Schaurig - schönes Gespräch mit Teilzeit - Päpstin und Vampirdame Karolin Konert

Karolin Konert ist eine äußerst wandelbare Künstlerin, die bereits in einer Vielzahl von Produktionen zu erleben war. Nach ihrem Studium am Konservatorium der Stadt Wien ergatterte sie Rollen in bekannten Shows, wie beispielsweise "Mozart", "Kolpings Traum" und "Die Päpstin". Viele Musicalfans durften Karolin in den Jahren 2016/2017 als "Magda" im Erfolgsmusical "Tanz der Vampire" bewundern. Zuletzt stand die Künstlerin im Chormusical "Marthin Luther King" auf den Brettern, die die Welt bedeuten und hat allabendlich Zuschauer in ganz Deutschland verzaubert. Im folgenden Interview lädt die liebe Karolin zu einer kleinen Reise durch ihr Leben als Musicaldarstellerin ein und teilt mit euch so manche Anekdote aus ihrem Erfahrungsreichtum. Bühne frei für ein herzliches Gespräch mit Teilzeit - Päpstin und Vampirdame Karolin Konert!

Wann stand für dich fest, dass du im Genre Musical tätig sein möchtest und wie hat dein Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?

Ich glaube, ich hatte gerade ein zweistelliges Alter erreicht, da haben meine Familie und ich "Jekyll & Hyde" in Bremen gesehen. Da habe ich auf der Rückfahrt im Auto gesagt:„Das möchte ich auch machen!“ Meine Eltern haben mich damals wahrscheinlich nicht ganz so ernst genommen ;)
Als der Wunsch aber nicht kleiner wurde, hat mich vor allem meine Mum sehr unterstützt und mein Papa ist mittlerweile auch an Board ;) 

Du stehst bereits seit vielen Jahren auf der Theaterbühne. Was war für dich der schönste bzw. prägendste Moment in deiner bisherigen Laufbahn?

Es gibt immer viele tolle Momente auf der Bühne. Am liebsten mag ich es, wenn alles frei ist und der Moment einfach läuft. Da gibt es dann keine Gedanken, die nicht mit dem „Jetzt“ zu tun haben. Das letzte Mal hatte ich das bei "This is the greatest show". Ich darf in der Show unter anderem „I will always love you“ singen und da hatte ich diesen Moment, in dem mir klar war, dass gerade wirklich alles stimmt.

Du hast vier Jahre lang an dem Konservatorium der Stadt Wien studiert. Was ist für dich persönlich der wichtigste Aspekt, den du in dieser Zeit gelernt hast?

Auf mich selber zu hören und gut zu mir zu sein. Es gibt immer Möglichkeiten an sich zu arbeiten und besser zu werden, aber die Tatsache, dass zu dieser Arbeit auch gehört, sich Ruhe zu nehmen und sich auf sich selber zu besinnen, war nicht ganz leicht für mich, da ich gerne und viel arbeite.
Außerdem habe ich in dieser Zeit gelernt, mir genau zu überlegen, von wem ich Feedback annehmen möchte und von wem lieber nicht.

Welcher Song beschreibt deiner Meinung nach dein Leben bzw. deine Persönlichkeit am besten?

Da gibt es immer unterschiedliche – aber jetzt grade „Hey“ von Andreas Bourani.

In Fulda hast du schon in diversen „Spotlight – Produktionen“ mitgewirkt. Was macht in deinen Augen den Zauber dieser Inszenierungen aus?

Das Herzblut aller Beteiligten und die historischen Stoffe machen den Zauber aus. Und natürlich auch die tolle Musik von Dennis Martin. Und, und, und…. ;) Da gibt es vieles!

Viele kennen dich von deinem Engagement bei „Tanz der Vampire“. Dort hast du unter anderem die Rolle der „Magda“ gecovert. Welche Gemeinsamkeiten hast du als Karolin mit dieser Figur?

Neben den roten Haaren? ;) Das Spannende ist, dass ich meiner Meinung nach keine Gemeinsamkeiten mit Magda habe, jedenfalls so, wie sie in dem Musical dargestellt ist. Als Mensch ist sie sehr fügsam und genügsam – sie ist sehr naiv. Als Vampir sind ihr dann alle Konventionen egal und sie tut stets das, worauf sie Lust hat.
Ich würde sagen, dass ich mich als Karolin mal genau zwischen diesen Extremen befinde und je nach Tagesform eher zum Vampir oder zum Menschen tendiere.

„Tanz der Vampire“ ist wohl eines der populärsten Stücke im deutschsprachigen Raum. Wann hattest du das erste Mal Kontakt mit dieser Geschichte und warum wolltest du gerne genau an dieser Produktion mitarbeiten?

Mein erster Kontakt war „Totale Finsternis“ – ich habe den Song in meiner Hobby Musicalgruppe gehört und war direkt im Vampir - Bann. Das erste Mal durfte ich das Stück dann in Wien sehen, kurz bevor ich mich entschieden habe, dort die Aufnahmeprüfung für den Bereich "Musical" zu machen. Ich wollte gerne bei "Tanz der Vampire" arbeiten, weil ich das Stück einfach rundum grandios finde. Wer möchte nicht einmal gerne ein Vampir sein?

                              (c) Steffi Henn

Zuletzt warst du im Musical „Martin Luther King“ zu erleben. Dieses Format zeichnet sich vor allem durch die Unterstützung eines großen, regionalen Chors aus. Wie hast du die Zusammenarbeit mit so vielen unterschiedlichen Sängern erlebt, die die Show mit ihrer Liebe zur Musik bereichern?

Die Zusammenarbeit mit so vielen Menschen ist toll. Das Projekt ist zu einem Herzens-Projekt von mir geworden, denn es ist ein Privileg, mit einer solchen Zahl von Menschen gemeinsam Musik zu machen. Das bringt eine Kraft mit sich, die ich so noch nicht erlebt habe.

Kannst du uns bitte mehr über das Stück verraten? Die Geschichte beruht auf der Historie. Wie arbeitet man sich in einen solchen Stoff ein?

Im Prinzip geht es um das Leben von Martin Luther King und die Auswirkungen, die sein leidenschaftliches und friedvolles Streben nach Gleichheit auf die Menschen in seinem Umfeld und auch die Gesellschaft hatte.
Zum Glück gibt es viel Literatur über ihn – da konnte ich in Büchern versinken und mir Dokumentationen ansehen, um in seine Zeit einzutauchen. Für mich ist das dann keine Arbeit. Ich empfinde es eher als Privileg, mich mit historischen Stoffen beschäftigen zu dürfen, um diese auf der Bühne aufleben zu lassen.

Hast du eine Traumrolle, die du unbedingt einmal spielen möchtest?

"Elphaba" aus "Wicked", "Lucy" aus "Jekyll & Hyde", "Ulla" aus "The producers", "Molly" aus dem Musical "Ghost",… die Liste ist noch sehr lang ;)

Aufgrund der aktuellen Ausnahmesituation stehen die Theatersäle in Deutschland leer und der Alltag von allen hat sich schlagartig verändert. Wie erlebst du die derzeitige Situation und wie verbringst du momentan die freien Tage?

Ich habe gemischte Gefühle. Sehr gerne wäre ich jetzt mit "This is the greatest show" und "Martin Luther King" unterwegs. Es wäre eine durchgeplante, aber eine tolle Zeit gewesen. Beide Produktionen sind so unterschiedlich und ich hätte gerne mehr Zeit mit ihnen und den tollen Kolleg*innen verbracht. Es ist unendlich schade, dass dies nicht möglich ist.
Auf der anderen Seite ist Gesundheit wichtig, und so ist aktuell Zusammenhalt gefordert. Wenn Solidarität bedeutet, dass man sich eine Zeit lang räumlich isoliert, dann mache ich das gerne. So habe ich Zeit, mein Leben ein wenig zu entschleunigen und mich um Herzensangelegenheiten zu kümmern. Ich bin gerade dabei, Online Coachings anzubieten, um anstrebenden Musicaldarsteller*innen dabei zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden. Auch schreibe ich mit meinem Partner gemeinsam Songs - das ist ebenfalls sehr erfüllend. Corona sollte uns nicht dauerhaft von unseren Träumen abhalten dürfen! Weiterhin bringe ich meinen Garten auf Vordermann und versuche das Leben zu genießen.

Was ist dein größter Wunsch für die Zukunft?

Ich hatte viele Wünsche für die Zukunft, aber in letzter Zeit hat mir das Leben gezeigt, dass meine Pläne zwar toll sein können, aber auch an der Realität scheitern. Deswegen wünsche ich mir, dass ich weniger plane und das annehmen kann, was das Leben mir gibt. Ich wünsche mir Vertrauen, dass ich die Herausfoderungen schaffen kann, die auf meinem Weg liegen.

                               (c) Steffi Henn


Schnellfragerunde:

Vorbild? - Dalai Lama

Traumreiseziel? - Neuseeland

Glücksbringer? - Ein Sternenbär

Lieblingsfach in der Schule? - Geschichte

Bewegendstes Musical? - "Wenn Rosenblätter fallen"


Ein herzliches Dankeschön für dieses offene und äußerst lesenswerte Interview, liebe Karolin! Es war eine Freude, ein wenig mit dir über deinen Weg auf die Bühne und deine Zeit bei den unterschiedlichsten Produktionen plaudern zu dürfen! Alles Gute für deinen weiteren Weg - natürlich vor allem Gesundheit und Kraft in dieser ungewöhnlichen Zeit!

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