Der Panik-Virus infiziert die Reeperbahn

Am 27.02. hatte ich einen panischen Abend im Operettenhaus. Ich habe mir nun auch endlich die Hamburger Version des Stückes "Hinterm Horizont" angesehen und war erneut absolut begeistert von dieser Produktion.
Als Udo stand an diesem Abend "Alex Melcher" auf der Bühne und hat mich durch das großartige Zusammenspiel von Schauspiel und Stimme einfach umgehauen. Meiner Meinung nach hat er den Udo ganz anders interpretiert und dargestellt, als es die anderen Schauspieler gemacht haben, aber genau das fand ich super interessant und ich war schon nach sehr kurzer Zeit absolut in seiner "Panik-Welt" gefangen!
Auch die weibliche Hauptdarstellerin Josephin Busch hat mich rundum fasziniert und hat mir vor allem in den Duetten mit Alex Melcher mehr als nur eine Gänsehaut gezaubert. Josephins Stimme ist wirklich unglaublich! Sie stellt das Mädchen aus Ostberlin sehr authentisch dar und lässt auf der Bühne besonders ihren Gefühlen freien Lauf. Dadurch entführt Sie die Zuschauer in ihre ganz eigene Welt.


Die Rolle der "Jessy heute" wurde von Nadja Petri verkörpert und auch sie konnte mich erneut beeindrucken. Ich hatte sie schon einmal in Berlin gesehen, aber an diesem Abend hat sie mir mindestens genauso gut gefallen wie in Berlin. Vor allem ihr Schauspiel ist sehr mitreißend. Dadurch, dass sie sowohl ganz am Anfang, als auch am Ende der Show zu sehen ist, rundet Nadja ein wenig die ganze Geschichte ab und ist ein sehr wichtiger Teil der Inszenierung. 

David Nadvornik übernahm den Charakter des "Steve" und ergatterte in dieser Rolle einige Herzen der Zuschauer. Sowohl gesanglich als auch schauspielerisch ist David sehr überzeugend und er verkörpert seine Rolle sehr emotional. Sowohl die rockige Seite des rebellierenden Jugendlichen als auch die verletzliche Seele des jungen Mannes, der unvermittelt seinen wahren Vater kennenlernt, kommt gut zum Ausdruck. 


Die Eltern von Jessy wurden von Dorina Maltschewa und Martin Timmy Haberger  verkörpert. Die Beiden haben zusammen phänomenal harmoniert! Gemeinsam mit Jessy, Elmar und Jessys Freund Marco alias Karsten Jaskiewicz haben sie eine sehr amüsante und recht ungewöhnliche DDR-Familie gebildet, die gemeinsam viele Ereignisse durchlebt. Besonders durch Karstens, Dorinas und Martins Schauspiel wirkten viele der Szenen noch humorvoller und die Handlung wurde noch nachvollziehbarer. 


Als Stasi Patschinsky war an diesem Abend Holger Dexne zu erleben und als Stasi Krause begeisterte Lutz Leyh. Gemeinsam gaben sie ein perfektes Duo ab! Vor allem durch ihr großartiges Schauspiel fühlte man sich automatisch zurückversetzt in die Zeit der Berliner Mauer und fieberte mit, wenn wieder einmal "Stramm-Stehen" angesagt war. 

Angeführt wurden das Duo und alle weiteren Stasi-Mitarbeiter vom Herrn Minister alias Ralf Novak, der seine Rolle auf eine ganz eigene Weise verkörperte und mich mit dieser Individualität faszinierte. Die Rolle des Herrn Ministers wirkte sehr amüsant, aber dennoch keinesfalls überzogen, sodass man auch dank Ralf Novak oft ein Schmunzeln auf den Lippen hatte.

(c)Stage Entertainment 

Die Reporterin Mareike wurde gespielt von Britta Boehlke. Meinem ganz persönlichen Bild der Rolle, welches ich seit meinen Besuchen von "Hinterm Horizont" in Berlin habe, entspricht sie leider nicht. Britta wirkt mir bereits zu reif und nicht energiegeladen genug in dieser Rolle, dennoch hat sie die Reporterin natürlich gut verkörpert und auch viele Zuschauer überzeugt.

Leider kann ich wieder einmal nicht alle tollen Darsteller namentlich nennen, aber ich möchte erneut betonen, dass diese Show gar nicht ohne dieses wahnsinnig tolle Ensemble funktionieren würde. Jeder Einzelne auf der Bühne trägt dazu bei, dass das Publikum von der Geschichte des Mädchens aus Ostberlin begeistert und berührt wird. Vielen Dank für diese zauberhaften Leistungen! 

(c)Stage Entertainment 

Im Vergleich zu der Version aus Berlin gibt es in der Hamburger Inszenierung einige kleine Änderungen. Nun wurden Udos neuere Hits, wie zum Beispiel der Song "Schwere Zeiten" mit eingearbeitet und natürlich darf auch das Lied "Reeperbahn" keinesfalls fehlen. Diese minimalen Veränderungen waren meiner Meinung nach sehr stimmig und haben die Show bereichert. Leider sind die Möglichkeiten im Operettenhaus - anders als im Theater am Potsdamer Platz in Berlin - räumlich etwas begrenzter, weshalb Szenen, wie die Ballonfahrt von Elmar leicht verändert werden mussten. Doch meiner Meinung nach wurden die vorhandenen Möglichkeiten sehr gut genutzt! Das einzige Detail, welches mich leicht stört, ist, dass man am Ende ein wenig aus dem Musical gerissen wird, da nach dem Medley des Panik-Meisters sehr abrupt der Vorhang fällt. Ich fand, dass das Ende in Berlin etwas runder wirkte. Doch ansonsten steht die Produktion in Hamburg der Berliner Inszenierung in Nichts nach und konnte mich rundum übezeugen. 
Die Darsteller rocken die Reeperbahn mit ihrer Ausstrahlung und ihren unvergleichlichen Stimmen.
"Hinterm Horizont" ist ein wunderschönes Stück mit sehr vielen Emotionen, Leidenschaft und Geschichtselementen, welches sowohl Jung als auch Alt fasziniert! Also - falls ihr der Reeperbahn in naher Zukunft einen Besuch abstatten solltet - nutzt die Gelegenheit und lasst euch ebenfalls vom Panik-Virus infizieren!

(c)Stage Entertainment 

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