Saturday Night Fever - Zwischen glitzernden Discokugeln und flippigen Schlaghosen

"Saturday Night Fever" ist wohl einer der bekanntesten Musikfilme des vergangenen Jahrhunderts. Für viele Menschen ist die Geschichte rund um den jungen "Tony Manero", der allabendlich die Tanzflächen Manhattans unsicher macht, fester Bestanteil ihrer Jugend und nur zu gern erinnert sich vielleicht der ein oder andere an zaghafte Versuche, einmal ebenso das Tanzbein zu schwingen und musikalisch in das Lebensgefühl der 70er Jahre einzutauchen. Der Filmhit besitzt heute längst Kultstatus und erfreut sich nicht nur bei Musicalliebhabern einer besonderen Beliebtheit. Seit dem vergangenen Monat können eingefleischte Fans sowie Neulinge "Saturday Night Fever" in höchster Qualität erleben und sich ihren Lieblingscharakteren noch näher fühlen, denn ab sofort kann der Film sowohl als Blu-ray-Disc als auch als 4K UHD-Version genossen werden. Mit der neuen Auflage des Klassikers wird der Filmhit aus den 70ern zu einem visuellen sowie akustischen Erlebnis, das durch eine hervorragende Auflösung und farbgewaltige Bilder begeistert. Aber lasst uns doch zunächst einen kurzen Blick auf die Story werfen, bevor wir uns den Details dieses neuen Erlebnisses zuwenden. 
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge "Tony Manero", dessen Alltag auf den ersten Blick wohl dem jedes anderen Arbeitnehmers gleicht. Doch der Schein trügt, denn während der junge Mann tagsüber in einem kleinen Geschäft arbeitet, zieht es ihn abends stets in die Disco "2001 Odyseey", in der er den Leuten als "König der Tanzfläche" bekannt ist. Er liebt die Freiheit des Tanzens und noch vielmehr liebt er es, sich gemeinsam mit weiblichen Tanzpartnerinnen zu den Klängen zu bewegen. Besonders angetan hat es ihm die ebenso tanzbegeisterte Stephanie, auf die er bei seinen täglichen Disco-Besuchen ein Auge geworfen hat. Obwohl Tony mit seinen Annäherungsversuchen zunächst noch auf Granit bei ihr beißt, entwickelt sich doch nach und nach eine zarte Verbindung zwischen den Beiden, die insbesondere auf ein Ziel ausgerichtet ist: Tony und Stephanie wollen beim alljährlichen großen Tanzwettbewerb gemeinsam antreten und sich als Paar den begehrten ersten Platz sichern. Doch Tonys Obsession nach dem gemeinsamen Herumwirbeln mit seiner Tanzpartnerin hat ihren Preis. Nach und nach verliert der junge Mann die Welt außerhalb der Disco aus den Augen, stößt Menschen, die ihm vertrauen und ihn brauchen, vor den Kopf und muss schließlich mit den folgenschweren Konsequenzen seines Handelns leben.

Für seine ausdrucksstarke Zeichnung des "Tony Manero" wurde Hauptdarsteller John Travolta nicht nur mit Begeisterungsstürmen der Zuschauer belohnt, nein, seiner charismatischen Darbietung hatte er ebenso eine Oscar-Nominierung zu verdanken. Er strahlt eine einnehmende Präsenz vor der Kamera aus, die auch knapp 50 Jahre nach erstmaliger Veröffentlichung des Films noch in jeder Szene transparent wird. Dem Darsteller gelingt es wunderbar, eine unglaubliche Lässigkeit in seine Verkörperung der Rolle zu legen und zugleich immer wieder den ehrlichen, mitfühlenden Kern der Figur in dramareichen Szenen aufblitzen zu lassen. Dank seines ausgearbeiteten Spiels lernt der Zuschauer den jungen tanzbegeisterten Mann in unterschiedlichen Facetten kennen und kann ihn dabei doch nie in seiner ganzen Vielschichtigkeit greifen. Die Figur präsentiert sich oftmals mit derben Sprüchen und draufgängerischen Annäherungsversuchen und verschließt sich in ihrer Ausarbeitung dennoch nicht gänzlich den verletzlichen, gefühlvollen Momenten.

Die latente Derbheit ist in zahlreichen Dialogen des Filmhits deutlich zu spüren. Wer sich mit Tony, Stephanie und Co auf eine schwungvolle Reise begibt, sollte vorgewarnt sein, dass an der ein oder anderen Stelle an anzüglichen Gesten und rauen Dialogen nicht gespart wurde - für mich persönlich definitiv in mancher Szene etwas zu viel des Guten. Die Dialoge wirken teils konstruiert, aber funktionieren dennoch meist vor dem Hintergrund eines intuitiv lässig wirkenden Schauspiels. Doch überzeugender als die dialogisch gestalteten Auftritte sind in meinen Augen die schwungvollen tänzerischen Momente, die dem Film seinen Musicalcharakter verleihen. Die Szenen, welche sich auf der Tanzfläche abspielen, machen einfach Freude und animieren zum Mitwippen und rufen den Zuschauer dazu auf, sich selbst in den Hits der 70er Jahre und dem darin transportierten Lebensgefühl fallen zu lassen. 

Die Umsetzung des Musikfilms in neuer, überarbeiteter Qualität gestaltet sich hervorragend. Die technische Überarbeitung schafft ein Gesamterlebnis, das die Moderne der visuellen und akustischen Möglichkeiten mit dem Zeitgeist der inhaltlichen Zeichnung der Handlung vereint. Obwohl manche Szenen aufgrund ihrer scheinbaren Oberflächlichkeit und des sehr veralteten Frauenbildes indes heutzutage vielleicht nur noch bedingt begeistern können, lohnt sich ein Ausflug in die Welt von stilechten Schlaghosen, Plateauschuhen und glitzernden Discokugeln allemal, um den bildgewaltigen Eindruck einer anderen Zeit, einer eigenständigen Generation und eines besonderen Lebensgefühls auch im 21. Jahrhundert in das heimische Wohnzimmer zu transportieren. Die musikalische Linie von  "Saturday Night Fever" lässt den Zeitgeist eines Jahrzehnts aufleben, das die hier eingeflochtene Disco-Kultur sicherlich maßgeblich mitgeprägt hat und lässt vielleicht auch den ein oderen anderen Zuschauer vor den Bildschirmen zun ekstatischen, leidschaftlichen Tänzer werden.

                       Fotos: (c) Amazon

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