Greatest Show of all

Am 7. Juni habe ich erneut das Musical "Bodyguard" im Musicaldome in Köln besucht. Da ich nach meinem ersten Besuch dort bereits unglaublich begeistert war, habe ich mich natürlich sehr auf meine nächste Reise dorthin gefreut und ich wurde keinesfalls enttäuscht.
Die berühmte Sängerin Rachel Marron erhält von einem liebeskranken Stalker, der sie umbringen möchte, Drohbriefe, weshalb der Star - Bodyguard Frank Farmer engagiert wird. Er soll Rachel, ihre Schwester Nicki, die schon immer im Schatten ihrer berühmten Schwester steht, und ihren Sohn Fletcher beschützen.
Diese Aufgabe nimmt der Bodyguard sehr ernst, was Rachel zunächst sehr missfällt. Sie fühlt sich von seinen Maßnahmen eingeengt und möchte selbst über ihr Leben bestimmen. Doch mit der Zeit entstehen zwischen den Beiden sogar liebevolle Gefühle und auch Sohn Fletcher schließt Frank schnell in sein Herz. Doch obwohl Frank die Familie so gut es geht beschützt und im Ernstfall auch sein Leben für sie geben würde, wird es immer schwieriger, denn der Stalker ist geschickt und handelt unglaublich durchdacht. Als er eines Tages sogar in dem Haus der Familie auftaucht, entschließt sich Frank, Rachel, Nicki und Fletcher auf seine abgelegene Hütte zu bringen und dort erst einmal zu verstecken, aber das Ganze hat verheerende Folgen... Rachel und Frank ist klar: Der Stalker wird nicht aufgeben, bis er sein grausames Ziel erreicht hat.


Nyassa Alberta stand an diesem Abend als Rachel Marron auf der Bühne und begeisterte ihr Publikum ab der ersten Sekunde. Ich habe selten eine so talentierte Sängerin gesehen. Es gab kein Lied, bei dem sie ihren Zuschauern keine Gänsehaut gezaubert hat. Bei einigen Songs stellte sich die berechtigte Frage: Wer singt das Lied eigentlich schöner - Whitney oder Nyassa?! Auch schauspielerisch konnte Nyassa absolut begeistern und sich vor allem im zweiten Akt in die Herzen der Zuschauer spielen. Sie zeigte viele verschiedene Facetten: von der Diva über die eingeschüchterte junge Frau bis hin zur großen Liebhaberin. Wirklich eine phänomenale Darstellerin!

Ihr Bodyguard Frank Farmer wurde von Jadran Malkovich verkörpert und ich muss gestehen, ich war einfach total fasziniert von diesem Mann. Er spielte die Rolle auf eine ganz eigene und besondere Art und war trotz des teilweise unnahbaren Verhaltens sehr charmant in der Interpretation. Zudem hat er perfekt mit Nyassa harmoniert, sodass die beiden ein wunderschönes Paar waren. Jadran hatte eine ganz besondere, aber unbeschreibliche Magie auf der Bühne, die das Publikum kanppe zwei Stunden lang gefesselt hat.


Rachels Schwester Nicky wurde von Jahlisa Norton gespielt. Jahlisa hat bereits mit dem ersten Song bewiesen, dass sie eine grandiose Stimme hat, doch auch innerhalb des Stücks ist sie in ihrer Rolle immer weiter gewachsen, sodass sie schließlich stimmlich und schauspielerisch brilliert hat. "Run to you", das gemeinsame Duett mit ihrer Schweter, war definitiv ein Höhepunkt der Show, bei welchem Tränchen nicht ausblieben.

Carsten Lepper begeisterte die Zuschauer als Sy Spector. Er passte perfekt in diese sehr exzentrische Rolle und verkörperte sie absolut authentisch. Vor allem im ersten Akt stellte er einen sehr selbstsicheren, extrovertierten und etwas überheblichen Manager dar, bei dem Ruhm und Erfolg an erster Stelle stehen. Als Charakter war er dem Publikum doch recht unsympathisch, als Darsteller hingegen war er in jedem Fall sehr beliebt aufgrund seines tollen schauspielerischen Talents und seiner sympathischen Art.


Rachels Stalker wurde von Tom Viehöfer verkörpert. Er ist definitiv einer der geheimen Lieblinge in dieser Show, da er die Rolle so unglaublich authentisch wirken lässt. Seine Gestik und vor allem seine Mimik lassen ihn wie einen wirklich liebeskranken Stalker wirken, der sogar über Leichen geht, um seiner Rachel nah zu sein. Besonders während der Oscar-Verleihung ist Tom dem Publikum sehr nah und verlockt seinen Zuschauern aufgrund seines authentischen Schauspiels eine wirkliche Gänsehaut. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Blicke in dieser Minute nicht auf den Star Rachel Marron, sondern auf ihren Stalker gerichtet sind.

Dennis LeGree stand als Bill Devany auf der Bühne und konnte ebenfalls mit einer sehr guten schauspielerischen Leistung überzeugen. Einzig sein Akzent machte es teilweise schwierig,  den Gedanken und Handlungen der Rolle zu folgen. 
Er hielt sich mit seiner Interpretation jedoch stark an die Filmvorlage und setzte diese nicht unbedeutende Figur sehr passend um.

Jörg Moukaddam stellte Tony Scibelli dar. Nicht nur optisch passte er sehr gut in diese Rolle, auch schauspielerisch überzeugte Jörg mit einer Glanzleistung. Er entfaltete den Charakter sehr glaubhaft und entwickelte seine Figur innerhalb der Show weiter. 


Fletscher wurde von dem kleinen Jesse gespielt. Er hat die Rolle großartig und vor allem super professionell verkörpert. Besonders sein Zusammenspiel mit Frank Farmer war wirklich herzergreifend! Jesse war aufgrund seiner süßen Art und seines toughen Auftretens definitiv ein kleiner Star des Abends!

Das gesamte Ensemble trägt zu einer erstklassigen Show bei, die dem Zuschauer lange in Erinnerung bleibt. Phänomenale Tänzer zeigen bei großen Choreografien ihr gesamtes Können und lassen Rachel in ihrer Mitte wie einen wirklichen Superstar aussehen. 


Die Inszenierung ist ein absoluter Hingucker in der Welt des Musicals und des Theaters. Sie vereint große Emotionen, Spannung und Action sowie eine bewegende Geschichte mit sehr tiefgründigen Themen. Das Publikum wird gut in das Geschehen eingebunden, sodass den Zuschauern nicht selten der Atem stockt.  
Die Elemente des Films zeigen sich zu einem wundervollen Musical verarbeitet, welches nicht einfach nur versucht, eine Kopie der Filmvorlage zu sein, sondern auf eigenen Fundamenten basiert. Und man kann in jedem Fall versprechen, dass die Zuschauer des Stücks nicht einfach nur eine "Irgendwer verlässt immer irgendwen - Story" erwartet ;-)
Ich kann nur jedem empfehlen, sich diese wundervolle Show anzusehen und sich von der "Queen of the Night" verzaubern zu lassen. Erlebt bis August noch euren persönlichen "One moment in time" im Musicaldome in Köln.

Bilder (c) Johan Persson 

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