Ob bei Evita, Jesus Christ oder Matterhorn - mit dieser Dame geht es immer hoch hinaus

Anna Burger absolvierte ihre Ausbildung an der Musik- und Kunst - Privatuniversität der Stadt Wien. Anschließend stand die Darstellerin in diversen erfolgreichen Produktionen, wie beispielsweise in "Arthus - Excalibur", "Kiss me, Kate" oder auch "Evita" auf der Bühne. Aktuell ist sie im Musical "Matterhorn" in St. Gallen als "Sofia" für das Schweizer Publikum zu erleben. Ich durfte mit der lieben Anna ein aufschlussreiches Interview über ihren Weg auf die Bühne und ihre bisherigen Theater - Erfahrungen führen... 


Wann stand für dich fest, dass du im Genre „Musical“ tätig sein möchtest?

Eigentlich relativ spät. Ich stamme zwar aus einer Musikerfamilie und habe schon ganz früh als Tänzerin auf der Bühne gestanden, aber der Traum Musicaldarstellerin  zu werden, kam erst im Alter von ca. 15 Jahren, als mir meine Mama zu Weihnachten die CD von "Elisabeth" schenkte. Ich hörte das Stück rauf und runter, und sang alle Partien lautstark  mit. Das gleiche passierte dann mit "Tanz der Vampire". Jeden Tag, nach der Schule, legte ich sofort eine Musical - CD ein und  tanzte und sang mit, bis sich die Nachbarn aufgeregt haben. Ich bewundere noch immer meine Mutter, die dies geduldet hat und oft auch Publikum spielen 
musste! :-D

Du hast deine Ausbildung an der Musik-und  Kunst - Privatuniversität der Stadt  Wien in Klassischem Ballett  und  Modern Dance sowie im Studienzweig Musikalisches Unterhaltungstheater  absolviert. Was ist deine schönste Erinnerung an diese Zeit?

Meine schönste Erinnerung an meine  Ausbildung ist eigentlich meine  "Bachelorshow". An diese Zeit denke ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Einerseits hat die Erarbeitung und die Aufführung der Show selbst riesengroßen Spaß gemacht! Uns wurde viel Freiraum  gelassen, so konnte ich meine eigenen Ideen  einbringen und meiner Kreativität freien Lauf lassen! Ich habe auch meine Stückauswahl selbst getroffen und natürlich viele Songs aus meinen Lieblingsmusicals eingebaut. Andererseits war es aber auch ein sehr tränenreicher Abschied von meinen wundervollen Jahrgangskollegen…


Du standest bereits in diversen Musicals auf der Bühne, wie beispielsweise  „Kiss me Kate“,  „Jesus Christ Superstar“ oder auch „Evita“. 
Welches Engagement hat dich bisher am  meisten geprägt und welches hat für dich die größte Herausforderung dargestellt?

Am meisten geprägt hat mich sicherlich  "Jesus Christ Superstar" bei den Vereinigten  Bühnen Wien. Nicht nur, weil es mein  persönliches Lieblingsmusical ist, nein, die  Energie, die bei diesem Stück auf der Bühne geherrscht hat, war einfach  unglaublich! Auch die Leistung, die die beiden Hauptdarsteller Drew Sarich und Sasha Di Capri gebracht haben, war grandios! Als wir für die Bows alle gemeinsam auf die Bühne kamen, ist das Publikum aufgesprungen und der Applaus wollte nicht enden. Mir schossen in diesem Moment Tränen in die Augen, weil ich einfach so überwältigt war!  Außerdem habe ich bei diesem Stück eine meiner besten Freundinnen kennengelernt. 

Aktuell stehst du in der Produktion  „Matterhorn“ im Ensemble in der Rolle  der „Sofia“ auf der Bühne. Bitte  beschreibe die Handlung des Musicals in wenigen Worten für all diejenigen, die euch noch nicht im Theater St. Gallen besucht haben, liebe Anna!

Das Stück handelt von der Erstbesteigung  des Matterhorns, bei der es  einen schrecklichen Unfall gab. Die  Willenskraft und der Ehrgeiz der Bergsteiger kommen in dem Stück stark zur Geltung. Und was mir ganz besonders gefällt, ist die eigentliche Aussage des Stücks: Der Mensch kann die Natur einfach nicht besiegen. Die Natur wird immer stärker sein als menschliche Kräfte. Wir tun unserer Welt so  viel Schreckliches an, aber ich glaube, dass  sich die Natur irgendwann rächen wird und wir nur hilflos zusehen werden können. Natürlich hoffe ich, dass wir rechtzeitig aufwachen werden, um Schlimmeres zu verhindern! Es bleibt uns halt leider nicht mehr so viel Zeit. "Matterhorn" regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und es hat sogar mein Interesse am Bergsteigen geweckt! Ich habe sehr viel recherchiert und finde es unglaublich, was Menschen leisten, die solche Berge, wie beispielsweise das Matterhorn oder gar den Mount Everest erklimmen. Es lohnt sich auf jeden Fall in St. Gallen vorbei zu schauen, wir spielen nur noch bis Februar 2019!

Wie würdest du die - eigens für  diese  Produktion  komponierte - Musik  in  Worte fassen und hast du persönlich einen musikalischen Lieblingsmoment in der Show?

Die Musik für das Musical hat Albert Hammond geschrieben, der auch schon Songs für z. B.Whitney Houston geschrieben hat! Sie ist extrem ausdrucksstark und geht sehr ins Ohr! Die Arbeit mit Albert war total spannend, denn er ist ein sehr inspirierender Mensch! Ich habe die Gespräche mit ihm sehr genossen und viel dabei gelernt! Mein musikalischer Lieblingsmoment der Show ist eindeutig der Aufstieg auf das Matterhorn. Die Musik an dieser Stelle ist besonders expressionistisch, ausdrucksstark und  kraftvoll!  


Bis Februar 2019 kann man die Inszenierung im Theater St. Gallen noch erleben. Was wirst du am meisten an diesem Musical vermissen und warum sollte man sich deiner Meinung nach diese Show keineswegs entgehen lassen?

Am meisten werde ich definitiv die Cast vermissen! Wir sind unglaublich zusammen gewachsen und ich habe jeden Einzelnen wahnsinnig ins Herz geschlossen! Es wird ein sehr trauriger Abschied im nächsten Monat! Diese Show ist wirklich etwas ganz Besonderes. Es ist für jeden etwas dabei! Spannung, Liebe, Verrat, Magie. Und dadurch, dass es auf einer wahren Begebenheit  beruht, ist es sicher auch für Menschen interessant, die normalerweise vielleicht nicht so häufig in ein Musical gehen!  

Weißt du bereits, wie es nach deiner  Zeit bei „Matterhorn“ für dich weitergehen wird?

Ja, ich werde im Sommer auf der Felsenbühne Staatz in der österreichischen Uraufführung des Musicals "Der Graf von Monte Cristo" die Rolle der "Mercedes" übernehmen. Im Frühling werde ich auch noch in einem weiteren tollen Stück zu sehen sein. Genaueres darf ich aber aktuell noch nicht verraten  ;)

Schaust du dir privat auch gerne Musicals an und welche Eigenschaften muss ein Darsteller mitbringen, um dich als Zuschauer fesseln zu können? 

Ja, natürlich sehe ich mir auch privat  Musicals an! Um mich wirklich zu fesseln, sollte ein Darsteller eine ehrliche  Bühnenausstrahlung haben und mich auf  eine Reise mitnehmen können. Ein gutes Beispiel dafür ist Alice Fearn. Nachdem ich sie in London in "Wicked" gesehen habe, hat sich mein (Bühnen-) Leben verändert.  


Du hast neben vielen Inszenierungen in  Österreich auch das ein oder andere  Stück in  Deutschland und nun auch in der Schweiz bereichert. Hast du persönlich einen Ort, an dem du besonders gerne arbeitest oder mit welchem du dich sehr verbunden fühlst?

Am meisten verbunden fühle ich mich natürlich mit Wien, da ich hier aufgewachsen bin! Allerdings finde ich es auch immer wieder interessant und abwechslungsreich, in anderen Ländern zu arbeiten!

Hast du eine Traumrolle, die du unbedingt einmal spielen möchtest?

Ja klar! "Roxy" aus "Chicago" ist eine meiner absoluten Traumrollen. Auch "Sandy" aus "Grease" oder "Evita" würde ich gerne einmal spielen. 

Die Musicallandschaft in Deutschland  ist in ständiger Bewegung und es kommen immer mehr neue Produktionen, beispielsweise vom Broadway, auch nach Deutschland. Wie empfindest du diese Veränderungen in der Musicalwelt?

Diese Veränderungen finde ich persönlich sehr interessant. Ich glaube, es ist immer gut, wenn es neue Stücke in den deutschsprachigen Raum schaffen und hier unseren Horizont erweitern.

Liebe Anna, vielen Dank für dieses offene Gespräch. Wir wünschen dir ganz viel Freude bei der letzten Vorstellung von "Matterhorn - das Musical" im Februar und freuen uns mit dir auf alle weiteren Projekte!

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