Whatsername - ihr Name ist bekannt: Lisa Antoni

Die gebürtige Wienerin Lisa Antoni ist sowohl den deutschen als auch den österreichischen Musicalfans bestens bekannt. Sie stand bereits in den verschiedensten Inszenierungen auf der Bühne und verzauberte das Publikum mit ihrem vielseitigen Talent. Unter anderem wirkte sie in den Werken "Rudolf - Affaire Mayerling", "West Side Story", "Rebecca", "Drei Musketiere" und "Into the Woods" mit. Aktuell begeistert sie die Zuschauer als "Whatsername" in der Produktion "American Idiot" in der Batschkapp in Frankfurt. Im folgenden Interview verrät Lisa einige Details aus ihrem spannenden Leben als Künstlerin und spricht über ihre aktuelle Rolle.

(c) Anzor Asadov

Wann hast du dich entschieden, Musicaldarstellerin zu werden? 

Ich mochte bereits als Jugendliche das Theater sehr gerne und ich habe immer schon liebend gern getanzt und gesungen. Als ich das Genre Musical kennengelernt habe, war ich natürlich begeistert, dass man diese Leidenschaften verbinden kann und es noch dazu eine eigene Ausbildung hierfür gibt.

Wie hast du deine Ausbildung selbst empfunden?

Diese vier Jahre waren eine sehr harte Zeit, in der man immer wieder an seine Grenzen stößt und vor allem am Anfang scheint das Ziel unglaublich weit weg. Dennoch war die Zeit für mich auch wahnsinnig inspirierend, da man mit vielen anderen Künstlern zusammenarbeitet, die diesen Traum von der Arbeit auf der Bühne und im Rampenlicht 
 auch verfolgen. Insgesamt gab es viele Höhen und Tiefen, aber ich bin unglaublich froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben, denn man kann in dieser Zeit so viel lernen und sich selbst auch ganz anders erleben.

Aktuell stehst du in dem Musical "American Idiot" in Frankfurt auf der Bühne. Was macht diese Show für dich so besonders?

Ich finde, dass das Stück sehr echt ist. Es wird nichts verharmlost, sondern alles realistisch dargestellt... das Musical ist schmutzig, punkig sowie laut und traut sich insgesamt einfach, nicht schön zu sein. Das Stück ist unmittelbar aus dem Leben gegriffen und der Musikstil unterscheidet sich stark von anderen Shows. Auch die Themen, die wir in dieser Produktion aufzeigen, sind natürlich nicht typisch für Musicals. Zudem ist ein weiterer Unterschied, dass die Handlung als solche bei dieser Show nicht immer im Vordergrund steht. Dies finde ich persönlich großartig, da wir als Künstler so mehr kreative Möglichkeiten haben. 

(c) Agnes Wiener / Niklas Wagner 

Hast du ein Lieblingslied oder einen Lieblingsmoment in der Show? 

Es gibt einen musikalischen Moment gegen Ende der Vorstellung, in dem wir alle zusammenkommen und gemeinsam singen. Diese Stelle genieße ich immer sehr. Auch der Anfang von "Extraordinary girl" ist toll, da dort teilweise ein orientalisches Motiv verarbeitet wurde. Außerdem mag ich die Songs "Letterbomb" und "Last Night on earth" super gerne!

Die Zuschauer kennen dich ja vor allem aus den klassischeren Stücken. Ist es schwierig, diese verschiedenen Musikrichtungen miteinander zu vereinen? 

Zunächst war es schon eine große Herausforderung, doch mittlerweile habe ich mich an die unterschiedlichen Gegebenheiten gewöhnt. Eigentlich habe ich ja eine lyrische Stimme, aber in dieser Show beispielsweise versuche ich mehr auf Power und Rhythmus als auf einen schönen Klang zu achten. Der Gesangsstil hier ist direkter. Wir beenden die Töne direkt, anstatt sie wie in anderen Inszenierungen ausklingen zu lassen. 

Du hast schon viele verschiedene Rollen verkörpern dürfen. Hast du trotzdem noch Traumrollen, die du in Zukunft unbedingt einmal spielen möchtest? 

Ich mag grundsätzlich sehr gerne diese "Old - Fashion - Musicals", wie beispielsweise "Anything goes" oder "My Fair Lady". Daher würde ich aktuell sehr gerne noch einmal ein klassischeres und älteres Musical spielen. Vielleicht eine etwas beschwingte Show mit einem swingigen oder jazzigen Hauch. 

Als Musicaldarstellerin musst du ja insgesamt sehr oft deinen Standort wechseln und viel reisen. Empfindest du das eher als Vor - oder Nachteil?

Es ist sowohl Vor -, als auch Nachteil, jedoch überwiegen letztendlich tatsächlich die positiven Seiten, da man ganz unterschiedliche Städte kennenlernen und neue Eindrücke gewinnen kann. Falls es mir irgendwann einmal zu anstrengend wird, könnte ich mich auch auf eine Stadt beschränken und nur noch an diesem Ort in Produktionen mitwirken.

(c) Isabell Schatz

Dein Beruf selbst ist ja wahnsinnig herausfordernd und besonders körperlich kostet er sehr viel Kraft. Hast du irgendeinen Ausgleich oder wie motivierst du dich täglich? 

Ich habe das Glück, dass ich selten täglich auf der Bühne stehen muss und somit Pausen dazwischen habe. Grundsätzlich achte ich auf gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf. Zudem meditiere ich ab und an, um den Kopf frei zu bekommen. Ich mache Yoga und gehe manchmal als Ausdauertraining zum Laufen, ich trinke sehr viel Wasser und wenn ich ganz müde bin auch vielleicht "Red Bull" ;-)

Welches ist deine größte Stärke und welches deine größte Schwäche?  

Ich bin manchmal ein wenig ungeduldig und auch teilweise launisch, obwohl man mir das nicht immer anmerkt... das ist auf jeden Fall meine größte Schwäche. Als meine größte Stärke sehe ich mein Durchhaltevermögen und meine Willensstärke an.

Du hast sowohl in Deutschland, als auch in Österreich in Musicalproduktionen mitgewirkt. Gibt es Unterschiede zwischen der Musicallandschaft hier und jener in Österreich? 

Das ist eigentlich von Stück zu Stück unterschiedlich und hängt auch von der Tagesverfassung des Publikums ab. Generell merke ich allerdings keinen großen Unterschied zwischen den Regionen, in denen ich spiele. 

(c) Jan Frankl

Wenn du dir selbst als Zuschauer eine Produktion ansiehst, was muss dann ein Darsteller mitbringen, um dich mitreißen und ergreifen zu können?

Ich liebe es, wenn Darsteller alles für ihre Rolle geben und dabei nicht eitel wirken. Natürlich bewundere ich es auch, wenn jemand eine besonders gute Technik hat und somit viel von seinem Handwerk versteht. Zudem ist mir persönlich auch Professionalität immer besonders wichtig.

Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben? 

Optimistisch, hoffnungsvoll und träumerisch.

Welche deiner bisherigen Rollen hat für dich die größte Herausforderung dargestellt? 

Ich glaube, dass "Das Phantom der Oper " und "West Side Story" für mich am schwierigsten waren, da beide Musicals gesangstechnisch so anspruchsvoll und stimmlich hoch in den Liedern sind, weshalb ich intensiv daran arbeiten musste.

(c) Paul van Duke

Wie gefällt dir Frankfurt bisher?

Ich konnte leider noch nicht so viel von der Stadt entdecken, aber die Orte, die ich bereits gesehen habe, haben mir ganz gut gefallen. Es gibt schöne Strecken zum Spazieren und die Einkaufsstraße gefällt mir auch sehr gut.

Was war dein erster Gedanke, als du gehört hast, dass "American Idiot" hier auf die Bühne kommen wird ?

Ich wusste noch nicht, was mich erwarten könnte, aber ich war begeistert, dass eine Rock - Location für die Show gewählt wurde. Wann sonst hat man schon einmal die Möglichkeit, in einem solchen Rahmen aufzutreten?! 

Hast du irgendwelche Vorsätze für das Jahr 2018 gefasst?

Ich möchte mich selbst möglichst viel unterstützen, denn wir Menschen neigen oft dazu, zu selbstkritisch zu sein. Ich möchte weniger über Probleme grübeln. "Self - Support" ist mein Wort des Jahres, denn nur wenn man sich selbst unterstützt, kann man auch für andere Menschen da sein. 

Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview, liebe Lisa. Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Spaß mit "American Idiot"! Rock' die Bühne und genieße deine Zeit in Frankfurt. Alles Gute für die Zukunft!

(c) Anzor Asadov 

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