Older but not wiser - imposantes Comeback der Musical Tenors

Lange musste die Musicalwelt auf diesen Moment warten, doch dieses Jahr kam für viele Musicalfans dann endlich die langersehnte Botschaft: Die Musical Tenors, Jan Ammann, Christian Alexander Müller, Mark Seibert und Patrick Stanke, feiern ihr gemeinsames Bühnen - Comeback! Diese Nachricht hat wohl Musicalliebhabern aus ganz Deutschland ein Strahlen entlockt und sie sogleich in besonderen Erinnerungen an vergangene Zeiten mit diesen vier Meistern des Genres schwelgen lassen. Am 22. September fiel nach sechsjähriger Pause mit dem Konzert in Filderstadt der erwartete Startschuss für die neue Tour "Older but not wiser!"

Am Freitag, den 26. November, haben die Tenors dann Rast im Berliner Admiralspalast gemacht und dort das Publikum mit knapp drei Stunden voller musikalischem Genuss verzaubert. Dabei stand vor allem die Bedeutung der einzelnen Songs für den Künstler selbst und für seinen Werdegang im Fokus der Tour. Mit viel Fingerspitzengefühl wurde eine Liedauswahl für das diesjährige Programm getroffen, die ohne Umschweife direkt aus dem Herzen der einzelnen Künstler sprechen sollte. Das Augenmerk lag nicht ausschließlich darauf, das Publikum nur mit den altbekannten Klassikern der Musicalwelt zu beglücken, sondern jeder Sänger sollte zudem den Rahmen bekommen, mit seinen "Herzensstücken" dem Zuschauer seine ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Ergänzt wurden diese Musicalhits, welche von den Tenors mit ihrer ganz individuellen Handschrift gezeichnet wurden, um eingängige Balladen der Popmusik.

 
(c) Sound of Music 

Den Auftakt machten die vier Künstler an diesem Abend mit der Präsentation des Liedes "Limelight" und einem Medley bestehend aus den größten Hits des Musicals "Drei Musketiere". 
Egal, ob mit folgenden Songs, wie beispielsweise  "More than words can say" oder "In der Straße mein Schatz, wo du lebst", die vier Musicaldarsteller begeisterten gemeinsam mit jedem der ausgewählten Songs und bewiesen in Sekundenschnelle, warum sie ohne Zweifel zu den wohl gefragtesten Darstellern der deutschen Musicalszene gehören. Die Stimmen der großen Vier hamonierten perfekt und bildeten gemeinsam ein verzauberndes Grundkonstrukt. Jeder einzelne Sänger brachte seine ganz persöliche Farbe in die gemeinsamen Quartette ein und erweckte so große Klassiker zu ganz neuem Leben. Besonders der schon so oft gehörte Song "Memory" sprühte in einer mehrsprachigen Interpretation vor neuer Energie und Emotionen.

Doch nicht nur als Quartett konnten Jan Ammann, Christian Alexander Müller, Mark Seibert und Patrick Stanke das Publikum von den Sitzen reißen, auch die Solo - Stücke, mit welchen jeder Künstler seine ganz eigene Geschichte verbinden konnte, sorgten für immer wiederkehrende Standing Ovations und Begeisterungsstürme im Zuschauerraum. Den Anfang machte Jan Ammann mit einer sehr individuellen und gefühlvollen Darbietung des Liedes "Leuchtturm", welches im Original von Sängerin "Nena" stammt und in der Show "Ich will Spaß" beheimatet ist. Bereits bei diesem Vortrag war zu spüren, welche persönliche Verbindung dieser Song zu Jan Ammann zu haben scheint. Mit viel Herzblut bereitete der Sänger einen gefühlvollen Einstieg in die Präsentation der Soli. Auch mit seiner Interpretation des Liedes "Kalte Sterne" aus dem Stück "Ludwig2" präsentierte der Darsteller eine wahre Meisterleistung der Gesangskunst. 

(c) Stephan Drewianka 

Natürlich konnte auch Mark Seibert mit seinen persönlichen "Herzensliedern" das Publikum mit der Magie der Musik verzaubern. Er brachte neben dem emotionalen und sehr berührenden Titel "Ein Traum ohne Anfang und Ende" aus dem Musical "Die Päpstin" auch das Lied "Letzter Vorhang" aus der Produktion "Schikaneder" auf die Bühne. Da er in beiden Inszenierungen bereits mitgewirkt hatte und die Rolle des "Emanuel Schikaneder" sogar selbst im Jahr 2016 kreieren durfte, konnte er in den Liedern scheinbar mühelos die Geschichte und die Emotionen der Figur für das Publikum offenlegen und es mit einer sanften und zugleich kraftvollen Stimme, welche von der zu den Liedern stimmigen Mimik unterstützt wurde, in die Gefühlswelt des Charakters einführen. Auch hier war deutlich zu erkennen, dass diese beiden Rollen eine sehr wichtige Bedeutung in der Vielfalt von großartigen Shows, an welchen Mark bereits mitgewirkt hat, besitzen. 

(c) Stephan Drewianka

Patrick Stanke brillierte nicht nur mit "Du bist das Licht", einem Song, der ihm von Andreas Luketa eigens auf den Leib geschrieben wurde und mit welchem der Darsteller daher auch viele persönliche Erinnerungen vebindet, nein, auch seine stimmgewaltige Interpretation des Titels "Wie wird man seinen Schatten los" aus dem Musical "Mozart" erntete von den Zuschauern tosenden Applaus. Neben gefühlvollen Klängen, mit welchen Patrick wieder einmal sein Verständnis für die Rolle und deren inneren Konflikt beweisen konnte, gelang es ihm auch, mit sehr kraftvollen und ausdrucksstarken Passagen die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.

(c) Stephan Drewianka 

Die größte Überraschung an diesem Abend war für mich allerdings Christian Alexander Müller. Ich hatte ihn zuvor noch nie live erleben dürfen und habe dank dieses Konzertes einen eindeutigen Beweis bekommen, was mir damit alles entgangen ist. Christian hat an diesen Abend auf ganzer Linie begeistert und mit seiner warmen und ergreifenden Stimme für so manche Tränen im Saal gesorgt. Er entführte die Zuschauer mit seiner Interpretation des Liedes "Musik der Nacht" in die geheimnisvolle und mystische Welt des Phantoms und ließ mit einem tiefgründigen Verständnis für die Rolle deren Emotionen sowie menschliche Abgründe sichtbar werden. Nicht zuletzt die Tatsache, dass der Sänger schlussendlich selbst mit den Tränen zu kämpfen hatte, legte offen, wie intensiv Christian während des Songs in seine ganz persönliche Geschichte eingetaucht war. An den Erfolg konnte er mit seiner zweiten Solo - Performance des Liedes "Never enough" aus "The Greatest Showman" anknüpfen und auch hier für einige Minuten dem Publikum die Gelegenheit bieten, ihren Alltag zu verlassen und sich mit Hilfe der herzergreifenden Melodien auf die Reise in eine Fantasiewelt zu begeben.

(c) Stephan Drewianka 

Last but not least wurde der tolle Abend mit vielen Duetten bereichert, welche sich dank der einzigartigen Harmonie der Sänger tief in die Erinnerungen der Besucher gebrannt haben. So haben beispielsweise Christian Alexander Müller und Patrick Stanke mit einer gemeinsamen Umsetzung der Nummer "Bring ihn heim" aus dem Klassiker "Les Misérables" geglänzt und auch die "Unstillbare Gier", welche von Graf Mark und Graf Jan in einer Duett - Version präsentiert wurde, erwies sich nicht nur für eingefleischte Vampirliebhaber als Ohrenschmaus.  
Der Titel "So sehr fehlt mir dein Gesang" aus der Fortsetzung des Phantoms "Liebe stirbt nie" entpuppte sich dank Jan und Christian als ein absoluter Höhepunkt des Abends. Gemeinsam verlieh das Gespann dem Song eine verblüffende Tiefe, nicht nur gesangstechnisch, sondern vor allem auf emotionaler Ebene. Selten konnten die deutschen Musicalliebhaber wohl ein solches Konzert erleben, bei welchem die Songauswahl so grandios getroffen war, dass die Zeilen jedes Liedes direkt aus dem Herzen der Sänger zu sprechen schienen. 

(c) Stephan Drewianka 

Begleitet wurden die Meister des Musicals  nicht nur von Special Guest Eve Rades, die unter anderem mit ihren vier Grafen den Titel "Totale Finsternis" präsentieren durfte, sondern auch von einer fantastischen Band unter der Leitung von Mario Stork, welche hinter den Sängern positioniert war und den musikalischen Rahmen für das "Spektakel" bot. 

Musiker, Sänger, schlichte Ausstattung der Bühne, die den Fokus ganz auf die Darsteller selbst und deren musikalische Botschaft lenkte - alles fügte sich zu einem stimmigen Gesamtkonzept, welches auch ein Gefühl von Intimität verlieh. Nicht zuletzt die kleinen Anekdoten und Hintergrundgeschichten der Künstler, welche als Einleitung der "Lebenslieder" genutzt wurden und dem Publikum einen Einblick in die vergangenen Jahre der Mitglieder der "Musical Tenors" ermöglichten, trugen zu dieser beinahe familiären Atmosphäre bei.


Vollendet wurde der Abend mit der Zugabe "Look with your heart" aus dem Musical "Liebe stirbt nie", die in dieser vierstimmigen  Aufführung wohl zuvor noch nie zu erleben war und somit bewies, wie nur ein kleiner Schliff einer bekannten Nummer bereits ganz neue (Klang-) Farben verleihen kann.
Die letzte Nummer "Vivo per lei", in welcher die vier Ausnahmetalente noch einmal die Harmonie aller Stimmen offenlegen konnten, fasste den Abend und das entstandene Gefühl in den Zuschauerreihen perfekt zusammen: "Vivo per lei, la musica!" Besser kann man die Leistung dieser vier Bekanntheiten der Musicalwelt wohl kaum in Worte fassen. Jan Ammann, Mark Seibert, Christian Alexander Müller und Patrick Stanke, jeder von ihnen bewies in jeder einzelnen Sekunde, dass sie genau aus diesem Grund auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stehen, denn sie lieben und leben die Musik. Diese spürbare Freude, Harmonie und Hingabe zur Musik, die diese Künstler bei ihren Konzerten gemeinsam ausleben, machte den Abend im Berliner Admiralspalast zu diesem großartigen Erlebnis voller magischer Momente!

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