Zu Gast bei Madame Pottine, Sohn Tassilo und vielen märchenhaften Wesen

Am Sonntag, den 7. Januar 2018, durfte ich erleben, wie die Zeit eines der schönsten Märchen im Musicaldome schrieb. Ich habe mir die Derniere des weltbekannten Musicals "Die Schöne und das Biest" in Köln angesehen und ich muss vorwegnehmen, dass ich mich wahnsinnig auf diesen Abend gefreut habe. Die Geschichte begleitet mich bereits seit meiner frühen Kindheit und ich bin nach wie vor ein riesiger Fan von Belle, den sprechenden Gegenständen, wie beispielsweise Madame Pottine, ihr Sohn Tassilo oder auch Herr von Unruh und Lumiere und natürlich auch vom Biest.
Leider wurden meine großen Erwartungen nicht in jeder Hinsicht erfüllt.


Die Tour, die aktuell mit dieser Inszenierung in Deutschland und Luxemburg unterwegs ist, wird von einem Ensemble aus Ungarn auf die Bühne gebracht. Viele großartige Darsteller stehen bei der Show auf der Bühne. Auch bei meinem Besuch des Musicals war ich absolut begeistert von den Stimmen und dem Schauspiel der Besetzung. Jeder Darsteller passte sehr gut in seine Rolle und verkörperte diese mit viel Leidenschaft und Spielfreude.

Besonders hervorheben möchte ich Sándor Barkóczi, ein fantastischer Sänger, der an diesem Abend als "Biest" auf der Bühne stand. Mit einem großen Stimmvolumen und viel Stärke und zugleich einer emotionalen Zerbrechlichkeit in der Stimme verzauberte er das Publikum bis zur letzten Sekunde und entführte in die Märchenwelt, die für mich diese Geschichte so besonders macht. Auch schauspielerisch ließ er sich sehr gut auf den Charakter der Rolle ein und brachte eine ganz eigene, aber sehr gelungene Interpretation des verzweifelten Biests auf die Bühne.


Leider stand dieser sensationellen Darbietung der Sänger nur ein einziges Problem im Weg: die Sprache! Grundsätzlich stört mich Akzent im Theater nur recht selten, denn meistens hindert mich diese kleine Sprachbarriere nicht daran dem (Er)leben der Figuren auf der Bühne zu folgen, aber bei dieser Show war leider genau das der Fall. Mit viel Konzentration habe ich zwar den Großteil des Textes verstanden, jedoch hat mir dieses Hindernis und die damit verbundene erforderliche Konzentration den Weg in ein Traumland versperrt. Genau dieser Aspekt, der mich schon als kleines Mädchen an dieser Geschichte so verzaubert hat, nämlich in ein magisches Märchen voller Wunder einzutauchen, wurde mir an diesem Abend "geraubt".
Den Darstellern kann man hier natürlich überhaupt keinen Vorwurf machen, ganz im Gegenteil, ich habe großen Respekt vor dieser Leistung. Es muss wirklich viel Mut und Willensstärke erfordern, sich in einem fremden Land auf die Bühne zu stellen und eine Show in einer völlig unbekannten Sprache auf die Beine zu stellen. Für mich persönlich wäre es daher auch sinnvoller gewesen, das Musical beispielsweise in Englisch aufzuführen, denn dann wäre es vermutlich, trotz der Tatsache,  dass Englisch nicht meine Muttersprache ist, leichter gefallen, diesem wunderschönen Märchen zu lauschen.


Leider war ich auch nicht immer angetan von den Kulissen und den Kostümen. Die Umsetzung einiger Passagen der Handlung fand ich sehr gelungen, da diese für mich die Atmosphäre der eigentlichen Geschichte sehr gekonnt in Szene gesetzt haben. Beispielsweise hat mir die Darstellung des Schlosses wirklich gut gefallen, da das hierzu genutzte drehbare Konstrukt vielseitig bespielbar war und einen guten Rahmen für den Ablauf der Geschichte geboten hat. Jedoch gab es leider auch Stellen, an welchen Kostüme und Bühnenbild aus meiner Sicht nicht stimmig wirkten und gegebenenfalls sogar von dem Geschehen ablenkten. Es gab die ein oder andere Requisite oder auch so manches Kostüm, welches in die Show "gepresst" wirkte und das Ganze stellenweise gekünstelt erscheinen ließ.


Musikalisch war ich natürlich absolut begeistert! Die bekannten und wunderbaren Songs waren durchweg großartig umgesetzt. Die Darsteller hauchten den Nummern ein ganz eigenes Leben ein und konnten trotz des sprachlichen Akzents mit ihrer Stimme die Emotionen transportieren. Untermalt wurde das gesangliche Kunstwerk von einem phänomenalen Orchester.

Insgesamt habe ich dank des Stücks einen sehr bunten und eindrucksvollen Abend erlebt. Sensationelle Darsteller haben ihr Bestes gegeben, um mich aus der Realität abzuholen und in eine Märchenwelt zu entführen. Leider wurde bei der Planung und Umsetzung der Inszenierung aus meiner Sicht nicht alles optimal gelöst. Es gab mehrere kleine Hindernisse, die sich summiert haben und mich so nicht immer diese besondere Atmosphäre des Musicals haben spüren lassen.  
Vielleicht waren auch die Bilder und Erwartungen, die ich bereits im Kopf hatte, ein Problem, jedoch hat schließlich die Produktion selbst mich nicht so zum Strahlen gebracht, wie ich es mir erhofft hatte. Das beseelte Lächeln auf den Lippen, welches ich erwartet hatte, blieb oft leider aus. 

Fotos (c) BB Promotion 

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