Himmlische Antworten aus der Domstadt - Im Interview mit Christina Maria Brenner

Christina Maria Brenner studierte von 2005 bis 2008 an der "European Musical Academy" in Bremen und wurde danach zu einem festen Bestandteil der deutschen Musicallandschaft. So stand sie unter anderem in den Produktionen "Sister Act" und "Der kleine Horrorladen" auf den Brettern, die die Welt bedeuten. In dem Erfolgsmusical "Wicked" covert die Künstlerin die Rolle der "Madame Akaber". Von 2011 bis 2013 zog es Christina Maria nach Stuttgart, wo sie die Cast von "Rebecca" im Palladium Theater bereicherte. Zudem war die sympathische Sängerin in der Produktion "Rocky" zu erleben und ging mit der Show "Wahnsinn" auf Tour. Nun ist sie in "Himmel und Kölle" - einer besonderen Hommage an die Domstadt - zu sehen und begeistert dort die Zuschauer als Cover "Moni". Im folgenden Interview verrät uns Christina Maria mehr über ihren außerordentlich spannenden und vielseitigen künstlerischen Weg, der sie bereits auf so viele Bühnen in ganz Deutschland geführt hat, und teilt mit uns so manche Anekdote aus den vergangenen Jahren. Wenn ihr mehr über diese tolle Künstlerin erfahren wollt, dann macht es euch gemütlich und taucht in Christina Marias Antworten ab... Viel Freude beim Schmökern! 

Wann hast du die Welt des Musicals für dich entdeckt und entschieden, dass du gerne selbst auf der Bühne stehen möchtest?

Schon als Kind habe ich alle weiblichen Rollen aus "Starlight Express" mitgesungen, meine Rollschuhe silberfarben angesprüht und mir Alufolie um meine Rollschuhschoner gewickelt :-) Dann sah ich Pia Douwes als "Elisabeth" und war absolut verzaubert. Mit 12 Jahren sprach mich der beste Freund meiner Schwester an, ob ich nicht Lust hätte, Mitglied in seinem Musical-Verein zu werden und somit machte ich meine erste Audition für die Rolle der "Sarah" in "Tanz der Vampire", die ich tatsächlich auch bekam. Danach habe ich im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt und wusste, das ist das, was mich erfüllt und was ich beruflich machen möchte. 


Du hast dein Studium an der „European Musical Academy“ absolviert. Wie empfindest du deine Studienzeit rückblickend und für welche Erfahrung(en) aus dieser Phase bist du heute besonders dankbar?

Puh, das war eine wahnsinnig spannende und unvergessliche Zeit. Ich gewann damals den Gesangswettbewerb im Rahmen des 1. Deutschen Jugend-Musical- Festivals und wurde nach einem Fernsehinterview vom damaligen Leiter des Festivals gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, nach Bremen zu ziehen und an seiner neu gegründeten Musicalschule anzufangen. Danach ging alles ganz schnell und ich ließ mich auf dieses Abenteuer ein. Bis heute bin ich dankbar für das “Learning by doing”- Konzept der Ausbildung, denn von Beginn an hieß es tagsüber Unterricht und am späten Nachmittag hüpfte ich in den Tourbus und durfte gemeinsam mit der Bremer Musical Company zu Auftritten und Galas fahren. Ich flog zwei Jahre in Folge zur Truppenbetreuung nach Afghanistan, sang dort für die stationierten Truppen in Kabul, Mazar e Sharif, Termez und Kunduz, es ging nach Shanghai für einen Auftritt im German Center. Im Rahmen der Papstmesse des Weltjugendtages sang ich live mit der Big Band der Bundeswehr vor einer Million Menschen auf dem Marienfeld bei Köln und 2008 durfte ich in meinem Abschlussjahr am "Musical Showstar" mit Thomas Gottschalk im ZDF teilnehmen und wurde Dritte. Rückblickend ist da nur Dankbarkeit für diese unfassbaren Chancen und Erlebnisse, die mich geprägt und auf die Musicalwelt vorbereitet haben.

Du hast bereits in zahlreichen Produktionen mitgewirkt. Gibt es einen Moment auf oder hinter der Bühne, welcher dir in all diesen Jahren besonders in Erinnerung geblieben ist? 

Da sind so viele unvergessliche Momente, die mir sofort in den Kopf kommen. Auf jeden Fall der Moment, als ich zum ersten Mal nach meiner Ausbildung die Bühne des Metronom Theaters betreten durfte und realisierte, dass ich Teil dieses grandiosen Stückes sein würde. Bei der ersten "Rebecca"-Sitzprobe mit dem Orchester musste ich so weinen, weil ich nicht glauben konnte, wie wunderschön der Klang des Orchesters war. Der Moment, in dem uns das "Rebecca"- Bühnenbild und die brennende Treppe vorgeführt wurden, war auch ganz besonders. Ich hör jetzt auf, sonst sitzen wir morgen noch hier ;-)

In der Produktion „Wicked“ warst du im Ensemble bzw. als Cover für die Rolle der „Madame Akaber“ zu sehen. Hattest du bereits die Gelegenheit, die aktuelle Inszenierung des Musicals in Hamburg zu erleben und einen Vergleich zu der Show zu ziehen, in der du 2010 / 2011 mitgewirkt hast? 

Bis dato nicht und ich muss gestehen, ich weiß gar nicht, ob ich mich bereit dazu fühlen würde. Ich möchte gar nicht in die Versuchung kommen zu vergleichen, sondern mir die Erinnerung an die Version, die mir vertraut ist und die ich liebe, bewahren. 


Ein weiterer Meilenstein deiner beruflichen Laufbahn war sicherlich dein Engagement in dem Erfolgsmusical „Rebecca“, in dem du in Stuttgart mitgewirkt hast. Was macht in deinen Augen den Zauber dieser Show aus und warum verliert das Stück bis heute nicht an Popularität? 

Die Story, die Musik, die Charaktere, das Bühnenbild... Für mich ist es einfach ein Meisterwerk und ein so stimmiges und einzigartiges Konstrukt. Die Entwicklung der “Ich” vom Mauerblümchen zur gestandenen Frau, Mrs. Danvers, die so mystisch ist,…Da ist Spannung von der ersten bis zur letzten Sekunde.

In Hamburg standest du im Musical „Rocky“ auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Welche Erinnerungen verbindest du mit diesem Engagement und was war für dich das Besondere an dieser Produktion? 

Ich hatte damals nach "Rebecca" kein Folge-Engagement und entschied mich, über den Sommer für Air Berlin als Stewardess zu fliegen. Nach drei Wochen als Stewardess bekam ich am Pool auf Mallorca liegend einen Anruf von der Castingabteilung, dass sie mich gerne in der Rolle der "Angie" in "ROCKY" hätten und so schrieb ich, die Füße im Pool baumelnd, meine Kündigung an Air Berlin und begann eine Woche später mit den Proben in Hamburg. Ich habe mich die ganze Show über auf den Boxkampf gefreut, weil ich es geliebt habe, wie die Zuschauer mit einbezogen wurden und hierdurch  eine magische Stimmung jede Vorstellung aufs Neue entstand. 

Aktuell können dich die Zuschauer im Musical „Himmel und Kölle“ als Cover für die Rolle der „Moni“ erleben. Zunächst einmal für all diejenigen, die diese Show noch nicht gesehen haben: Was erwartet das Publikum in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln?

Die Zuschauer erwartet ein Stück, das vor Herz nur so sprudelt - ein Feuerwerk an Humor, Witz und Herzlichkeit, mit leisen und berührenden, aber auch lauten und mitreißenden Tönen, welches einen den Alltag vergessen und die Seele wieder auftanken lässt. 

Die Rolle der „Moni“ hat sicherlich ihre ganz eigenen Herausforderungen. Die Figur ist sehr humoristisch angelegt und fällt innerhalb der Vorstellung besonders durch ihre Schlagfertigkeit und ihren kölschen Humor auf. Welche Schwierigkeiten bringt ein solch witzgeladener, herrlich überzeichneter Charakter für dich als Schauspielerin mit sich? 

Die Schwierigkeit liegt darin, sich nicht zu sehr auf die Pointen "draufzusetzen" und plakativ witzig sein zu wollen, aber auch die vorhandenen Pointen richtig zu positionieren, mit kleinen Gesten und Pausen zu spielen und ein gutes Gespür für Situationskomik zu haben. Dabei reden wir über einen schmalen, feinen Grad, der darüber entscheidet, ob das Ganze kippt oder eine gute Balance hat. 


„Dat ruckelt sich zurecht“ heißt es in der Show – ein Leitspruch, der bestimmt auch für die vergangene und gegenwärtige Zeit sehr wegweisend ist. Die Corona-Pandemie hat das alltägliche Leben in den vergangenen zwei Jahren vollkommen auf den Kopf gestellt. Wie hast du diese Zeit als Künstlerin erlebt und welches Gefühl war es, nach dieser herausfordernden Phase im Februar endlich deine Premiere in Köln spielen zu dürfen? 

Die letzten zwei Jahre waren unheimlich angstbehaftet. Produktionen, auf die man sich schon gefreut hatte, wurden gecancelt und die Ungewissheit war zermürbend. Mir hat unheimlich geholfen, dass wir Künstler uns untereinander unterstützt und ermutigt haben. Das Gefühl von Zusammengehörigkeit und “wir sitzen alle in einem Boot” hat einem Kraft gegeben und einen nach vorne blicken lassen. Zum ersten Mal nach Pandemiebeginn mit dieser wundervollen, unfassbar herzlichen, talentierten Cast und Band auf der Bühne stehen zu dürfen, hat mich zutiefst berührt und mir nochmal verdeutlicht, was für ein Geschenk die Musik ist und wozu sie fähig sein kann. 

Was ist das Wertvollste, das dir die Arbeit auf der Bühne geschenkt hat?

Meinen Mann, den ich 2014 bei Sister Act kennengelernt habe.

Gibt es eine Produktion auf deiner „inneren Liste“, in der du besonders gerne einmal mitwirken würdest? 

"Elisabeth", "Die drei Musketiere", "Aida" und "Mamma Mia"

Was bedeutet Heimat für dich persönlich? 

Heimat ist überall dort, wo Familie und Freunde sind. Wo mein Herz zuhause ist und ich einfach “sein” darf.


Schnellfragerunde: 

- Lieblingslied aus "Himmel & Kölle"? - "In Köln will ich leben"

- Was versüßt dir den Start in den Tag?Ein Frühstück mit meinem Mann 

- Dafür bist du besonders dankbar… - Für die vielen Herzensmenschen in meinem Leben

- Lieblingsbuch? - "Harry Potter"

- Lieblingsort in Köln?Ich liebe es, am Rhein spazieren zu gehen 


Herzlichen Dank für diese kleine Rundreise durch dein bisheriges Bühnenleben, liebe Christina Maria! Es war eine Freude, gemeinsam mit dir auf einzelne Station dieser Reise blicken und auch den wunderbaren Menschen hinter der Künstlerin besser kennenlernen zu dürfen! Alles Gute für deinen weiteren Weg und ein großes Dankeschön für deine Zeit, deine Mühe und deine Bereitschaft!



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Große Emotionen im Sherwood Forest - Mit Robin Hood kommt eine neue Zeit des Musiktheaters

Wenn die Sehnsucht tanzen geht - Schaurig-schöne Ästhetik und düstere Fulminanz in Hamburgs Gruft

Theater kann die Welt verändern - "Der Club der toten Dichter", ein eindringliches Meisterwerk, das die Sprache des Herzens spricht