Auf den sagenhaften Spuren der Vergangenheit - Eine mystische Melodienreise in die Keltenzeit

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, der Wind pfeift ums Haus, während im Wohnzimmer die winterliche Saison mit dem ersten kanckenden Feuer im Kamin und einer schönen Tasse Tee eröffnet wird. Doch halt, eines darf an den grauen, verregneten Tagen des Jahres, die mit inbrünstiger Stimme danach verlangen, sich in eine Decke einzukuscheln und die Seele im trauten Heim ein wenig baumeln zu lassen, natürlich keinesfalls fehlen. Na, was bringt den Schein der gemütlichen Stimmung erst so wirklich zum Strahlen? Richtig, natürlich die passende musikalische Untermalung und da bietet sich für uns Musikliebhaber ja bekanntlich eine breite Palette an unterschiedlichen musikalischen Farben an. Doch eine brandneu erschienene Aufnahme ergänzt diesen musikalischen Reichtum nun um ein buntes Potpourri an vielfältigen Titeln, die mal geheimnisvoll, ja fast schon bedrohlich, mal träumerisch und sehnsuchtvoll anmuten. 

Thorsten und Nadine Uebe-Emden arbeiten schon seit einigen Jahren an der Verwirklichung eigener Musicalprojekte. Mitten in der Corona-Pandemie hat bereits ihre CD zum Erstlingswerk "Schatten über Armaleth" frischen Wind in die Musicalszene gebracht. Auch mit ihrer neuen Aufnahme "Druidenstein" verknüpfen die beiden Autoren wieder eingängige, seitens des geneigten Musicalbesuchers inkorporierte Klänge und neuartig erscheinende Soundideen, die sich zu einem atmosphärischen Erlebnis für Ohr und Herz verweben.

Die Produktion orientiert sich an dem sagenumwobenen Ort "Druidenstein", der heute als nationales Geotop ausgezeichnet ist, jedoch neben der naturellen auch eine historische Bedeutsamkeit in sich trägt. Um den Ort im Siegerland ranken sich zahlreiche Sagen und Mythen, wie die Geschichte rund um die Jungfrau "Herke", welche den grundlegenden Stoff für die neue Musicalproduktion des Ehepaars Uebe-Emden abbildet.
Die Aufnahme vertont die tragische Lebensgeschichte Herkes von Druidenstein, in der eine Zerrissenheit zwischen ihrer Bestimmung als Dienerin am Opferstein und ihrer großen Liebe "Caradoc" heranwächst, die ihr Herz auf eine harte Probe stellen soll. Als die beiden jungen Liebenden sich bei einem Ehrenfest im trügerische Schatten der Verborgenheit wähnen und in ihrer Zuneigung zueinander versinken, droht Herkes Welt endgültig ins Wanken zu geraten. Der Verrat eines Augenzeugen lüftet das zunächst gut gehütete Geheimnis des Paares und verpflichtet die Liebenden zu einem Wettlauf zwischen Leben und Tod.

Die musikalische Linie von "Druidenstein" greift auf akustischer Ebene die Vielschichtigkeit des emotional aufgeladenen Mythos auf und spiegelt die Zerrissenheit zwischen Pflichtbewusstsein und Menschlichkeit in stimmungsvollen Klängen wider. Kraftvolle Melodien treffen hier auf zarte Klänge und verbinden auf eindrucksvolle Weise Kampfesgeist und Verletzlichkeit. Nach der Produktion "Schatten von Armaleth" ist es den kreativen Köpfen wieder einmal hervorragend gelungen, den besonderen Charme der inhaltlichen Historizität in die Sprache der Musik fließen zu lassen und den Hörer mit atmosphärisch konnotierten Klängen in eine magische Welt zu entführen. In jedem Lied schwingt der mystische Zauber der Geschichte mehr oder minder sanft mit und lässt den Rezipienten auf einer geheimnisvollen Spur der Kelten wandeln. Im Rahmen der mit differenten Facetten angereicherten musikalischen Linie fügen sich durchdringende Chorklänge an verträumte Soli und präsentieren die das Genre Musical so prägende Bandbreite einer musikalischen Variabilität. Der geneigte Hörer wird dabei sowohl auf für das Ohr bekannt erscheinende Farben als auch auf einzigartige Rhythmen treffen. So finden sich auf der Aufnahme stimmungsgewaltige Songs, wie zum Beispiel "Keltenherz", die in ihrer klanglichen Stärke mitreißen und den Hörer geradewegs in eine Zeit der Finsternis katapultieren. Der treibende Beat so mancher Nummer vermittelt auf beeindruckende Weise die Dringlichkeit der vertonten Botschaften und reiht sich kunstvoll an sanfte, intime Momente, die Melodien der Zerbrechlichkeit offenbaren. 

Die Farbigkeit der Klänge verlangt hierbei nach versierten Sängerinnen und Sängern, die die Komplexität der Lieder mit Sicherheit in die Musikwelt hinaustragen können. Doch da braucht man sich bei der "Druidenstein"-Cast keine Sorgen zu machen, denn die Künstlerinnen und Künstler zeigen im Rahmen der Vertonung ihr gesamtes gesangliches Können und fächern meisterhaft die große Range der Titel auf. Die großen Nummern werden von stimmlicher Stärke getragen. So bleibt unter anderem die warme Stimmfarbe Hellmuth Schachners im Kopf, die im Zusammenspiel mit Julia Fernholz' sanfter Stimme große Momente erschafft. Doch den Künstlern gelingt es grandios, ebenso die vermeintlich leiseren, geheimnisvollen Töne herauszukitzeln. Insbesondere die fantastische Intonation des Titels "Lithas Mahnung", einem Lied, das von der Harmonie zwischen gesanglicher Präzision und musikalischer Kraft lebt, lässt den Zuhörer in gespannter Erwartung die Luft anhalten. 

Text und Musik greifen bei dieser Aufnahme wunderbar ineinander und kreieren in der gemeinsamen Dynamik eine ganz eigene Atmosphäre, die passgenau auf die sagenumwobene Geschichte abgestimmt ist. Dank der ausgefeilten Texte erblühen schnell sprachliche Bildlichkeiten, die der Akustik eine Visualität verleihen und den Rezipienten - ohne die Handlung in ihrer Gesamtheit zu kennen - an einen historischen Schauplatz entführen.

Abermals ist es Thorsten und Nadine Uebe-Emden gelungen, die Neugier auf eine besondere Produktion mit einer hochwertigen, stimmungsvollen Highlight-CD zu wecken sowie kreatives Herzblut und künstlerische Präzision in einem neuen Projekt zu vereinen. Die Aufnahme ermöglicht es dem in vorfreudiger Erwartung auf das neue Gesamtwerk gespannten Hörer, in die facettenreiche Mischung hochwertig produzierter Titel zu schnuppern und verheißungsvollen Botschaften zu mitreißenden Klängen zu lauschen. Bei solch einer vielversprechenden Sammlung unterschiedlicher Soundideen und Gefühlsfarben steigt in jedem Fall die Freude auf eine hoffentlich nicht allzu weit entfernte Uraufführung auf der Bühne im akustischen und visuellen Gewand.

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