"Vielen Dank für die Sarah"

Sarah Schütz ist bereits seit Jahren aus der Welt des Musicals nicht mehr wegzudenken. Vor einigen Wochen feierte sie bereits zum dritten Mal in ihrer Paraderolle der "Lisa Wartberg" in "Ich war noch niemals in New York" Derniere. Zudem war die sympathische Darstellerin bereits in bekannten Produktionen, wie beispielsweise "Hinterm Horizont", "My Fair Lady" und "Evita" zu sehen. Auch vor der Kamera hat Sarah bereits viele Erfahrungen sammeln dürfen.
In dem folgenden Interview lernt ihr Sarah und ihre Engagements näher kennen und erfahrt natürlich auch, wie es nun nach dem Abschied aus Hamburg weitergeht...

Die Rolle der Lisa Wartberg in dem erfolgreichen Stage Musical "Ich war noch niemals in New York" ist mit einer ganz besonderen Darstellerin verbunden: Sarah Schütz. Bereits in der dritten Spielzeit verzaubert sie das Publikum mit den großen Songs von Udo Jürgens. Bevor Sarah Schütz die Hauptrolle in Udo Jürgens Schalger-Musikal übernimmt, singt und tanz sie in großen Inszenierungen, wie "Jesus Christ Superstar", "Jekyll and Hyde", "Evita" und "Hinterm Horizont“.
"Starlight-Express" war das Stück, das dich zur Liebe zum Musical gebracht hat. Was hat dich daran so fasziniert?

Das Gesamtpaket aus Dramaturgie und Technik hat mich damals stark beeindruckend. Die Licht- und Lasershow sucht heute noch seinesgleichen. Fasziniert haben mich auch die Darsteller, die mit einer irren Geschwindigkeit durch das Publikum gesaust sind. Das war ein magischer Moment für mich - während der Show und auch noch lange danach. Denn beim späteren Singen der „Starlight Express“-Lieder habe ich tatsächlich zum ersten Mal meine Stimme entdeckt.

Die Rolle der Lisa Wartberg in "Ich war noch niemals in New York" verkörperst du nun bereits in der dritten Spielzeit. Gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Inszenierungen und hast du dich vielleicht auch selbst in deiner Rolle weiterentwickelt?

Angefangen hat alles im Theater des Westens, einem Haus voller Theatergeist und Magie. Dort bin ich mit jeder einzelnen Show mehr und mehr in die Rolle der Lisa Wartberg hineingewachsen. Dabei hat sie mich vieles gelehrt: über Lisas Charakter, aber auch über mich selbst. Zum Beispiel wie ich mir meine Kräfte optimal einteile, um acht Shows pro Woche körperlich und geistig durchzuhalten oder wie ich mit unterschiedlichen Bühnenpartnern gut harmoniere.
Das Tour-Leben wiederum ist ganz anders. Man lernt viele verschiedene Theater kennen und arbeitet unter den unterschiedlichsten Bedingungen. Das ist auch sehr spannend. Zu all dem Neuen kommt dann noch das Leben im Hotel. Tourneen sind eine wahnsinnig intensive Zeit, die viel Spaß machen, das Team zusammenschweißen und einen gleichzeitig den Wert des eigenen Zuhauses erkenne lassen. Und nun bin ich wieder daheim und spiele im wunderschönen Theater an der Elbe. Ein toller Abschluss.

(c) Steffi Henn

Was bedeutet es dir, diese weltbekannten Songs von Udo Jürgens jeden Abend auf der Bühne performen zu dürfen?

Ich finde, die Lieder sind immer noch unglaublich zeitgemäß sind. Ausserdem haben sie etwas  gesellschaftskritisches, was ich sehr an den Liedern von Udo Jürgens schätze. Man soll nicht auf "Morgen" warten, sondern jeden Tag nutzen und mit seinen Freunde und seiner Familie das Leben auskosten. Eine besonders schöne Message von Udo Jürgens, den ich zu gerne persönlich kennengelernt hätte. Dafür durfte ich seine tollen Kinder bei der Premierenfeier zu „Ich war noch niemals in New York“ treffen.

Die Lisa Wartberg ist ja eine Karrierefrau, bei ihr steht immer der Job an erster Stelle. Wieviel hast du persönlich als Sarah denn mit ihr gemeinsam?

Ehrgeizig bin ich schon immer gewesen und beruflich voran zu kommen, ist mir sehr wichtig. Jedoch habe ich mit dieser Rolle auch gelernt, verstärkt auf meinen Körper zu hören und achtsam mit ihm umzugehen, um dauerhaft für acht Auftritte in der Woche fit zu sein.

Gibt es in dem Stück eine Szene, die du besonders gerne spielst oder die vielleicht eine besonders große Herausforderung für dich darstellt ?

Ich liebe es, das gesamte Ensemble auf der Bühne zu haben. Das Zusammenspiel und die Dynamik zwischen uns allen ist sehr besonders. Deshalb bin ich ein großer Fan der Szenen, wo wir alle zusammen “Aber bitte mit Sahne" und "Was wichtig ist" singen. 
In der ersten Spielzeit gab es viele Herausforderungen, an denen ich gewachsen bin. Heute ist die größte Herausforderung für mich, die Show "frisch zu halten“. Ich möchte dem Publikum die Geschichte jeden Abend neu erzählen, so als wäre es das allererste Mal für uns beide.

Du hast vorher bereits in Berlin im Musical "Hinterm Horizont" auf der Bühne gestanden. Durftest du dort Udo Lindenberg selbst kennenlernen?

Oh ja, und ob ich das habe! Auf unserer Ensemble-Weihnachtsfeier habe ich sogar mit ihm getanzt. Das was grandios. Udo Lindenberg ist ein wirklich spezieller Mensch und ich ziehe meinen Hut vor ihm, dass er über so viele Jahre sein "eigenes Ding macht“ und erfolgreich damit ist. Sich selbst treu zu bleiben ist auch für mich seit dem Anfang meines Berufslebens wichtig gewesen und war übrigens auch das Motto von Udo Jürgens. Hier schließt sich der Kreis, ist das nicht schön.

Du hast ja nun schon in ganz vielen verschiedenen Produktionen mitgewirkt.
Gibt es ein Engagement, das für dich ganz besonders war?

Tief in Erinnerung ist mir mein Engagement für die "West Side Story" bei den Thuner Seespielen geblieben. Nicht nur, dass wir dort ein wahnsinnig tolles Panorama hatten, der Cast passte auch einfach. Wir waren alle sehr eng miteinander und haben später sogar noch ein Benefizkonzert organisiert. Das war eine unglaublich schöne Zeit.

(c) Stage Entertainment

Kannst du dich noch an deine größte Panne auf der Bühne erinnern? 

Klar, kann ich mich daran erinnern. Da hat mein Herz definitiv höher geschlagen, ich dachte ich platze. Natürlich vergisst man hier und da mal den Text, aber das fällt dem Publikum meistens gar nicht auf, weil wir uns gegenseitig unterstützen. Nicht so bei meinem ersten Engagement bei "Kiss me Kate" in Braunschweig. Hier habe ich während eines Liedes den Text vergessen und es fiel mit unglaublich schwer wieder ins Singen und Spielen zu kommen. Und es wurde immer schlimmer. Weil ich nicht weitergesungen habe, hat auch das Orchester plötzlich aufgehört zu spielen, um auf  mich zu warten. Immer wieder hat die Souffleuse versucht, mir den Text zuzurufen, aber es war wie verhext. Ich habe sie nicht verstanden und musste dann zu ihr rennen. Das war schlimm.

Du standest ja auch schon für einige Produktionen vor der Kamera. Wo liegen für dich die wesentlichen Unterschiede zum Spiel auf der Bühne?

Grundsätzlich ist es wichtig, authentisch und natürlich zu sein. Vor der Kamera wird jede Feinheiten im Gesicht sichtbar, so dass kleine Details in der Mimik den Unterschied machen können. Auf der Bühne hingegen sollen mich auch die Zuschauer in der letzten Reihe gut wahrnehmen können. Auf der Bühne ankommt es also darauf an, so viel Ausstrahlung zu haben wie möglich, damit die Aussage überall ankommt.

Gibt es denn noch eine Traumrolle, die du unbedingt einmal spielen möchtest? 

Ein absoluter Traum für mich, wäre es die "Elphaba" in „Wicked" zu spielen, weil die Rolle einfach wirklich großartige Gesangspartien hat.

Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben? 

lebendig, stark, verletzlich

(c) Jordan Engle, OG Photography

Wie wird die Musical-Landschaft in Deutschland deiner Meinung nach in der Zukunft aussehen?

Momentan gibt es einige Tournee-Produktionen bei Stage Entertainment. Dieses Tour-Konzept wird in der Zukunft wahrscheinlich zunehmen. Die Stadttheatern zeigen dann sicher auch unbekanntere Musical-Inszenierung, da dort eher neue Shows ausprobieren werden können.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese beiden Bereiche für die Zukunft gut nebeneinander funktionieren.

"Ich war noch niemals in New York" ist jetzt vorbei. Klingt denn schon Abschiedsschmerz mit?

Ein bisschen Wehmut ist dabei, die Menschen, die einen über einen so eine lange Zeit begleitet haben, auf einmal nicht mehr zu sehen. Aber andererseits ist es auch schön, einen Abschluss machen zu können. Ich bin auch kein Mensch, der unbedingt versucht, an alten Gewohnheiten festzuhalten. So ist das Business: Wir genießen die Zeit, in der wir das Stück gemeinsam spielen und dann müssen wir uns wieder trennen. Das Leben geht weiter.

Weißt du bereits, wie es für dich nach dieser Inszenierung weitergeht?

Zuerst mache ich ein bisschen Urlaub. Da freue ich mich schon richtig drauf. Danach geht es für mich nach Dresden, wo an der neuen Staatsoperette das eher unbekannte aber dafür besonders tolle Leonard Bernstein Stück „Wonderful Town“ wieder aufgenommen wird.

Liebe Sarah, vielen lieben Dank für dieses tolle Gespräch. Ich wünsche dir eine wundervolle Zeit nach letzten Show in "New York" und weiterhin ganz viel Freude auf und natürlich auch hinter der Bühne!

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