Eine Begegnung mit dem Herrn Professor

Der aus Lohne stammende Victor Petersen steht derzeit als "Professor Abronsius" im Kultmusical "Tanz der Vampire" auf der Bühne des Palladium Theaters in Stuttgart und begeistert dort fast täglich die Zuschauer. Zuvor konnte man ihn bereits in der Rolle der "Mary Sunshine" in der Produktion "Chicago" erleben.
Ich hatte die große Freude, mit diesem sehr offenen und sympathischen Darsteller ein kleines Gespräch über seinen Beruf und seine Engagements führen zu dürfen...

(c) Christian Hartmann

Victor, beschreibe doch bitte erst einmal deine Rolle in "Tanz der Vampire"!

Professor Abronsius ist ein Wissenschaftler aus Königsberg, der mit seinem Assistenten Alfred nach Transsilvanien reist, um dort zu beweisen, dass es tatsächlich Vampire gibt. Auf ihrem Weg treffen sie auf das Wirtshaus von Chagal, wo die Menschen versuchen, ihr Wissen über Vampire zu vertuschen und von dort an nimmt die Reise zum Schloss und dessen Bewohnern ihren Lauf...

Du hast die Rolle sowohl schon in Berlin und München, als auch jetzt in Stuttgart 
gespielt. Gab es Unterschiede zwischen dem Publikum in den einzelnen Tour - Städten?

Die Inszenierung "Chicago" habe ich ebenfalls in Stuttgart und Berlin gespielt und dabei habe ich tatsächlich deutliche Unterschiede zwischen dem Publikum und der jeweiligen Begeisterungsfähigkeit vor Ort bemerkt. Hingegen gibt es bei der aktuellen Show "Tanz der Vampire" kaum Unterschiede zwischen den Zuschauern. Ich glaube, dass das Thema "Vampire" nicht regional die Leute anspricht, sondern diese Wesen viel mehr die Menschen im ganzen Land faszinieren.
Aber diese überall verbreitete Begeisterung finde ich auch wirklich schön, weil man als Darsteller in jeder Stadt merkt, dass das Musical die Zuschauer anspricht und es viele Menschen gibt, die die Produktion lieben und mit der Geschichte groß geworden sind.

Im Vergleich zum wahren Leben musst du dich äußerlich auf der Bühne ja sehr stark verändern, weshalb du auch ein recht aufwändiges Kostüm trägst. Wie lange dauert deine Verwandlung in der Maske?

Ich brauche ca. eine Dreiviertelstunde in der Maske für das Make-up, die Perücke, das Kleben der Augenbrauen und des Bartes und natürlich zum Verkabeln der Mikrofone. Anschließend kommen dann noch ungefähr 15 Minuten für das eigentliche Kostüm hinzu.

(c) eventpress/stage

Ein wesentliches Lied für dich und auch ein wichtiger Teil in der Show ist das Lied "Wahrheit". Wie hast du gelernt, den Text so schnell singen zu können?

Dieses Lied war kein allzu großes Problem für mich, da ich die Inszenierung selbst schon seit langer Zeit kenne, die CD besitze und den Song auch schon für die Auditions vorbereiten musste. Im Gegensatz dazu war das Lied "Bücher" ein viel größeres Problem für mich, da einem als Besucher des Stückes dieses Lied gar nicht so geläufig ist und man den Song viel weniger im Ohr hat. Die Schwierigkeit liegt darin, dass in dem Lied unglaublich viele Namen, die einem im wahren Leben gar nicht wirklich begegnen, aufgezählt werden und dabei auch nicht - wie in anderen Stücken -sinnvoll miteinander verknüpft werden. Daher musste ich diesen Text einfach viel häufiger wiederholen, um ihn dann auch mit Bewegungen und Aktivitäten verknüpfen zu können.

Die Show "Tanz der Vampire" hat ja unglaublich viele Fans und Anhänger. Wie würdest du diese große Affinität zu diesem Stück erklären? 

Ich glaube, dass es dafür zahlreiche Gründe gibt. Es ist ein Stück, das im Gegensatz zu vielen anderen berühmten Musicals in Deutschland kreiert wurde und auch im deutschsprachigen Raum uraufgeführt wurde, obwohl sich die Handlung in Königsberg, also in Polen abspielt.
Ein weiterer Aspekt ist das Thema der Show "Vampire", welches die Massen einfach auch spannend finden. Die Menschen sind offen für Mystik und Magie, was auch der große Erfolg dieser Filme und Bücher verdeutlicht.
Und die Vorstellung spielt auch mit Erotik und Faszination der Figuren, denn besonders der Akt des Gebissenwerdens soll nicht nur blutrünstig, sondern vor allem lustvoll sein.
Natürlich sind die Menschen auch groß geworden mit dem Stück und der Geschichte von Roman Polanski, ich selbst bin damit aufgewachsen und das ist auch ein wichtiger Faktor für die Beliebtheit der Produktion. 

Gibt es in der Vorstellung eine Szene, die du besonders gerne spielst?

Die Szene "Gruft" macht wahnsinnig viel Spaß und auf diese Stelle habe ich mich in den Proben auch immer sehr gefreut. Auch von den Kollegen bekomme ich oft die Rückmeldung, dass die Szene wirklich lustig und auch musikalisch toll geschrieben ist.
Anfangs in den Proben war diese Stelle auch sehr herausfordernd, weil es doch recht schmerzhaft ist, in diesem Fluggeschirr zu hängen, was ich davor gar nicht gedacht hätte. Da musste ich schon selbst ausprobieren, wie fest ich den Gurt schnallen kann, ohne mir die Luft abzudrücken und ohne mich unsicher zu fühlen.
(c) Jan Ammann 

Ihr hattet nun schon sehr viele Grafen - Wechsel. Ist es schwierig, sich immer wieder auf eine neue Besetzung einzustellen? 

Es ist nicht schwierig, ich würde es eher als spannend bezeichnen. Der Professor und der Graf stehen sich in der Show tatsächlich nur sehr selten gegenüber. Eigentlich gibt es nur zwei Szenen, in denen die Beiden tatsächlich aufeinandertreffen und an diesen Stellen ist es immer sehr spannend zu sehen, wie die einzelnen Besetzungen sich in der Darstellung des Grafen unterscheiden.

Vor deinem Engagement bei dieser Produktion standest du im Musical "Chicago" in Berlin und Stuttgart auf der Bühne. Wie war es für dich, nun wieder nach Stuttgart zurückzukehren? 

Das war sehr schön, da ich die Stadt Stuttgart schon kannte und auch einige gemütliche Ecken dort gefunden hatte, die ich nun gerne meinen Kollegen zeige. Und vor allem habe ich mich sehr gefreut, die lieben Mitarbeiter im Palladium Theater wiederzusehen, denn von ihnen fiel der Abschied damals sehr schwer.

Neben deinem Engagement bei "Tanz der Vampire" bist du momentan auch noch mit einem anderen Projekt beschäftigt, nämlich deinem Solo - Programm "Eine Frau Schau". Was genau kann man sich darunter vorstellen? 

Ich kann vorwegnehmen, dass dieses Programm etwas völlig anderes als "Tanz der Vampire" ist. Das Stück spielt mit den verschiedenen Kunstformen, wie beispielsweise Oper, Musical, Theater und Revue und es basiert auf dem Roman "Der Kuss der Spinnenfrau". Es handelt von zwei Gefängnisinsassen, die mithilfe ihrer Fantasie versuchen, aus dem trostlosen Gefängnis auszubrechen. Die Rolle, die ich dort spiele, heißt "Luis Alberto Molina" und dieser Mann hilft seinen Mitgefangenen, in eine Fantasiewelt zu tauchen und dem Leiden zu entfliehen. Er erzählt alte Geschichten und träumt von bekannten Hollywood - Diven, die er gerne sein möchte. Das Stück ist in schwarz - weiß gehalten, damit der Zuschauer selbst das Gefühl hat, einen Schwarz - Weiß - Film zu sehen. Ich bin selbst auch komplett grau geschminkt und auch die Requisiten sind alle aus grauem Stoff gemacht. Lediglich, wenn "Luis Alberto Molina" sich in seine Traumwelt begibt und sich selbst auch als Diva und Hollywood - Star wahrnimmt, sehen mich die Zuschauer in bunter Farbe.
Bei dieser Show war es mir ganz wichtig, viele verschiedene Musikformen zu bedienen, denn auch als Darsteller sehe ich mich nicht ausschließlich im Genre Musical. Ich möchte mich möglichst breit aufstellen und alle Möglichkeiten, die ich stimmlich und schauspielerisch habe, auch nutzen.

(c) Lioba Schöneck 

Gibt es eine Traumrolle, die du besonders gerne einmal spielen möchtest?

Das ist eine schwierige Frage... Ich hatte nie eine bestimmte Traumrolle im Kopf, sondern viel mehr gesamte Produktionen, in denen ich gerne mitwirken würde. Mit der Rolle des "Professor Abronsius" in "Tanz der Vampire" ist natürlich schon ein großer Traum in Erfüllung gegangen, womit ich so früh noch gar nicht gerechnet hatte.
Grundsätzlich würde ich wahnsinnig gerne einmal in "Cabaret" oder "Last five years" oder in "Next to normal" oder auch in "Elisabeth" vielleicht die Rolle des "Rudolf" spielen. Das sind Engagements, die ich mir persönlich sehr interessant vorstellen könnte, aber die ich nicht zwingend verkörpern muss. Ich lasse mich ganz einfach treiben und sehe, wohin mein Weg mich führt.

Schaust du dir momentan neben deinem Engagement auch andere Inszenierungen an und welches Musical hast du zuletzt besucht?

Ich habe selbstverständlich großes Interesse, mir auch andere Stücke anzusehen, allerdings fehlt durch das eigene Engagement leider oft die Zeit für dieses Vergnügen.
Die letzte Produktion, die ich gesehen habe, war "Der Glöckner von Notre Dame" in Berlin. Das Stück wollte ich unbedingt sehen und es hat mir wirklich super gut gefallen!

Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben? 

Lustig, zielstrebig und selbstständig.  


Lieber Victor, vielen Dank für dieses sehr interessante Gespräch! Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und weiterhin ganz viel Freude auf der Bühne. Bleib so, wie du bist!

(c) Christian Hartmann 

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