Rock and Roll Dreams Come True - rockige Reise in neue Sphären des Musicals

Laut, rockig, revolutionär - anders kann man "Bat out of Hell", das neue Musical, welches am 8. Oktober Premiere im Oberhausener Stage Metronom Theater feiert, kaum in Worte fassen.
Ich durfte am 3. Oktober die Preview dieser Show erleben und bereits vor der Premiere einen Einblick in dieses spektakuläre Stück gewinnen.

(c) Stage Entertainment 

Die Show basiert auf dem gleichnamigen Album des weltbekannten Rockstars "Meat Loaf" und vereint die Songs dieser großen Legende mit einem umwerfenden Bühnenspektakel. Die Story spielt im postapokalyptischen Manhattan, einem Ort namens Obsidian, und erinnert an eine wahnsinnig moderne Fassung des Klassikers "Romeo und Julia". Die Produktion erzählt die Geschichte des jungen Mannes "Strat", der Anführer der "Losts", einer Gruppe von Jugendlichen, welche aufgrund eines Chemiekriegs für ewige Zeit in einem Alter von 18 Jahren stagnieren und der jungen "Raven", Tochter des reichen "Falco", der all seine Lebensfreude und Verrücktheit der früheren Jahre mit zunehmendem Alter verloren hat und nun völlig besessen von der Idee ist, die Stadt von den "Losts" und ihrer revolutionären Weltanschauung zu befreien. Trotz all des Hasses, den ihr Vater gegenüber "Strat" und seinen "Anhängern" empfindet, flammt zwischen "Raven" und "Strat" eine große Liebe auf. Während Ravens Mutter "Sloane" die jungendlichen Träume und Gefühle ihrer Tochter versteht, sich sebst in Raven wiedererkennt und eine Sehnsucht nach den Abenteuern ihrer Jugend verspürt, schüren die Emotionen des jungen Mädchens und ihr Verlangen nach "Strat" und seiner unbekannten Welt den Zorn des tyrannischen "Falcos". Ein Kampf zwischen dem reichen Mann und den "Losts" beginnt, der Raven immer mehr das Vertrauen in ihren Vater verlieren lässt...
Ich persönlich empfand es bei meinem ersten Besuch als nicht immer ganz einfach, jedem kleinen Detail und jeder einzelnen Hintergrundgeschichte der Charaktere zu folgen, jedoch wird die große Linie der Story, welche im Vordergrund steht, sehr deutlich. Die Geschichte vereint jegliche Emotionen, versetzt während sie eigentlich in einer zukünftigen Vision spielt zugleich zurück in wilde, vergangene Zeit und erinnert nicht zuletzt an die wahre Bedeutung der großen Liebe.


Im Fokus dieser neuen Produktion Stage Entertainments steht eine großartige Cast, die etwa drei Sunden lang eine absolute Meisterleistung auf die Bühne bringt.

Robin Reitsma verkörpert die Rolle des jungen und revolutionären "Strat" und begeistert in jeglicher Hinsicht. Nicht nur optisch ist er wie geschaffen für den 18 - jährigen Charakter, auch schauspielerisch wurde die Rolle mit diesem Darsteller mehr als optimal besetzt. Robin scheint es mühelos zu gelingen, dem Publikum sowohl die verrückten und wilden Facetten der Figur als auch ihre tief romantische und herzensgute Seite zu präsentieren und es so mit einem breit gefächerten Charakter zu konfrontieren. Vor allem Robins ersichtliche Spielfreude auf der Bühne und der Mut, neue und frische Ideen zu verwirklichen, krönen seine schauspielerische Leistung. Auch gesanglich brilliert Robin mit seiner rockigen und dennoch angenehm warmen Stimme und entwickelt seine ganz persönliche Interpretation dieser weltbekannten Hits.

Die Rolle der "Raven" wurde an diesem Abend von Sarah Kornfeld gespielt. Auch sie konnte den Drang der Figur, das Unbekannte zu entdecken und mehr von der Welt zu sehen, mit großen Gefühlen verbinden und besonders hinsichtlich der großen Liebesbeziehung perfekt mit ihrem Spielpartner Robin harmonieren. Zusammen haben die beiden Darsteller auf den Brettern, die die Welt bedeuten, alle Höhen und Tiefen der gemeinsamen Beziehung durchlebt und ihre Charaktere mit ganz persönlichen Farben entwickelt. 


Ein weiteres großes Highlight ist unumstritten Alex Melcher, der in der Rolle des "Falco" auf der Bühne steht. Nicht nur die verhärmte und tyrannische Seite des Familienvaters konnte der Darsteller den Zuschauern besonders dank einer unvergleichlichen Ausstrahlung, die nicht zuletzt Alex fantastischer Mimik geschuldet ist, nahebringen, es gelang ihm vielmehr auch, die verborgene verletzliche Seite der Figur, die mit den Jahren immer mehr von Gier und  Hass verdrängt worden war, in den entsprechenden Momenten aufleben zu lassen. Gepaart mit einer herrlichen Komik, die etwas Lockerung in die ansonsten düstere Stimmung des Musicals bringt und einem stimmgewaltigen Gesang ergab sich hieraus eine brilliante Leistung, die vollkommen verdient mit tosendem Applaus belohnt wurde.

Franziska Schuster feierte an diesem Abend ihr Debüt in der Rolle der "Sloane", welches bei den Zuschauern einen mehr als positiven Eindruck hinterließ. In diversen Titeln, wie beispielsweise "What parts of my body hurts the most" oder auch "Paradise by the Dashboard Light", konnte die Sängerin mit einer angenehm durchdringenden und energiegeladenen Stimme, die Musicalbegeisterte ja bisher vor allem aus klassischeren Passagen kannten, magische musikalische Momente mit Leben füllen und gemeinsam mit ihrem Bühnenpartner Alex Melcher trotz oder - besser gesagt - gerade wegen des rockigen Schliffs der Songs Gänsehaut zaubern.


Aisata Blackman verkörpert den Charakter der "Zahara" und steht gemeinsam mit Benet Monteiro, der die Rolle des "Jagwire" zum Leben erweckt, auf der Bühne. Die beiden Darsteller geben ein sensationelles Bühnenpaar ab und es gelingt ihnen, grandiose und sehr bewegende Duette mit ihrer Stimmgewalt zu füllen und auch den zunächst sehr rockig anmutenden Klängen eine emotionale Tiefe zu verleihen. Vor allem die gemeinsame Interpretation des Titels "Two Out of Three Ain't Bad" brannte sich in dieser Vorstellung in die Herzen der Zuschauer ein. 

Die Rolle des jungen, quirligen und pubertierenden "Tink" wird in der deutschsprachigen Erstaufführung von Tom van der Ven kreiert, der seinen ganz persönlichen Charme in diese Figur einbringt. Als naiver Junge, der immer wieder von Emotionen getrieben agiert, dem man aber letztendlich doch nichts übel nehmen kann, spielt sich Tom in die Herzen der Zuschauer und sorgt mit seiner herzergreifen Darstellung für so manches Schmunzeln.

(c) Jacob Fearey

In den Rollen des "Ledoux" und "Blake" glänzen Michael Moore und Lorenzo Di Girolamo, welche vor allem in den großen Ensemblenummern sowohl darstellerisch als auch gesanglich unglaublich präsent sind und mit ihrem sichtbaren Verständnis für die Figuren und deren Gefühlswelt eine absolute Bereicherung für das Gesamtwerk darstellen. Mit viel Spielfreude entführen sie das Publikum in fremde Sphären und lassen gemeinsam mit Benet Monteiro und Aisata Blackman die auf den ersten Blick etwas befremdliche Welt der "Losts" für das Publikum transparent werden.

Nicht zu vergessen: Ein ganz besonders Lob gebührt dem Ensemble, das mit großen Choreografien, die zu jedem Punkt sehr synchron ausgeführt wurden und mit fantastischen, rockigen Stimmen, die gemeinsam einen gewaltigen Klang entstehen lassen, ein stabiles Fundament für die gesamte Show formt, ohne welches ein solches Endprodukt überhaupt nicht möglich wäre.

(c) Lorenzo Di Girolamo 

Neben dieser unbeschreiblichen Cast muss bei der Vorstellung in jedem Fall das spektakuläre Bühnenbild erwähnt werden. Keine andere Inszernierung bietet dem deutschen Publikum ein solch atemberaubendes Spektakel im Theatersaal . Für die Zuschauer, die dem Stück erstmalig einen Besuch abstatten, hält dieses Bühnenbild so manche Überraschung bereit und zeigt, was im Theater so alles möglich ist. Feuer, Wasser, Nebel, Pyrotechnik, Soundeffekte, Lichtdesign, hier wurde an nichts gespart. Die Bühne wurde in all ihrer Breite verbaut. Aufgrund dieser Tatsache, dass die gesamte Bühne bespielt wird, kann es im seitlichen Parkett zu einer gewissen Sichteinschränkung kommen. Einige Szenen, die sich auf der rechten Seite abspielen, werden auf eine große Leinwand übertragen, was auch den Fortgang der Handlung an mehreren Orten gleichzeitig ermöglicht und die fremde Welt der "Losts" der geordneten Welt der Familie "Falcos" gegenüberstellt, doch besonders auf der linken Seite kann die Sicht doch teilweise etwas eingeschränkt sein, weshalb ich persönlich Plätze relativ mittig empfehlen würde, um einen besonders guten Gesamteindruck zu bekommen.


Nicht nur das Bühnenbild, welches ein dickes Ausrufezeichen in der Welt des Musicals setzt, auch die ohrwurmlastige Musik schafft eine unbeschreibliche Atmosphäre. Selbst die allgemein geäußerten Bedenken hinsichtlich der Übersetzung der Welthits vom Englischen ins Deutsche erwiesen sich zugleich als vollkommen unbegründet. Den Produzenten ist es perfekt gelungen, die Bedeutung der Songtexte im Gesamteindruck zu erhalten und sie so gekonnt zu übersetzen, dass die Lieder selbst die Geschichte tragen und mit jedem einzelnen Wort repräsentieren. In einige Songs sind auch kleine englische Passagen eingeflossen, die wunderbar mit der deutschen Übersetzung harmonieren und eine ganz neue, aber sich sofort ins Gedächtnis einprägende Umsetzung der Lieder widerspiegeln. Achtung, Suchtgefahr! ;-)
Insgesamt wird eine Art Rockkonzert - Atmosphäre transportiert, die nicht nur in Sachen "Lautstärke" die Produktion deutlich von klassischeren Musicals abhebt. 


Es gab hier und da noch winzige Kleinigkeiten, wie beispielsweise in puncto Abmischung des Sounds, die bei der Preview noch nicht hundertprozentig optimal waren, aber genau deshalb gibt es ja schließlich Previews, um kleine "Schwächen" noch aufzudecken und zu überarbeiten. Bis zur großen Premiere am 8. Oktober wird noch jede Minute genutzt, um eine bereits jetzt schon atemberaubende Show noch zu perfektionieren.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich die Inszenierung in Oberhausen anzusehen. Man muss sich auf dieses ganz neues Konzept einlassen und sich auch an diese neue Dimension des Genre Musicals wagen, denn wie heißt es schließlich: Nur wer wagt, gewinnt! Und bei dieser Produktion kann man eigentlich nur gewinnen, nämlich ganz neue Erfahrungen, viel Freude und zahlreiche wunderschöne - noch nie dagewesene Momente! Mit diesem Stück hat Stage Entertainment den Mut bewiesen, etwas ganz Neues in Deutschland auszuprobieren und uns Zuschauern ermöglicht, über unseren bisher aus diversen Musicals zusammengebastelten Tellerrand hinauszuschauen! Rock and Roll dreams come true! 

Kommentare

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