Wunder geschehn im Ronacher

Am 19. April stand ein Besuch des Musicals "Don Camillo und Peppone" im Ronacher in Wien an.
Ohne schon zu viel verraten zu wollen, muss ich vorweg nehmen, dass wir am nächsten Abend sofort noch einmal in diesem Stück saßen.

Das Stück handelt von politischen Problemen in Italien in der Zeit nach Mussolini, dem Älterwerden und der großen, aber verbotenen Liebe. Vordergründig geht es um den Konflikt zwischen dem Priester Don Camillo und dem neuen Bürgermeister Peppone. Die Beiden haben völlig andere Meinungen und politische Einstellungen zwischen Kapitalismus und Kommunismus, weshalb es immer wieder zum Streit kommt. Doch auch das Dorf wird von diesen beiden Parteien gespalten und so entstehen Anfeindungen zwischen den Bürgern. Vor allem für das junge Paar Gina und Mariolino stellt dies ein großes Problem dar, denn die Beiden dürfen ihre Liebe nicht öffentlich zeigen und müssen sich ständig vor ihren Eltern verstecken. Schlussendlich wollen Gina und Mariolino ihre Zuneigung in einer anderen Welt zu leben und beschließen, sich gemeinsam umzubringen. Kann das Dorf und allen voran Don Camillo und Peppone dies noch verhindern und wie geht der Streit zwischen diesen beiden "Dickköpfen" aus?

Szenenfoto DON CAMILLO & PEPPONE Pressestimme 001 © VBW / Deen van Meer 
(c) Vereinigte Bühnen Wien / Deen van Meer   


Kommen wir nun zu der Besetzung des Abends:

Der traditionell christlich eingestellte Don Camillo wurde von Andreas Lichtenberger verkörpert.  Es gibt wohl keinen anderen Menschen auf dieser Welt, der diese Rolle hätte besser und vor allem authentischer spielen können. Besonders Andreas Mimik war einfach umwerfend. Mit seinem breiten Grinsen hat er das Publikum immer wieder auf seine Seite gezogen und auch bewiesen, wie nah er an der Filmvorlage spielen kann. Dennoch hat man in Andreas Don Camillo auch einen Teil seiner eigenen Persönlichkeit entdecken können, sodass die Rolle zwar an die Filmvorlage erinnert hat, er sie aber keinesfalls kopiert hat.
Auch mit seinem einmaligen Gesang konnte Andreas Lichtenberger sehr begeistern und jedes einzelne seiner Lieder wurde zu einem Ohrenschmauss.

(c) Vereinigte Bühnen Wien / Deen van Meer 
 
Sein Rivale, der Bürgermeister Peppone, wurde von Frank Winkels gespielt. Auch dieser Darsteller passte perfekt in seine Rolle und konnte aufgrund des großartigen Schauspiels schnell von seinem Können überzeugen. Gesanglich begeisterte Frank die Zuschauer ebenfalls vollkommen. Besonders mit dem Song "Heimat" hat er seinen Zuhörern wohl lange Ohrwürmer beschert. 

Maya Hakvoort stand als alte Gina auf der Bühne und führte mit ihren Erzählungen durch die Geschichte. Erst einmal  muss man erwähnen, welch grandiose Leistung iher Maskenbildner jeden Abend vollbringen. Aufgrund Mayas sehr authentischen Aussehens aber auch ihres exzellenten Schauspiels, nahm man ihr sehr schnell die Rolle einer 90 jährigen Frau ab. Hinzu kam ein fantastischer Gesang, der die Leistung noch perfekt abrundete. 

(c) Vereinigte Bühnen Wien / Deen van Meer 
 
Die junge Gina hingegen wurde von Franziska Kemna verkörpert. Franziska legte sehr viel Leidenschaft und Emotionen in ihr Schauspiel und ihren Gesang. Sie stellte diese junge, verliebte und auch verzweifelte Frau perfekt dar. Außerdem harmonierte sie ausgezeichnet mit ihrem geliebten Mariolino und vor allem das Lied "Gold, Gold auf schwarzem Wasser"wurde zu einem himmlischen Augenblick.

Kurosch Abbasi stand als Mariolino auf der Bühne des Ronachers. Er hat eine phänomenale Stimme, die in dieser Rolle ausgesprochen gut zur Geltung kommt. Mit seinem variablen Schauspiel unterstrich er sehr gut die Persönlichkeit der Figur und betonte sowohl die unendliche Liebe zu Gina als auch seine politische Stellungnahme.

Ginas Eltern wurden von Patricia Hodell und Reinhard Brussmann verkörpert. Die beiden Darsteller gaben ein wunderbares und durchaus amüsantes Paar ab, das gesanglich und schauspielerisch eine herrausragende Leistung vollbrachte. Vor allem bei dem Song "Mauern" konnte Reinhard mit einer brillianten Stimme glänzen.

Nonno, der alte Großvater von Gina, wurde an diesem Abend von Ernst Dieter Suttheimer gespielt, der mit seinem Schauspiel sehr viel Witz in das Stück brachte. Besonders die amüsanten Szenen mit seiner geliebten Laura werden dem Publikum wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Er wirkte einfach so authentisch in dieser Rolle und man merkte, dass es Ernst Dieter Suttheimer überhaupt nicht schwer fällt, den Charme dieser Figur in den Mittelpunkt der Interpretation zu stellen.

Szenenfoto DON CAMILLO & PEPPONE Pressestimme 004 © VBW / Deen van Meer 
(c) Vereinigte Bühnen Wien / Deen van Meer 

Thorsten Tinney präsentierte sich als Vater von Mariolino namens Brusco. Vor allem sein schauspielerisches Talent stach ins Auge, da er besonders den politischen Streit mit seinen Nachbarn wunderbar darstellen konnte und im Umgang mit seinem Sohn sehr souverän wirkte. Auch gesanglich ergänzten sich Thorsten und sein Nachbar wirklich ausgesprochen gut.

Femke Soetenga begeisterte die Zuschauer in der Rolle der Laura Castelli mit einer sensationellen Leistung. Sie entwickelte sich während des Stücks zu einem heimlichen Publikumsliebling und gestaltete viele Szenen sehr amüsant. Zudem hat sie eine atemberaubende Stimme,  die bei jedem einzelnen Lied triumphieren konnte. Vor allem das Lied "Tricks und Lügen" ist mir aufgrund Femkes positiven und anziehenden Ausstrahlung lange im Ohr geblieben.

Natürlich verdient auch dieses großartige Ensemble einen riesigen Applaus für diese tolle Leistung, die es in der Show auf die Bühne bringt. Jeder einzelne Darsteller beeindruckt das Publikum mit Hilfe seines Schauspiels, seiner Ausstrahlung und seiner Stimme. Ohne dieses grandiose Ensemble wäre diese Produktion gar nicht möglich.

Szenenfoto DON CAMILLO & PEPPONE Pressestimme 005 © VBW / Deen van Meer 
(c) Vereinigte Bühnen Wien / Deen van Meer 

Insgesamt kann die Inszenierung aufgrund wahnsinnig vieler Ohrwürmer und fantastischer Darsteller begeistern. Man wird als Zuschauer sofort in den magischen Bann dieses Musical gerissen und taucht auch erst nach knappen drei Stunden wieder aus dieser zauberhaften Welt auf.
Ich kann jedem nur raten, sich diese einzigartige Vorstellung anzusehen und sich auch verzaubern zu lassen.

Mich persönlich hat die Show so begeistert, dass ich am liebsten jeden Abend in diese Welt eintauchen und den wunderschönen Klängen lauschen würde.
Abschließend kann ich zu dieser Leistung nur sagen: Bravo, Bravissimo und wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich euch jeden Abend im Ronacher besuchen!  

Szenenfoto DON CAMILLO & PEPPONE Pressestimme 007 © VBW / Deen van Meer 
(c) Vereinigte Bühnen Wien / Deen van Meer

Don Camillo & Peppone Slider © VBW 
(c) Vereinigte Bühnen Wien

Kommentare

  1. Die Musik hat mich nicht so ganz fasziniert. Habe trotz zweimaligem Besuch nicht allzu viele Ohrwürmer mitgenommen. Nichtsdestotrotz haben mich Andreas Lichtenberger und vorallem Maya Hakvoort in ihren Rollen schauspielerisch und besonders stimmlich überzeugt! Die Inszenierung ist sehr schwungvoll und das Orchester hinten auf der Bühne damit vorne Platz für einen Wassergraben bleibt ist auch eine effektvolle Idee. Dieses Musical ist auf jeden Fall einen Besuch wert!

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