In Love with Musical - Auf den Spuren von Lutz Standop

Lutz Standop absolvierte sein Studium in der Abteilung für "Musikalisches Unterhaltungstheater" am Konservatorium der Stadt Wien und stand bereits während dieser Zeit auf den Brettern, die die Welt bedeuten. So war er unter anderem Teil der Produktion "Evita". Weiterhin war er nach seiner Ausbildung in zahlreichen namhaften Produktionen zu erleben. Unter anderem stand der sympathische Künstler in Erfolgsproduktionen, wie "Les Miserables", "Jekyll & Hyde", "Der Besuch der alten Dame" und "Hinterm Horizont" auf der Bühne. 2012 gab Lutz sein Debüt am Schlosstheater Fulda, wo er die Inszenierung "Die Päpstin" bereicherte. Seitdem ist er aus den Fuldaer Shows nicht mehr wegzudenken. 
Im Folgenden hat sich der sympathische Darsteller netterweise meinen Fragen gestellt, um euch Einblicke in seine vergangenen Engagements zu geben. Vorhang auf für Lutz Standop...


Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten Theaterbesuch? Wie alt warst Du damals und wurde dort bereits Deine Leidenschaft für das Theater geweckt?

Mein allererster Theaterbesuch war das wahrscheinlich nicht, aber einer der ersten, an die ich mich erinnern kann: Die „Zauberflöte“ im Theater Osnabrück und „Der Wunschpunsch“ im Hamburger Schauspielhaus. Ich war wohl etwa 5 bis 7 Jahre alt. Leidenschaft fürs Theater? Eher fürs Geschichten-Erzählen oder besser: erzählt zu bekommen! Ich bin absolut eingetaucht und bin der Geschichte gefolgt. Leidenschaft geweckt? Absolut :-))!

Du hast Deine Ausbildung am Konservatorium in Wien absolviert. Welche Erinnerungen hast Du an diese Zeit und was ist das Wichtigste, das Du dort für Dein Leben gelernt hast?

Ich bin sehr froh, dass ich am Konservatorium der Stadt Wien studieren durfte. Es war eine sehr intensive Zeit und auch nicht immer leicht – aber ich glaube, das macht eine gute Ausbildung aus: eigene Grenzen zu erkennen, auf Widerstände zu stoßen und daran zu wachsen. Das ist unfassbar wichtig – für den Beruf und fürs Leben. Ich hatte großartige und unterstützende Dozenten und Kollegen an meiner Seite, die mich sehr unterstützt haben, habe die Zeit in dieser traumhaft schönen Stadt genossen und fühle mich mit Wien auf Lebenszeit verbunden.

Du hast bereits in einer Vielzahl von bekannten Produktionen mitgewirkt. Gibt es eine Rolle, die Dich besonders geprägt hat?

Mehr als eine! Es gibt aber in der Tat Produktionen, die Dich mehr prägen als andere. „Hair“ durfte ich in drei völlig unterschiedlichen Inszenierungen, zweimal als Claude und einmal als Woof, spielen und das Stück hat mich zweifelsohne stark geprägt. Wichtig war zudem Kronprinz Friedrich in „Friedrich“ zu spielen. Aufgrund eines Bühnenunfalls musste ich davor ein Jahr lang pausieren und bekam danach die Gelegenheit, die Rolle als Cover zu übernehmen. Das war einfach toll: Ich habe es geliebt, die Entwicklung vom revolutionierenden Teenager-Prinzen zum kühl agierenden und innerlich gebrochenen König zu spielen.

Viele Musicalbegeisterte kennen Dich sicherlich aus Deinen Engagements in Fulda. Die Spotlight-Musicals erfreuen sich jedes Jahr aufs Neue großer Beliebtheit. Was ist Deiner Meinung nach das Erfolgsrezept dieser Produktionen?

Da ist zum einen die wunderschöne Musik. Und ich glaube, das Publikum spürt unsere positive Energie und, dass unsere Cast über Jahre hinweg zusammengewachsen ist. Jeder ist mit Herz und Seele dabei und gibt sein Bestes, alle arbeiten im Team. Klingt etwas kitschig, aber ich glaube, diese Harmonie überträgt sich auch auf das Publikum.

Immer wieder kehrst Du nach Fulda zurück, um dort auf der Bühne zu stehen. Was verbindet Dich mit dieser Stadt?

Im Grunde das, was ich oben beschrieben habe: wenn man Menschen findet, mit denen man sich verbunden fühlt – und zwar über alle Gewerke hinweg – und dann zusammen etwas Besonderes schafft, das ist schon toll. Mit Fulda verbindet mich genau das: das Gefühl an einem Ort fernab von zu Hause zuhause zu sein.

Eine weitere Inszenierung, in welcher Du zu erleben warst, stellt „Hinterm Horizont“ dar. Glaubst Du, dass das Musical insbesondere die Leute angesprochen hat, die Berlin noch zur Zeit der Teilung erlebt haben oder hatte die Show auch eine besondere Bedeutung für den Alltag der jüngeren Generation?

Ich glaube, beides trifft zu. Freunde, die in Ostberlin aufgewachsen sind, haben die Show geliebt: Die Wende-Geschichte wurde auch von Ostseite beleuchtet und das hat ihnen gut gefallen. Unterm Strich glaube ich, dass die Show für jede Generation spannend sein kann. Für die jüngere Generation mag es weiterbildend und eher „Edutainment“ sein und ein Zeitdokument. Das ist gut so. Wenn man etwas älter ist, begreift man die historische Dimension sicherlich noch besser. 

Hattest Du während dieses Engagements die Gelegenheit, Udo Lindenberg persönlich kennenzulernen?

Ja :-). In der Probenzeit und auch im Show-Betrieb kam Udo von Zeit zu Zeit vorbei, um mit uns das Finale zu feiern. Natürlich mit einem Gläschen Eierlikör :-)). Und zuhause hängt ein handsigniertes Bild von Udo an der Wand – mit persönlicher Widmung.

Aktuell kann der Spielbetrieb nicht wie gewohnt stattfinden. Corona hat vielen Menschen eine Zwangspause in ihrem Arbeitsleben verordnet. Inwieweit schränkt Dich die Pandemie künstlerisch ein?

Was soll ich sagen. MASSIV. Sämtliche Theaterproduktionen in diesem Jahr und einige Konzerte im nächsten Frühjahr wurden abgesagt. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich seit zwei Jahren auch als Gesangsdozent tätig bin und seit Juni zumindest dieses Standbein wieder aufnehmen konnte.

Vor einigen Wochen hast Du das Streaming-Konzert „In Love with Musical“ bereichert. War dies Dein erstes Online-Konzert und wie hast Du dieses an die aktuelle Situation angepasste Format erlebt?

Es war eine kleine „Achterbahn der Gefühle“. Es war in der Tat meine erste Erfahrung mit diesem Format und es war sehr ungewohnt, Abstand zu halten im Kollegenkreis. Aber das haben wir gut hinbekommen. Bei der Aufzeichnung selbst ist – auch das klingt wieder leicht kitschig – mein Herz aufgegangen. Ich liebe es zu singen – und dann war es auch endlich wieder „vor Publikum“ möglich.

Du hast schon in zahlreichen großen Produktionen mitgewirkt. Hast Du dennoch eine Traumrolle, die Du unbedingt einmal verkörpern möchtest?

Robert Louis Stevenson in der „Schatzinsel“. Rudolf in „Rudolf – Affäre Mayerling“. King George in „Hamilton“.

Welcher Song beschreibt Deiner Meinung nach Dein Leben bzw. Deine Persönlichkeit am Besten?

„You can get it if you really want“ von Jimmy Cliff.

Die Musicallandschaft in Deutschland ist in ständiger Bewegung und es kommen immer mehr neue Produktionen, beispielsweise vom Broadway, auch nach Deutschland. Auch Eigenproduktionen finden immer stärkeren Einzug in die deutschsprachige Musicalszene. Gleichzeitig gibt es jedoch auch unterschiedliche Rückschläge, wie beispielsweise die Schließung zahlreicher großer Theater. Wie empfindest Du diese Entwicklungen in der Musicalwelt?

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann man nicht davon ausgehen, dass jedes Musical gleichermaßen gut auch in Deutschland funktioniert und auch nicht gleichermaßen finanziell gewinnbringend ist. Für mich bedeutet das, dass noch stärker im Fokus stehen sollte: Was möchte ich selbst/ das Publikum auf der Bühne sehen? Welche Geschichten sind erzählenswert? Das sollte im Vordergrund stehen und muss natürlich wirtschaftlich umsetzbar sein – aber wirtschaftlicher Erfolg sollte nicht der treibende Gedanke sein, sondern aus ersterem folgen. Mitunter scheint die Herangehensweise andersherum zu sein und das halte ich für falsch.

Was bedeutet „Glück“ für Dich persönlich?

„Glück“ ist in meinen Augen kein Dauerzustand. Aber wenn Du das Gefühl hast, Du hast im genau richtigen Zeitpunkt das genau Richtige getan und im besten Fall damit anderen Menschen auch noch eine Freude gemacht: Das, glaube ich, ist Glück. Und einen Hund zu streicheln :-)).


Schnellfragerunde:

Traumreiseziel? - Südsee, Thailand, Andalusien

Berührendstes Musical?„Blutsbrüder“, „Once“ 

Deine größte Stärke und Deine größte Schwäche?- Stärke: Empathie. Schwäche: Verbissenheit.

Vorbild?Keine lebende Person, eher ein Gefühl. Hans Clarin. Tolle Kollegen, die es schaffen, gleichzeitig herausragend zu singen und zu spielen – nicht nur „darzustellen“. 

Ein Zitat, das Dich geprägt hat? - „Das Leben ist ungerecht, aber bedenke: nicht immer zu deinen Ungunsten“ (J.F. Kennedy)

 

Ganz herzlichen Dank für dieses authentische und äußerst lesenswerte Interview, lieber Lutz! Alles Gute für deinen weiteren Weg auf und hinter der Bühne!

P.S. Wer nun neugierig geworden ist und Lutz gerne einmal bei seinem nächsten kleinen Projekt erleben möchte, der bekommt bei dem Streaming - Konzert "Musical meets Christmas" die Möglichkeit. Dort lädt er gemeinsam mit zahlreichen namhaften Darstellern, wie beispielsweise Maricel, Thomas Borchert und Gino Emnes, zu einem Adventskonzert der besonderen Art ein. Schaut unbedingt einmal vorbei und lasst euch von weihnachtlichen Klängen verzaubern: http://www.startnext.com/musical-meets-christmas !

Fotos: (c) Tanja Hall

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