Ein schönes Musical ist ein Segen

Am 27. August bin ich der Einladung zum Mitternachtsball gefolgt und habe die Vampire in Stuttgart besucht. Nachdem mein letzter Besuch in der Gruft in Berlin erfolgte und dies nun schon eine ganze Weile her war, war ich sehr gespannt auf die Show.

Die Besetzung erwies sich hundertprozentig als Faszination für die Zuschauer...

Kirill Zolygin erwies dem Publikum an diesem Tag die Ehre als Schlossherr und was soll ich sagen?! Er war einfach unglaublich! Kirill hat eine ganz besondere Tiefe in seiner Stimme, mit der er von der ersten Sekunde an das Publikum in seinen Bann ziehen konnte. Kirill hat den Grafen von Krolock wirklich geheimnisvoll und zugleich sehr überlegen dargestellt. Vor allem bei der "Unstillbaren Gier" konnte der Sänger fantastisch die verschiedenen Emotionen transportieren und so die Zuschauer völlig verzaubern.


Die junge Sarah wurde von Maureen Mac Gillavry verkörpert, die die Rolle erst vor kanpp einem Monat übernommen hat. Doch man merkte ihr keinerlei Unsicherheiten an, ganz im Gegenteil, sie verkörperte die Figur voller Selbstvertrauen und Stärke. In ihrem Schauspiel lag die nötige Naivität und Sehnsucht nach Freiheit und Begehren. Auch gesanglich begeisterte Maureen mit einer glasklaren und sehr sicheren Stimme.

Tom van der Ven stand als Alfred auf der Bühne und harmonierte ausgezeichnet mit seinem Bühnenparner, dem hochgeschätzten Professor Abronsius. Sowohl stimmlich als auch schauspielerisch und optisch passte Tom einfach hundertprozentig in diese junge und unsichere Rolle und verkörperte diese mit einem ganz besonderen Charme. 
Vor allem bei dem Lied "Für Sarah" zeigte er eine sehr starke und gefühlvolle Stimme und lies so die Herzen im Zuschauerraum höher schlagen.

Victor Petersen begeisterte die Zuschauer in der Rolle des "Professor Abronsius". Er ist einfach unschlagbar, die perfekte Besetzung für den alten, belesenen Professor. Der Darsteller spielte den Charakter mit viel Witz und war ein absolutes Highlight der Vorstellung. Nicht nur mit seiner Wandungsfähigkeit, sondern auch mit seiner hervorragenden klassischen Stimme raubte er dem Publikum den Atem.


Der Wirt Chagal wurde von Michael Anzalone verkörpert, der vor allem ein großes gesangliches Talent beweisen konnte. Es gab einige Stellen, an denen der Akzent von Michael unüberhörbar war, was der Gesamtleistung aber keineswegs einen Abbruch tat.
Insgesamt hat sich seine Aussprache seit seiner Zeit in Berlin wirklich schon stark verbessert.

Sara Jane Checchi spielte an diesem Nachmittag die Rolle der Magda. Auch bei ihr war der Akzent teilweise noch sehr präsent, allerdings war ihre Aussprache für den kurzen Zeitraum, den sie jetzt auf der deutschen Bühne stand, schon großartig. Mindestens genauso fantastisch war Saras Stimme, mit der sie der Magda eine große Stärke verlieh. Bei dem Song "Tot zu sein ist komisch" zeigte sie, wieviel Volumen und Power in ihrer Stimme steckte und brachte mit ihrem rockigen Auftritt die Zuschauer einfach nur zum Staunen.

Als Herbert durfte das Publikum Christian Funk erleben, der eine absolute Idealbesetzung für den Charakter war. Er war sehr stimmgewaltig und konnte mit einem extrem authentischen und gierigen Schauspiel den Grafensohn auf der Bühne präsentieren. Dabei blieb auch seine lustige Seite keineswegs verborgen, die er vor allem in den Szenen mit seinem geliebten Alfred sehr gekonnt einsetzten konnte.


Yvonne Köstler stand als Rebecca, der Frau von Chagal, auf der Bühne. Sie arbeitete die einzelnen Facetten und Gefühle der Rolle unglaublich sorgsam heraus und konnte sowohl die Wut über das Flirten und Fremdgehen ihres Mannes, als auch die Trauer und Verzweiflung nach dem Tod des Gatten sehr gut in Szene setzen.

Jacob Fearey faszinierte als Koukol mit einem phänomenalen Schauspiel. Obwohl die Rolle auf irgendeine Weise immer etwas schaurig wirkt, konnte Jacob in dem Stück vor allem seinen großen Humor beweisen und die Zuschauer oftmals zum Schmunzeln bringen. Er sorte dafür, dass der stumme Diener den Besuchern schnell ans Herz wuchs.

Was wäre das Musical ohne dieses stimmgewaltige und umjubelte Ensemble?! 
Als Vampire hauchten sie dem Stück mystisches Leben ein und erschreckten viele ahnungslose Zuschauer :-)
Die Sänger und Schauspieler bildeten an diesem Nachmittag eine exzellente Einheit auf der Bühne und lehrten dem Publikum das Gruseln.


Mich persönlich konnte die Show in Stuttgart noch deutlich mehr begeistern als in Berlin.
Einzig die teilweise sehr schlechte Akkustik fiel negativ auf. Leider konnte man vor allem zu Beginn des ersten Aktes die Sänger nur schwer verstehen, da die Stimmen in der Abmischung viel leiser waren als die instrumentale Musik.

Insgesamt war der Besuch in der Stuttgarter Gruft jedenfalls ein "unheimlicher" Erfolg! Die Produktion passt hundertprozentig in das Palladium Theater, welches vor allem für den Kontakt zwischen Vampiren und Publikum sehr viele Möglichkeiten bietet. 
Egal, ob Vampir - Fan oder nicht, seht euch die Inszenierung auf jeden Fall einmal an und verliert euch in der totalen Finsternis, denn danach ist man ganz sicher von einer unstillbaren Gier besessen, die verlangt, erneut im Theater gestillt zu werden!
Wer es in Stuttgart bis zum 3. September nicht mehr schaffen sollte, kann sich schon bald hoch im Norden gruseln. Ab dem 18. September treiben dort die Vampire im Theater an der Elbe in Hamburg ihr Unwesen...

Fotos (c) Stage Entertainment 

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