The ONE and only - Interview mit Maike Katrin Merkel

Maike Katrin Merkel absolvierte ihr Musicalstudium an der Hochschule für Musik & Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ in Leipzig. Seitdem brilliert die sympathische Darstellerin in den unterschiedlichsten Rollen. Unter anderem stand sie bereits als "Rebecca" und "Magda" im Musical "Tanz der Vampire" auf der Bühne, begeisterte als "Erzherzogin Sophie" und "Frau Wolf/Ludovika" in "Elisabeth" und entführte als Cover "Mary Patrick" und Cover "Mutter Oberin" ihr Publikum ins Kloster. Aktuell steht Maike als Sängerin in der Show "The ONE" auf der Bühne des Friedrichstadtpalasts in Berlin. Maike hat sich netterweise die Zeit genommen, mir einige Fragen über ihre bisherigen Engagements und ihr Privatleben zu beantworten. Also, Vorhang auf für Maike!


Weshalb hast du dich dazu entschlossen, Musicaldarstellerin zu werden? 

Gesungen und getanzt habe ich irgendwie schon immer. Mit elf Jahren habe ich dann mit meiner Schulklasse eine Aufführung von "West Side Story" gesehen und war danach derartig fasziniert davon, dass man Singen, Tanzen und Spielen gleichzeitig verbinden kann, dass ich meine Eltern überredet habe, ein weiteres Mal in die Vorstellung zu gehen. Danach war der Traum, Musicaldarstellerin zu werden, geboren. Ich bin sehr froh, dass ich ihn verwirklichen konnte. :)

Du hast bereits in vielen bekannten Produktionen mitgewirkt. Gibt es eine Inszenierung oder eine Rolle, die du bereits gespielt hast, die dir besonders viel bedeutet oder die dich vielleicht auch besonders geprägt hat? 

Es ist schwierig, aus den vielen tollen Stücken und Rollen eines bzw. eine auszuwählen. Ich bin an allen "Stationen in meinem Lebenslauf" gewachsen und habe auf die ein oder andere Art etwas dazugelernt. Wenn ich mich entscheiden sollte, welche Rolle mir besonders viel gegeben hat und mich nachhaltig in meinem Spiel verändert hat, so ist es die der "Mutter Oberin" in "Sister Act". Mit dieser Rolle habe ich zum ersten Mal eine sehr erwachsene und ernste Rolle gespielt. Das war eine große Herausforderung für mich und ich habe irrsinnig viel dabei gelernt.


Momentan stehst du nicht in einem Musical, sondern als Sängerin in der Show „The ONE“ im Friedrichstadtpalast in Berlin auf der Bühne. Welches sind dabei die größten Herausforderungen für dich? 

Eigentlich sind die größten Herausforderungen hier technischer Natur. Der Friedrichstadtpalast ist die größte Showbühne der Welt, was bedingt, dass man nicht ohne sogenanntes "In Ear Monitoring" spielen kann. Das heißt, man hat zwei Kopfhörer im Ohr, über die man sowohl die Musik, als auch seine eigene Stimme und die der Kollegen hört. Sich daran zu gewöhnen, ein wenig wie in einer "schalldichten Kabine" zu singen, hat recht lange gedauert bei mir, da ich eine sehr intuitive Sängerin bin und mir die Überprüfung durch mein "Hören von Außen" quasi fehlt. Und die Anzahl an Menschen auf der Bühne (alleine 60 Personen umfasst das Ballett, plus ca. 15 Artisten) beeindruckt einen auch immer wieder und beeinflusst die Arbeit auf der Bühne.

Was ist dein Lieblingslied oder dein Lieblingsmoment aus der Show? 

Meine absolute Lieblingsnummer in der Show ist der sogenannte "Girl-Tanz", in dem alle Damen des Balletts (33 Frauen) eine ewig lange Reihe bilden und "die Beine werfen". Die Musik, die wirklich tolle und einfallsreiche Choreographie sowie die Präzision, mit der die Tänzerinnen jeden Abend diese atemberaubende Nummer auf die Bühne zaubern, faszinieren mich sehr. 
Hinsichtlich des eigenen Mitwirkens an der Performance mag ich den Song "Midnight on Feather Reef" besonders gerne. Der Text, die Melodie, die Musik und die Umsetzung auf der Bühne sind sehr speziell und letztendlich war das freie Stehen auf einer sich drehenden Showtreppe für mich - mit Höhenangst - eine wirkliche Challenge und ich bin stolz, dass ich mittlerweile relativ entspannt dort oben bin. :)

Du hast bereits mehrfach in Produktionen in Berlin mitgespielt, sodass diese Stadt dir wahrscheinlich schon sehr vertraut ist. Hast du Lieblingsorte in Berlin? 

Berlin ist nach mittlerweile zwölf Jahren, in denen es (mit Unterbrechungen) mein fester Wohnsitz ist, zu meinem Zuhause geworden. Natürlich auch, weil mein Mann ein geborener Berliner ist, der mir die Stadt noch einmal von einer ganz anderen Seite gezeigt hat und auch, weil wir mit unserer Tochter hier leben. Ganz klar ist deshalb mein erster Lieblingsort unser Haus im Norden der Stadt. Etwas außerhalb vom Trubel, aber nah genug dran, um schnell mitten in der City zu sein. Ich mag den "Tegeler See" sehr gerne, im Sommer kann man dort Boot fahren, Picknicken und toll spazieren gehen. Auch das "Theater des Westens" hat eine sehr besondere Bedeutung für mich, denn dort haben wir geheiratet. Berlin hat so viele spannende Ecken und bunte Orte, hier kann man eigentlich jeden Tag etwas Neues entdecken und seitdem ich Mama bin, habe ich noch sehr viel mehr von der Stadt kennengelernt.


Du warst sowohl in Berlin als auch in Wien ein Teil der Inszenierung von „Tanz der Vampire“. Welche Erinnerungen hast du an diese Engagements und würdest du gerne noch einmal in diesem beliebten Stück mitwirken? 

Beide Produktionen haben einen großen Einfluß auf mich persönlich und als Darstellerin gehabt. 2006 in Berlin habe ich zum ersten Mal in einem großen Musical auf der Bühne gestanden und das gleich als Erstbesetzung in der Rolle der "Rebecca". Die Zeit ist mir vor allem wegen des großen Gefühls von Freiheit und Spaß in Erinnerung geblieben, sowohl auf der Bühne als auch dahinter. Damals habe ich zum ersten Mal erlebt, was es heißt, Teil eines Ensembles zu sein und unter den Kollegen seine Familie zu finden. :)
In Wien hat mich die Produktion an sich fasziniert und glücklich gemacht. Hier wurde das Stück geboren und das hat man an allen Ecken gespürt. Das aufwendige Bühnen- und Kostümbild, das wunderbare, große Orchester, dieser Sound im Saal, das alles war eine tolle Erfahrung. Außerdem durfte ich dort nicht nur als "Rebecca", sondern auch als "Magda" auf der Bühne stehen, was ich sehr genossen habe.
Ich glaube, dass meine persönliche Geschichte mit "Tanz der Vampire" beendet ist, aber man sollte niemals nie sagen... ;)

Auch in dem wunderbaren Musical „Elisabeth“ warst du bereits mehrfach zu sehen. Vor einigen Jahren standest du als "Frau Wolf / Ludovika" auf der Bühne und letztes Jahr warst du als "Erzherzogin Sophie" zu erleben. Welche dieser beiden unterschiedlichen Rollen hat dir persönlich mehr Spaß gemacht? 

Schwierig zu sagen, auch weil zwischen beiden Engagements acht Jahre lagen, in denen ich als Mensch und Darstellerin gereift bin und mich verändert habe. Eigentlich hat es genauso gepasst, wie es war. Die lebenslustige, fröhliche und eher laute Rolle der "Ludovika/Frau Wolf" in meinen 20ern zu spielen und die strenge, starke, disziplinierte "Sophie" in meinen 30ern und als Mutter. Ich glaube, dass die Rolle der "Erzherzogin Sophie" mich noch einmal mehr als Darstellerin gefordert hat, weil sie in ihrer Persönlichkeit so weit von meiner entfernt ist. 

Was war bisher deine lustigste Panne auf der Bühne? 

Oh, da ist die Auswahl recht groß! Livetheater ist eben live und da passiert eine ganze Menge lustiger Kram... :) Bei "Elisabeth" in Berlin 2008 verhakte sich mein Kleid Anfang des Auftritts als "Frau Wolf" in einer Seitenwand und ich hörte nur noch ein lautes Ratschen und fühlte, dass mein Rock nach unten rutschte. Alle Knöpfe hinten waren aufgegangen. Ich habe die gesamte Szene mit verkrampftem Gesicht und meinem halben Kleid in der linken Hand gesungen und gespielt, damit ich mein Kostüm nicht verliere... :)


Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben? 

Optimistisch, albern und ehrgeizig... :)

Was machst du am liebsten in deiner Freizeit? 

Welche Freizeit?! :)
Wenn die Zeit es zulässt, gehe ich gerne selbst ins Theater und schaue mir an, was die Kollegen dort so veranstalten. Ich lese gern und habe großen Spaß an meinem Instagram- Account. Haha! 

Welche Schulfächer haben dir damals in deiner Schulzeit am meisten Spaß gemacht und welche mochtest du gar nicht? 

Eigentlich wollte ich nach dem Abitur gerne Geschichte studieren, aber dann "kam mir die Musik dazwischen"... Neben Geschichte mochte ich Deutsch sehr gerne. Mathe und Chemie waren dagegen so gar nicht meins...

Hast du eine Traumrolle, die du besonders gerne einmal spielen würdest?

Eine bestimmte Rolle kann ich nicht benennen. Ich möchte gerne Rollen spielen, die mich fordern und als Darstellerin voranbringen. Rollen, die weit weg von meiner eigenen Persönlichkeit sind, die ich erst in mir suchen muss, finde ich spannend. Ich liebe die Stücke von Stephen Sondheim. Die Frauenrollen, die er erschaffen hat, würden mich eigentlich fast alle reizen. :)

Vielen Dank für dieses spannende Interview, liebe Maike! Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Freude auf der Bühne und sind gespannt, wohin dein Weg dich auf und neben der Bühne noch führt!

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