Die fabelhafte Welt der Steffi

Steffi Regner absolvierte von 2012 bis 2014 ihr Studium zur Musicaldarstellerin an der Stage School in Hamburg. Zudem belegte sie eine Weiterbildung im Studiengang Diplom - Musikerziehung. Nach ihrem Studium stand Steffi in diversen Produktionen, wie beispielsweise "Das Phantom der Oper", "Jesus Christ Superstar" und "Artus - Excalibur" auf der Bühne. Auch in den Shows "Mozart Superstar" und "Sweeney Todd" wirkte die junge Künstlerin mit. Aktuell bereichert sie die Münchner Inszenierung des Musicals "Die fabelhafte Welt der Amelie" und verkörpert dort als Cover die Rolle der "Amelie" sowie der "Gina". Steffi hat sich netterweise die Zeit für ein kleines Interview genommen, um euch einen Einblick in ihre persönliche, fabelhafte Welt zu ermöglichen...

Wann stand für dich fest, dass du im Genre Musical tätig sein möchtest und wie hat dein Umfeld auf diese Entscheidung reagiert? 

Recht früh - mit neun Jahren sind meine Schwestern eher durch Zufall auf „Hair“ im Wiener Raimundtheater gestoßen! Das hat mich dann so fasziniert wie die Darsteller auf der Bühne singend und tanzend strahlen, dass ich das unbedingt auch einmal machen wollte! Ich habe großes Glück mit meinem Umfeld; meine Familie hat mich immer unterstützt, mir alle Mittel bereit gestellt, die ich für Musik- und Tanzunterricht brauchte und bei unzähligen Chorauftritten zugehört. Meine besten Freunde machen hobbymäßig oder beruflich auch alle etwas mit Musik, da war es also völlig normal, immer und überall zu singen und zu musizieren! Für meine klassischen Musiklehrer war damals die Sparte "Musical" eher etwas Ungewöhnliches, aber jeder, der meinen Weg jetzt mitverfolgt, bestätigt mir, dass Musical meines ist :)



Du hast nicht nur dein Studium an der „Stage School“ in Hamburg absolviert, sondern dich anschließend auch für eine Weiterbildung am Hamburger Konservatorium im Studiengang Diplom- Musikerziehung entschieden. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen und welche Erfahrungen konntest du in der Zwischenzeit bereits im Unterrichten gewinnen?

Für einen kurzen Zeitraum hatte ich noch überlegt, studienmäßig in der Klassik zu bleiben, zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich mich gar nicht zwischen den Genres entscheiden muss. An das Hamburger Konservatorium bin ich eher durch Zufall durch einen Kollegen gekommen. Nach meinem ersten Sommerengagement nach der Stage School hat sich dann noch kein Folgejob ergeben. Eigentlich waren da alle Fristen für Studiengänge im Herbst auch schon abgelaufen. Es sollte wohl irgendwie so sein, dass ich dadurch ans Hamburger Konservatorium gekommen bin.
Das Unterrichten begleitet mich jetzt schon seit sieben Jahren, am Konservatorium habe ich noch gutes Handwerk für diese Aufgabe erlernt. Beim Unterrichten lernt man selbst unheimlich viel: mit verschiedenen Menschen fördernd umzugehen, man reflektiert, experimentiert, lernt den Stimm- und Atemapparat in der Praxis individuell kennen, lernt viele Popsongs kennen, die die Schüler singen wollen ;)

Welche deiner bisherigen Rollen hat dich am meisten geprägt? 

Puh, von jeder Rolle nimmt man etwas mit, wenn sie gut gearbeitet ist. Am meisten prägt mich immer die aktuelle Rolle, anschließend konzentriere ich mich wieder voll auf die nächste ;)

Am 2. März 2019 konntest du deine Premiere im Musical „Die fabelhafte Welt der Amelie“ im Werk 7 – Theater in München feiern. Du wirst in der neuen Produktion als Cover „Amelie“ und „Gina“ zu sehen sein. Bei welcher dieser Rollen kannst du mehr Parallelen zu deinem eigenen Charakter ziehen?

Also, mir wird immer gesagt, dass ich vom Typ eher Amélie ähnlich bin. Ich bin zwar nicht ganz so schüchtern, aber zum Beispiel ihre Freude über kleine Dinge oder das gedankliche Phantasieren kenne ich gut von mir selbst! Von Gina habe ich meiner Meinung nach die Offenheit und Energie, vielleicht ein bisschen auch den Glauben an das Gute. Wo jetzt mehr Parallelen sind, kann ich gar nicht sagen.



Die Show ist erstmalig im deutschsprachigen Raum zu erleben. Für diese Inszenierung wurden einige Änderungen im Vergleich zur Aufführung am Broadway vorgenommen. Hast du die Produktion dort gesehen und wenn ja, wie empfindest du die Veränderungen?

Nicht am Broadway, sondern über andere Wege habe ich die Produktion gesehen, ja. Unser Kreativteam hat dem Stück den europäischen Charme wiedergegeben, den es auf dem Weg über den Atlantik verloren hat. Die Musik ist dem Film-Original näher, da sich im Gegensatz zur Broadway-Produktion neben der Musik von Daniel Messé und Nathan Tysen auch immer wieder der Originalsoundtrack von Yann Tiersen wiederfindet. Zudem kommen in dem Stück immer wieder Puppen zum Einsatz: so wird die kleine Amélie zu Beginn von einer Puppe dargestellt, die von der erwachsenen Amélie geführt wird. Ebenso werden Amélies Kindheitsfreunde, der Goldfisch Pottwal, und der Gartenzwerg, den Amélie auf große Reise durch die Welt schickt, durch Puppen dargestellt. Das gibt unserer Produktion etwas ganz Besonderes! Das gab es so in dieser Form zuvor noch nie. 

Was zeichnet dieses Musical, welches auf dem bekannten gleichnamigen Film basiert, deiner Meinung nach aus und denkst du, dass das Stück eine bestimmte Zielgruppe besonders anspricht?

Es geht nicht um Weltsensationen oder Superstars, sondern um einzelne Figuren, die durch ihre ganz eigene Geschichte und ihren besonderen Charakter herausstechen. Die Besucher werden sprichwörtlich in deren Welt hineingezogen und erleben sie hautnah, beispielsweise wenn sie an den Bistrotischen im Café des 2 Moulins sitzen, die Teil des Bühnenbilds sind. Die Zielgruppe ist die breite Masse: Menschen, die sich mit den Figuren oder Situationen identifizieren können. Das finde ich auch das Schöne an der Show!

Hast du ein Lieblingslied oder einen Lieblingsmoment in der Show?

Die Stimmung am Schluss vor "Bleib" und nach dem Monolog von Amélie mit der wunderschönen Filmmusik im Hintergrund ist immer ganz besonders! Das Publikum traut sich kaum zu atmen. Das ist schon wunderbar, wenn man merkt, dass alle so von der Geschichte mitgenommen sind!




Hast du eine Traumrolle, die du in Zukunft unbedingt einmal spielen möchtest?

OH ja! Noch viele ;) Ganz oben steht „Maria“ aus der „West Side Story“, „Maria“ aus „Sound of Music“, „Christine“ aus „Phantom der Oper“, „Elisabeth“.. „Hair“ möchte ich unbedingt noch spielen. Aber auch jüngere, sogenannte Jukeboxmusicals machen sicher großen Spaß in der Umsetzung.

Hast du in beruflicher oder privater Hinsicht ein Vorbild in deinem Leben?

Ich habe viele Vorbilder! Ich liebe es, mich von starken Persönlichkeiten inspirieren zu lassen, das motiviert mich total. Von so vielen Menschen und Kollegen kann man sich super Tipps und Tricks abschauen und selbst ausprobieren.

Welche Fähigkeiten muss ein Darsteller auf der Bühne mitbringen, um dich als Zuschauer fesseln zu können?

Ich glaube, man muss schon mit der Liebe geboren sein, sich präsentieren zu wollen. Dazu muss dann nur noch etwas Technik und Handwerk für den Beruf erlernt werden ;) Aber das Feuer und die Ausstrahlung für die Bühne hat man in sich oder eben nicht. Das heißt aber nicht, dass nur diese Leute auf die Bühne gehen sollten! Jeder, der Freude daran hat, sollte das unbedingt machen, egal, welcher Grad der Begabung. Nur eben im professionellen Bereich ist der Markt zu hart, wenn man nicht wirklich 150 Prozent dafür brennt.

Was würdest du jungen Menschen mit auf den Weg geben, die ebenfalls den Beruf des Musicaldarstellers anstreben?

Offen sein, alles ausprobieren, gut auf den eigenen Körper hören (man sollte kein Halsweh haben oder leicht heiser sein nach einer Gesangsstunde oder schlimmstenfalls Stimmbandentzündungen bekommen!!!). Des Weiteren gute Lehrer suchen, die einen motivieren, niemals aufgeben, lernen, wie man negative Kritik verarbeitet und sich über konstruktive Kritik freuen, denn die bringt einen weiter! Anfangs sollte man jede Erfahrung sammeln, die sich einem bietet und zu allen Aufnahmeprüfungen der öffentlich- staatlichen Musicalstudiengänge in Österreich und Deutschland gehen und sich dafür gezielt mit Privatunterricht vorbereiten.

Was ist dein größter Wunsch für das Jahr 2019?

Gesund und glücklich zu bleiben! Vielen weiteren Menschen eine schöne Zeit im Theater zu schenken; manche Menschen darüber hinaus vielleicht sogar positiv zu beeinflussen!

Liebe Steffi, ganz herzlichen Dank für dieses sympathische und aufschlussreiche Gespräch über deinen bisherigen Weg als Künstlerin! Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Freude in der fantastischen Welt Amélies und freuen uns auf alle weiteren Shows, in denen wir dich in Zukunft erleben werden dürfen.

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