Ein Tanz auf dem Ku'damm - Antworten von Sonnenschein Faye Bollheimer

Faye Bollheimer wurde im Jahre 2000 in Karlsruhe geboren und wurde bereits in ihrer Kindheit und Jugend im Tanz, im Gesang und im Spiel der Geige gefördert. 2018 erhielt sie ein Stipendium für die Ausbildung an der "Stage School" in Hamburg, welche sie nach drei Jahren erfolgreich abschloss. Bereits während ihrer Ausbildung stand die junge Künstlerin im "First Stage Theater" auf der Bühne, wo sie unter anderem die Rolle der "Ariel" in "Footloose" verkörperte. Anschließend zog es Faye ans Boulevardtheater Dresden, bevor sie ihr Weg zur Tourproduktion von "Bibi und Tina - Die verhexte Hitparade " führte. Dort erweckte die sympathische Darstellerin die Rolle der Kinderheldin "Tina Martin" zum Leben. Aktuell ist sie in der Produktion "Ku'damm 56" im Theater des Westens zu erleben. Im folgenden Interview verrät Faye mehr über ihren Ausbildungsweg sowie ihren Einstieg bei "Ku'damm", was sie an der Show besonders fasziniert und warum sie bei einem fiktiven Tausch der Rollen gerne einmal in den Charakter des "Rudi" schlüpfen würde. Vorhang auf und Bühne frei für Faye Bollheimer und ihre sehr herzlichen Antworten...!

Wann hast du die Welt des Musicals für dich entdeckt und entschieden, dass du gerne selbst auf der Bühne stehen möchtest?

Tatsächlich ganz klassisch nach meinem ersten Musicalbesuch der Produktion "Tanz der Vampire". Fun Fact: Wir haben alljährlich den Film von Polanski an Silvester angeschaut und daraufhin hatte ich jedes Mal wochenlang Albträume. Vampire fand ich also eigentlich überhaupt nicht cool.

Deine Ausbildung hast du an der „Stage School“ in Hamburg absolviert und im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen. Was war das Wichtigste / Prägendste, das du während dieser Zeit gelernt hast, und was war für dich die größte Herausforderung in deiner Ausbildung?

Die größte Herausforderung war die Auseinandersetzung mit mir selbst.
Prägend war später in der Ausbildung ein Satz einer Dozentin: "Faye, endlich siehst du selbst das in dir, was ich immer in dir gesehen habe. Vergiss das nicht." Das müsste in etwa der Wortlaut gewesen sein. Hier und da muss ich mich an diesen Satz erinnern :-)

Bereits in deiner Kindheit und Jugend warst du im Bereich des Balletts aktiv und hast an „Jugend musiziert“ teilgenommen. Welche
Rolle hat Musik bereits in dieser Zeit für dich gespielt?

Musik und Tanz sind elementare Bestandteile meines Lebens, welche mich einfach schon immer begeistert haben. Sicher spielt da mein Elternhaus eine große Rolle. Mein Großvater war Jazzmusiker, mein Vater leitet seit einiger Zeit eine Musikschule im Landkreis Karlsruhe.
Nach dem Blockflötenunterricht wollte ich Geige lernen - vor allem das gemeinsame Musizieren hat mir immer große Freude bereitet.
Zum Tanz kam ich über die Frühförderung der Ballettschule. Das war dann wohl die Zündschnur.

Am First Stage Theater warst du in der Produktion „Footloose“ zu erleben und hast dort die Rolle der „Ariel Moore“ verkörpert. Was kannst du uns über diese Figur verraten und wie bist du an die Erarbeitung dieser Rolle herangegangen?

"Ariel" ist eine starke, junge Frau, welche ihren Platz auf der Welt und in der Gesellschaft sucht. Ihr Bruder kam bei einem Autounfall ums Leben und seither engt ihr Vater die ganze Stadt und vor allem seine heranwachsende Tochter mit Verboten und Gesetzen ein - natürlich aus
Schutz. Ariels Rebellion gegen ihn ist somit vorprogrammiert.
Wie ich herangegangen bin? Ich habe viel nach Gefühl gespielt und hatte einfach großes Glück mit meinen Spielpartner:innen.
Heute gehe ich an Rollen ganz anders und vor allem viel, viel gelassener und strukturierter heran, um die Figur möglichst gut kennenzulernen.

(c) Dennis Mundkowski

Zuletzt warst du mit „Bibi und Tina“ auf Tour und hast die Rolle der Kinderheldin „Tina“ zum Leben erweckt. Inwiefern unterscheidet
sich diese Show von anderen Produktionen und wie fühlt es sich an, vor jungen Zuschauern zu spielen, die eine besondere Beziehung zu diesem Charakter haben?

Es ist eine riesengroße Freude! Ich selbst bin noch mit "Bibi Blocksberg" und "Tina Martin" aufgewachsen und kann erahnen, was in den Kindern vorgeht, wenn da live und in Farbe die Heldinnen zum Leben erweckt werden. Die strahlenden Kinderaugen sind ein wirkliches Geschenk für uns.

Wie sah das Tour-Leben in diesem Zuge für dich aus? Schafft die gemeinsame Reise zu den verschiedenen Spielorten eine besondere Nähe zwischen den an der Show Beteiligten?

Wir reisen in Nightliner Bussen. Das bedeutet schon mehr Nähe als üblich zwischen allen Beteiligten. Dank der großen Hallen hat man aber immer die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, Yoga zu machen, zu lesen, zu telefonieren oder auch zu üben. Auch auf Tour muss man einiges erledigen ;-)

Nun bist du ganz frisch als neues Mitglied der Ku’damm 56-Familie in Berlin eingestiegen. Wie hast du deine Premiere im Theater des Westens erlebt?

Ich muss zugeben, dass die fast an mir vorbeigeflogen ist. Ich bin am Premierenmorgen um 6 Uhr mit dem Tourbus von "Bibi & Tina" in Berlin angekommen. Dann habe ich meine restlichen Koffer bei einer Freundin abgeholt und habe eine Wohnung bezogen. Habe mich anschließend
nochmal schlafen gelegt, mittags geprobt und abends dann gespielt. Viel Zeit für Aufregung gab es dementsprechend auch nicht.

Unter anderem bist du in Berlin als Cover für die Rolle der „Eva“ zu erleben. Was zeichnet diesen Charakter aus und inwiefern kannst du dich als Faye mit dieser Figur identifizieren?

"Eva" ist die Jüngste von drei Geschwistern. Auch ich bin das Nesthäkchen. Ich weiß also genau, wie viel einfacher man es oftmals hat. Man kann sich „abschauen“, was funktioniert und was vielleicht eher nicht. Absolut gemeinsam haben wir, dass wir uns hinter unsere Ziele klemmen - auch, wenn unsere Ziele sehr unterschiedlich sind.
Was uns allerdings wirklich unterscheidet: Ich würde mich niemals gegen mein
eigenes Glück entscheiden und etwas nur aufgrund des Ansehens tun.

Hattest du schon die Gelegenheit, die Inszenierung aus dem Zuschauerraum zu bewundern? Was ist in deinen Augen das
Faszinierende an diesem Musical?

Ich konnte die Inszenierung das erste Mal im Januar erleben und war total begeistert. Die Handlung, die so viele einzelne Schicksale und Geschichten aufzeigt und detailliert erzählt, ist ganz toll. Das Ensemble, welches so viel Spielfreude und Energie mitbringt, hat mir einen großartigen Abend bereitet. Nach dem Opening wusste ich, dass ich dieses Stück auch spielen möchte. Und schwupps, hier bin ich!

Gibt es eine Produktion auf deiner „inneren Liste“, in der du besonders gerne einmal mitwirken würdest?

Eine bestimmte Produktion nicht - eher Rollen, die auf meiner Bucket-List stehen. Die bleiben aber geheim. Sind ja schließlich Träume, die wahr werden sollen. Wer weiß, vielleicht klappt ja bald etwas davon…

Welche ist deine größte Stärke und welche deine größte Schwäche?

Meine größte Stärke ist gleichzeitig meine größte Schwäche: Perfektionismus!

Hast du in beruflicher oder persönlicher Hinsicht ein Vorbild?

Das variiert von Zeit zu Zeit, je nachdem, wo ich mich befinde, was ich mache, welches
meine Ziele zu diesem Zeitpunkt sind. Das sind dann aber meistens Kolleg:innen oder Dozent:innen…

Was bedeutet der Begriff „Glück“ für dich persönlich?

Mein Journal und meine Duftkerzen gepaart mit einer Tasse heiße Zitrone…und einer großen Portion „Karamel Sutra“ einer bekannten Eismarke. :-)


Schnellfragerunde:

- Lieblingstheater? - Theater des Westens

- Was versüßt dir den Start in den Tag? - Kaffee

- Wenn du mit einem deiner Kollegen aus „Ku’damm“ für einen Tag die Rolle tauschen
könnte, wäre es...- die Rolle des "Rudi". Ich habe jedes Mal Herzschmerz, wenn sich Eva gegen ihn entscheidet.

- Auf der Bühne zu stehen, bedeutet für dich... - Spaaaaaaaß

- Motto? - "Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass
ich es schaffe." (Pippi Langstrumpf)

- Dein größter Wunsch für die Zukunft? - Weiterhin glücklich sein mit dem Leben, welches ich lebe. (Kitsch Ende!)

Herzlichen Dank für diese schönen Zeilen, liebe Faye! Es ist eine große Freude, dass du uns ein wenig an einer kleinen Reise durch deine Vergangenheit teilhaben und mit dir gemeinsam auch in die Zukunft blicken lässt! Vielen Dank für deine Zeit und Mühe! Ich wünsche dir alles Gute für die Spielzeit am Ku'damm und weiterhin ganz viel Spaß auf den Brettern, die die Welt bedeuten!

(c) Martin Edel

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