Sie ist WAHNSINN - Bühne frei für Tamara Pascual

Tamara Pascual absolvierte ihr Studium an der Theaterakademie August Everding in München. Bereits während ihres Studiums stand die junge Künstlerin in Produktionen, wie beispielsweise "Hair" und "Big Fish" auf der Bühne. Weiterhin war Tamara als "Cinderella" in dem gleichnamigen Stück zu erleben. In der Tournee des Musicals "Wahnsinn" wirkte sie gleich in mehreren Spielzeiten mit und begeisterte dort in der Rolle der "Gianna". 

Nun ist Tamara (abgesehen von der unfreiwilligen Corona-Pause) Teil der Uraufführung des Musicals "Himmel & Kölle", das im vergangenen Monat Premiere feierte. 

Die äußerst sympathische Darstellerin hat sich die Zeit für ein ausführliches Gespräch über ihren Weg auf die Bühne, ihr aktuelles Engagement, die derzeitige Ausnahmesituation und vieles mehr genommen. Viel Freude beim Schmökern!

Wann stand für dich fest, dass du im Genre Musical tätig sein möchtest und wie hat dein Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?

Ich bin schon als Kind gerne ins Theater gegangen. Als ich mit elf Jahren das erste Mal in "Tanz der Vampire" war, hat es mich direkt vom Sitz gefegt. Ich fand das super und war sofort verzaubert. Ich war fasziniert von dem Zusammenspiel von Musik und der Geschichte. Da war mir klar, so etwas will ich auch mal können.

Auch wenn meine Eltern etwas überrascht waren, als ich ihnen von meinen Plänen berichtete - weil ich ein sehr ruhiges und eher schüchternes Kind war - hat meine Familie mich immer unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar.

Obwohl dieser Berufswunsch für mich schon sehr früh feststand, habe ich nach dem Abitur erstmal ein „normales“ Studium begonnen.

Währenddessen habe ich allerdings schnell gemerkt, dass ich wirklich keinen „normalen“ Beruf möchte und dass ich eigentlich genau weiß, was ich will. Daher habe ich mich dann doch für die Aufnahmeprüfung für das Musicalstudium angemeldet.

Du stehst bereits seit vielen Jahren auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Was war für dich der schönste bzw. prägendste Moment in deiner bisherigen Laufbahn?

Ich finde wirklich die schönsten Momente sind, wenn man erlebt, wie das Publikum reagiert! Ich kann gar keinen bestimmten Moment herausgreifen, aber sowohl in „Wahnsinn!“ als auch in „Hair“ gab es einige sehr berührende Augenblicke. Wenn man sieht, wie Zuschauer sich in den Armen liegen und vor Rührung  weinen oder einfach mit einem freudestrahlend auf die Bühne stürmen dürfen, um beim Finale zu tanzen…

Auf der Bühne zu stehen ist oft harte Arbeit, die man natürlich sehr gerne auf sich nimmt für die kleinen „Magic Moments“. Es fühlt sich manchmal wirklich an wie Zauberei, wenn man mit seinen Kollegen für ein paar Stunden eine ganze Welt entstehen lässt und gemeinsam eine Geschichte erzählt, welche die Menschen berührt. Deshalb machen wir Theater und das ist ein Geschenk!

Du hast an der Theater Akademie August Everding studiert und deine Ausbildung dort im vergangenen Jahr abgeschlossen. Was ist für dich persönlich der wichtigste Aspekt, den du in dieser Zeit gelernt hast?

Natürlich ist es wichtig, sich während seiner Ausbildung alle fachlichen Werkzeuge anzueignen, welche man als Musicaldarsteller (Schauspiel, Gesang, Tanz etc.) braucht. Allerdings wird man in einer künstlerischen Ausbildung auch oft mit sich selbst konfrontiert.

Wir sind alle Individuen und jeder hat seine eigene, ganz besondere Note. Das empfand ich als einen sehr wichtigen Aspekt meines Studiums: Herauszufinden, wer ich bin und was ich als Künstler erzählen möchte. Dazu hatte ich wirklich tolle Dozenten in München, die mir dabei geholfen haben.

Unter anderem warst du im Musical „Wahnsinn“ zu erleben. Was hat dich an dieser Show gereizt und hattest du zuvor bereits Kontakt mit der Musik von Wolfgang Petry?

Tja, hätte mir mal jemand gesagt, dass ich mal in einem Schlagermusical mitspiele, hätte ich das selbst nicht geglaubt und ich bin jetzt mehr als froh, dass ich dabei sein durfte. :)

Ich hatte vorher nicht so viele Berührungspunkte mit Wolfgang Petry und fand es umso spannender, in diese Welt im Rahmen des Stückes einzutauchen. Schnell war klar - diese Musik erreicht soo viele Menschen in ihren Herzen. Es hat so viel Spaß gemacht zu sehen, wie die Menschen diese Musik und unsere Geschichte angenommen haben. Die Leute waren sichtlich gerührt und verbinden so viel mit diesen Liedern. Ich habe mich auf jede Show gefreut und jetzt singe ich immer noch lautstark die Songs zu Hause mit, wenn sie im Radio laufen.

Vor wenigen Tagen hast du mit der Produktion „Himmel und Kölle“ Premiere gefeiert. Was können Zuschauer dieses neuen Musicals erwarten?

Ganz viel Witz und Herz … und natürlich ganz viel Kölle! Nicht zu vergessen, die wunderbare Musik, die extra für dieses Stück geschrieben wurde. Es ist eine rasante Achterbahnfahrt durch Köln mit schillernden Charakteren und einer emotionalen Geschichte. Und keine Sorge, die Show ist nicht nur für Kölner.

Es geht um den jungen Pfarrer Elmar aus dem braven Schwabenland,  der ins bunte Köln versetzt wird und einen Kulturschock erlebt. Er trifft an seinem ersten Abend auf die Braut Kathy, die ihren Junggesellinnenabschied feiert und ein riesiges Problem hat. Es folgt eine spannende Tour durch das Kölner Nachtleben … mehr verrate ich nicht. :)

Wie hast du die Proben für die Show empfunden? Inwiefern hatte die derzeitige Ausnahmesituation Auswirkungen auf diesen Prozess?

Wir haben ein sehr gut durchdachtes Hygienekonzept, welches uns das Proben im Rahmen der Möglichkeiten erleichtert hat und uns sogar einen gewissen Freiraum gegeben hat. Zur neuen Probenroutine gehören das Fiebermessen und das Desinfizieren der Hände sowie Choreographie - Proben mit Zollstock, um die genauen Abstände zu messen und einzuhalten. Alles neue Erfahrungen, mit denen man erstmal umgehen lernen musste, aber unser Kreativteam hat  für „Corona-Herausforderungen“ immer neue und schöne Lösungen gefunden. Bei "Himmel und Kölle" sind wir eine eher kleine Cast, was natürlich in diesen Zeiten von Vorteil ist. Wir waren alle sehr froh, überhaupt proben zu dürfen, also haben wir uns gerne an die neuen Regeln gehalten und hatten trotzdem sehr viel Spaß und haben ein tolles Stück auf die Beine gestellt.


Gibt es etwas, dass dich persönlich mit Köln verbindet?

Köln ist eine spannende Stadt. Auf Tour durfte ich auch schon für ein paar Wochen dort leben und ein paar Ecken erkunden. Ich finde die Abwechslung und gleichzeitig die Tradition, welche diese Stadt verkörpert, sehr spannend. Da ich in Bayern aufgewachsen bin und auch dort studiert habe, empfinde ich Köln als einen tollen Kontrast. Die Menschen sind hier offener und bodenständiger - was ich sehr mag.

Was darf für dich für einen guten Start in den Tag auf gar keinen Fall fehlen?

Ich frage mich eher: Gibt es einen guten Start in den Tag? ;) Ich bin ein richtiger Morgenmuffel! Ich brauche eine ausdauernde Snooze-Taste sowie ein großes Glas Wasser und eine Tasse Kaffee - am besten noch im Bett.

Welche ist deine größte Stärke und welche deine größte Schwäche?

Ich befürchte, diese beiden Eigenschaften liegen bei mir sehr nahe beieinander. Ich bin sehr ehrgeizig, pflichtbewusst und zuverlässig, neige allerdings auch zu Perfektionismus. Da muss ich manchmal aufpassen, um die goldene Mitte zu finden.

Welche Tipps würdest du angehenden Musicaldarstellern und jungen Talenten mit auf den Weg geben? 

Glaubt an euch selbst, arbeitet an euch selbst und seid gut zu euch selbst! Der Weg des Lernens und des Weiterentwickelns ist nie zu Ende. Seid neugierig und seid ein Schwamm: Saugt alles auf. Stellt Fragen und probiert aus. Macht Fehler und lernt daraus. Der Weg auf die Bühne ist selten ohne Stolpersteine, aber bleibt dran - es lohnt sich! :)

Aufgrund der aktuellen Ausnahmesituation stehen die Theatersäle in Deutschland erneut leer und unser aller Alltag hat sich schlagartig verändert. Wie erlebst du die derzeitige Situation?

Ich weiß aktuell gar nicht mehr, was ich zur Situation sagen soll. Die ganze Welt befindet sich gerade in einer Krise und welche Entscheidungen da die richtigen oder die falschen sind, kann man an einem Einzelbeispiel gar nicht messen. Ich möchte aktuell nicht mit Frau Merkel tauschen, sie hat wirklich eine große Verantwortung für so viele Menschen. Auch wenn ich wirklich traurig bin, wie leichtfertig unsere Branche weggedrückt wird, habe ich Verständnis, da es hier um das Wohl aller Menschen geht und das ist nun mal das Wichtigste. Der erste Lockdown war schon ein heftiger Schock - ich hatte zwei tolle Produktionen anstehen, auf die ich mich wirklich sehr gefreut hatte. Unabhängig von finanziellen Punkten, ging künstlerisch viel für mich verloren. Ich wäre „Gianna“ in „Wahnsinn!“ und „Anita“ in der "West Side Story“ gewesen. Zwei Traumrollen - einfach futsch.

Diesmal haben wir gerade noch so unsere Premiere gefeiert und ich bin mehr als dankbar, dass unser Produzent von "Himmel und Kölle" die Show aufrechterhalten möchte und wir -sobald wir dürfen- wieder weiter machen. Darauf freue ich mich jetzt einfach und bleibe optimistisch. Ich bete jeden Tag, dass wir bald raus sind aus der Krise und wir diesen Virus unter Kontrolle kriegen und die Theater wieder erwachen und wir als Kulturschaffende zusammenhalten und uns nicht unterkriegen lassen.

 

Schnellfragerunde:

Lieblingsbuch? - Uhhh schwierig - ich lese sehr gerne, da kann ich mich gar nicht entscheiden. :)

Motivation an anstrengenden Tagen? - Die lieben Menschen in meinem Leben, die an mich glauben und bei denen man sich mal richtig ausweinen kann, das muss auch mal erlaubt sein.

Welches Musical hast du zuletzt gesehen?

Songs for a new world - Theater Dortmund

Lebensmotto? - Alles hat seinen Grund!

Vorbild? - Lady Gaga


Ganz herzlichen Dank für dieses wunderbare Gespräch, liebe Tamara! Es war eine Freude, gemeinsam mit dir einen Blick auf deine Biografie zu werfen und ein wenig in deinen Alltag einzutauchen. Weiterhin alles Gute und viel Kraft in diesen schweren Zeiten - auf das wir uns bald gesund im Theater wiedersehen!

(c) Juliane Bischoff


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