann stand für dich fest, dass du im Genre Musical tätig
sein möchtest und wie hat dein Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?
Im Laufe der Oberstufe am Gymnasium wurde für mich der Gedanke konkreter, dass es ins Genre Musical gehen sollte. Ich hatte damals eine
Lehrerin im Fach „Darstellendes Spiel“, die mich sehr bestärkt hat, in diese
Richtung zu gehen. Parallel wirkte ich damals auch in einem „Dancical“ in
meiner Heimatregion mit und war schon mehrere Jahre im Karnevalsverein meines
Heimatdorfes als Tänzer, Trainer und in der „Bütt“ aktiv. All das waren
Faktoren, die mich immer weiter in Richtung Musical brachten. Mein Umfeld hat
grundsätzlich sehr gut darauf reagiert und viele Bekannte, Freunde und
Familienmitglieder sagten mir auch im Nachhinein noch, dass ihnen immer klar
war, dass es für mich auf die Bühne gehen wird. Auch meine Eltern haben mich in
meiner Entscheidung bestärkt, obwohl ich zunächst erstmal „etwas Richtiges“
lernen sollte ;-) Also machte ich eine
Ausbildung zum Erzieher, was ich in keiner Sekunde bereut habe. Trotzdem
ließ mich der Gedanke an die Bühne nicht los und schlussendlich ging es dann nach Hamburg an
die Stage School, wo ich im Sommer 2019 meinen Abschluss machte.
Was war für dich die größte Herausforderung in deiner Ausbildungszeit an der Stage School?
Ich glaube, die größte Herausforderung für mich war es, mich mit
mir selbst auseinanderzusetzen - und das täglich und in allen Fächern. Mit
meinen Stärken, meinen Schwächen, meinen Grenzen im Kopf und den temporären
Grenzen meines Körpers, die es zu überwinden galt, musste ich erst einmal zurechtkommen. Auch mit Kritik umzugehen, sie anzunehmen, zu überdenken und
dann das Beste für mich daraus zu ziehen - das war eine große Herausforderung!
Zuletzt warst du in Oberhausen als „Koukol“ zu erleben und
auch in Stuttgart wirst du diese Rolle verkörpern. „Tanz der Vampire“ ist wohl
eine der populärsten Produktionen im deutschsprachigen Raum. Was macht deiner
Meinung nach den Zauber dieses Musicals aus?
Es ist in meinen Augen die besondere Magie dieses Stückes. Viele
Besucher sind „Wiederholungstäter“. Für mich persönlich ist es die Musik, die
so viele Facetten zeigt. Es gibt rockige und mitreißende Themen, aber auch sehr
emotionale und traurige Stücke. Somit ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auch die Mischung aus Grusel und Komik ist, denke ich, ein Faktor, warum das
Musical so populär ist.
In der Show musst du eine sehr ungewöhnliche Körperhaltung
einnehmen. Wie anstrengend ist dies für den Körper und wie lange hat es
gedauert, bis du diese Körpersprache verinnerlicht hast?
Die Körperhaltung ist schon sehr anstrengend und erfordert
jeden Tag meine Konzentration, um „Koukol“ gerecht zu werden. Man muss
regelmäßig trainieren, aber dem Körper auch Ruhe gönnen, die Muskeln dehnen und
die „Blackroll“ ist nach wie vor ein guter Wegbegleiter ;-)
Diese
Körpersprache wirklich zu verinnerlichen hat einige Zeit gedauert, denn in
jeder Situation muss man reflektieren, wie „Koukol“ das gerade tun würde und
wie der gesamte Körper auf eine veränderte Position seinerseits reagieren
würde. Dies ist ein Prozess, der immer noch andauert, denn so ganz fertig ist
man mit dieser Aufgabe wohl nie, auch weil jede Vorstellung anders sein kann und man immer
individuell auf seine Spielpartner reagieren muss.
Aufgrund der derzeitigen Ausnahmesituation konntet ihr die
letzten Vorstellungen in Oberhausen nicht regulär spielen. Das Metronom
Theater, welches nun leider geschlossen wird, konnte keine umjubelte Derniere
erleben. Wie stehst du zu dieser Schließung und wie traurig ist die Situation
für Darsteller und Fans?
Die Schließung ist natürlich sehr schade, da ein
wunderschönes Theater nun den Vorhang schließen musste und somit auch die Fans
eine Anlaufstelle weniger haben, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Als
Darsteller geht zudem natürlich ein potenzieller Arbeitsplatz mit sehr herzlichen Kollegen
verloren.
Was ist deine schönste Erinnerung an das Metronom Theater?
Mir fällt es wahnsinnig schwer, die „eine“ schönste
Erinnerung herauszusuchen. Die Vorstellungen vor ausverkauftem Haus waren ein
absolutes Highlight für mich persönlich sowie die Premiere, die ich in so
einer fantastischen Show auf einer solchen Bühne spielen durfte. Generell
erinnere ich mich aber auch sehr gerne an die Kollegen zurück und an all die
kleinen schönen und lustigen Momente, die man zusammen erlebt hat.
Welche ist deine größte Stärke und welche deine größte
Schwäche?
Ich glaube, meine Stärke ist meine Empathie. Diese Fähigkeit
war bereits in meiner Ausbildung zum Erzieher sehr wichtig und hat mir auch
während meiner Ausbildung in Hamburg und jetzt im Berufsalltag gute Dienste
geleistet. Meine größte Schwäche ist wahrscheinlich, dass ich zu „nett“ bin.
Schaust du dir privat auch Musicals an und welche
Eigenschaften muss ein Darsteller mitbringen, um dich als Zuschauer fesseln zu
können?
Privat schaue ich mir auch gerne Musicals an, da auch ich
mich gerne von dem Treiben auf der Bühne verzaubern lasse. Um mich fesseln zu
können, muss mich der Darsteller überzeugen. Das kann durch seinen Gesang,
seine Authentizität, sein Spiel oder eine seiner individuellen Fähigkeiten sein. Auf
jeden Fall sollte es „echt“ sein.
Was darf für dich für einen guten Start in den Tag auf gar
keinen Fall fehlen?
Noch einmal umdrehen im Bett, nachdem der Wecker geklingelt
hat und die Augen mehr oder weniger geöffnet wurden. Und danach eine große
Tasse Kaffee!
Welches Musical sollte deiner Ansicht nach unbedingt (noch
einmal) die deutsche Theaterwelt beehren?
Das wäre für mich „Tarzan“. Tolle Musik und ein großartiges
Musical, mit einer genialen Show auf der Bühne und im Zuschauerraum.
Welche Tipps würdest du angehenden Musicaldarstellern und
jungen Talenten mit auf den Weg geben?
Glaubt an euch und an das, was ihr könnt! Nehmt Kritik von
den richtigen Leuten an und seid euch eurer Grenzen bewusst - gegebenenfalls auch, um
diese Grenzen dann bewusst zu überschreiten :-) Und immer tief durchatmen.
Schnellfragerunde:
Lieblingsbuch? - Harry Potter - Reihe
Motivation an anstrengenden Tagen? - Leckeres Essen und positive Menschen
Welches Musical hast du zuletzt gesehen? - „Die Schöne und das Biest“ in Hamburg
Lebensmotto? - Nichts ist so schlimm, dass es nicht auch für irgendetwas
gut ist.
Lieblingsmusical? - Sweeney Todd
Vielen lieben Dank für dieses offene und äußerst herzliche Gespräch! Es war mir eine große Freude, dich in diesem Interview näher kennenlernen und gemeinsam mit dir eine kleine Reise durch dein Leben auf der Bühne machen zu dürfen, lieber Lukas! Von Herzen alles Liebe für deinen weiteren Lebensweg und auf ganz viele unvergessliche Erfahrungen in den Theatern dieser Welt.
Fotos: (c) Felix Rabas und Frank Linke
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