Eine Reise durch die Zeit - Auf den Spuren von Annakathrin Naderer
Annakathrin Naderer absolvierte ihre Ausbildung an den
Performing Arts Studios Wien und an der Joop van den Ende Academy in
Hamburg. Anschließend war die Künstlerin in einer Vielzahl von
Musicalproduktionen, wie beispielsweise "Mamma Mia", "Flashdance" und
"West Side Story" zu erleben. Zuletzt war sie Teil der Show "Ghost",
welche die Zuschauer im Berliner Theater des Westens begeisterte. Seit
November 2018 steht Annakathrin im Ensemble des Musicals "Anastasia" auf
der Bühne und verkörpert als Cover auch die Hauptrolle der "Anya". Die
sympathische Darstellerin hat sich netterweise die Zeit genommen und
sich einigen meiner Fragen bezüglich ihres Weges auf die Bühne, ihres
aktuellen Engagements und ihrer weiteren Zukunftsplanungen gestellt.
Bühne frei für Annakathrin...
Wann
stand für dich fest, dass du im Genre „Musical“ tätig sein möchtest und
wie hat dein Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?
Um
ehrlich zu sein, gab es bei mir nie den EINEN Moment der Entscheidung.
In das Genre „Musical“ bin ich eigentlich irgendwie hineingerutscht. Da
ich in meiner Jugend meine Freizeit hauptsächlich mit Sport und Musik
gestaltet habe, hat irgendwann eines zum anderen geführt und plötzlich
fand ich mich in Kindermusicalkompanien wieder. In meinem letzten
Schuljahr beschloss ich dann, es zu probieren, damit mein Geld zu
verdienen und einmal zu schauen, wie lange es gut geht. Meine Familie
und Freunde haben mich immer mit voller Kraft auf meinem Weg unterstützt
und ich bin allen von Herzen dankbar!! Ohne sie wäre ich heute nicht
da, wo ich bin.
Aktuell stehst du als
Cover für die Rolle der „Anya“ im Musical „Anastasia“ auf der Bühne.
Was hat dich an genau diesem Stück gereizt, dich zu bewerben und wie
hast du reagiert, als du die Zusage erhalten hast?
Für
mich war die Figur der „Anya“ ausschlaggebend. Ich finde ihren
Charakter und ihre Reise wahnsinnig spannend. Ich meine, welches Mädchen
träumt nicht davon, in Wahrheit eine Prinzessin zu sein! „Anya“ ist
allerdings nicht die typische Prinzessin. Sie ist tough, hat gelernt,
auf eigenen Beinen zu stehen und sich durch die Straßen Russlands zu
schlagen. Sie lebt für ihren Traum und lässt sich nicht vom Zweifel
anderer beirren. Egal, wie viele Steine ihr in den Weg gelegt werden,
sie gibt nicht auf, bleibt sich selbst treu und schafft es - trotz ihres
harten Umfelds - ihr großes Herz zu bewahren. Für mich ist sie eine
feministische Heldin ihrer Zeit und die perfekte Mischung aus Rückgrat
und Liebe. Als ich erfahren habe, dass ich Teil dieser tollen Geschichte
werde und sogar Anyas Reise porträtieren darf, habe ich mich natürlich
wahnsinnig gefreut, hatte aber gleichzeitig auch großen Respekt davor,
der Aufgabe gerecht zu werden!
(c) milanvwphotography
Wie hast du den Probenprozess für die Produktion persönlich erlebt und welche Facette der Inszenierung stellte für dich die größte Herausforderung dar?
Unsere Probenzeit war super intensiv - innerhalb von zwei Wochen stand das grobe Gerüst der Show! Ich denke, die größte Herausforderung für mich war der Spagat zwischen Spitzenschuhen und hoher Sopranstimme. Beides Dinge, die ich noch nie so intensiv betrieben habe wie in dieser Show. Da ich eine kleine Perfektionistin bin, hatte ich das Gefühl, dass während der Probenzeit der Tag einfach nicht genügend Stunden für den selbst auferlegten Trainingsplan hatte. Die Tage waren lang und die Arbeit war intensiv, was uns als Ensemble allerdings super eng zusammengeschweißt hat.
Die Geschichte beruht ja auf einer wahren Begebenheit. Wie hast du dich dementsprechend auf dieses Engagement vorbereitet?
Ich begann damit, ein dickes Buch über den ersten Weltkrieg und die damit zusammenhängende russische Revolution zu lesen. Das hat mich in die ganze Materie eingeführt und etwaige Fragen, die aufgetaucht sind, habe ich dann im Internet recherchiert.
Während der Probenzeit hat uns das Kreativteam aber auch mit ganz vielen Informationen gefüttert. Wir haben diverse Dokus, Bilder und Berichte über die Romanow - Familie zur Verfügung gestellt bekommen. Zudem ist ein Kollege aus der Cast in Russland aufgewachsen und sein Wissen über die russische Geschichte war auch wahnsinnig interessant.
Während der Probenzeit hat uns das Kreativteam aber auch mit ganz vielen Informationen gefüttert. Wir haben diverse Dokus, Bilder und Berichte über die Romanow - Familie zur Verfügung gestellt bekommen. Zudem ist ein Kollege aus der Cast in Russland aufgewachsen und sein Wissen über die russische Geschichte war auch wahnsinnig interessant.
Hast du einen Lieblingsmoment oder ein Lieblingslied in der Show?
Einer meiner Lieblingsmomente ist definitiv die Szene nach „Newa Club“. Da versuche ich mich ganz schnell umzuziehen, damit ich Lily und Vlad von der Seitenbühne bei „Die Gräfin und der Bürgersmann“ zuschauen kann. Die beiden sind einfach der Brüller und performen jeden Abend mit über 200%!
Mit zu meinen Lieblingsliedern zählt „Reise durch die Zeit“. Ich finde, es ist ein ganz purer Moment von Anja, in dem sie sich ehrlich mit ihren Emotionen, Wünschen und Ängsten auseinandersetzt und wahrlich über sich hinauswächst. Auf diese Reise zu gehen und sich der Kraft dieses Lieds hinzugeben, gibt mir immer ein so schönes Gefühl. Es fühlt sich in dem Moment alles irgendwie richtig an und hinterher bin ich voller Energie und Hoffnung.
(c) Bradley Craig
Zuvor warst du Teil der Produktion „Ghost“. Inwiefern
unterscheidet sich diese Show von „Anastasia“ und gibt es auch
Gemeinsamkeiten in der Inszenierung oder bei den Charakteren?
Der
erste Unterschied zwischen den beiden Shows, der mir einfällt, ist,
dass sie in sehr unterschiedlichen Zeiten spielen. Das zeigt sich in
Kostümen, Sprache, Choreographie und Musik. „Anastasia“ ist in allen
Aspekten recht klassisch gehalten, während „Ghost“ einer moderneren
Rock/Pop Linie folgt. Trotz dieser grundsätzlich unterschiedlichen
Konzepte lassen sich doch Gemeinsamkeiten finden. Beide Geschichten
zeigen eine starke Protagonistin an einem lebensverändernden
Wendepunkt. Bei „Ghost“ sehen wir Molly, die sich mit Trauer und
Verlust auseinandersetzen muss und es letztendlich schafft, diese zu
verarbeiten, um weiter vorwärts gehen zu können, während „Anastasia“ ein
Mädchen portraitiert, dass bei der Suche nach sich selbst endlich
ankommen möchte. Obwohl es um zwei sehr unterschiedliche Reisen geht,
so sind beide Handlungen meiner Meinung nach durch emotionale Sehnsüchte
und Konflikte gesteuert.
Du
standest in diversen Produktionen, wie beispielsweise „Mamma Mia“,
„Flashdance“, oder auch „West Side Story“ auf der Bühne. Welche Rolle
bzw. welche Spielzeit hat dich dabei am stärksten geprägt?
Es
ist schwierig zu sagen, welches Stück mich am meisten geprägt hat, da
jede Rolle ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Trotzdem wird
„Mamma Mia“ bei mir immer einen besonderen Stellenwert haben. Es war
meine erste Großproduktion und sie hat mir einen tollen Einstieg in die
Berufswelt ermöglicht.
Welchen Beruf hättest du ergriffen, wenn du keine Musicaldarstellerin geworden wärst?
Damals schwebten mir ein paar Ideen vor, wie z. B. im Bereich Sportwissenschaften, Biologie oder Physiotherapie tätig zu sein.
Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben?
Zielstrebig, harmoniebedürftig, durchgeknallt ;)
(c) Nico Stank
Hast du eine Traumrolle, die du unbedingt einmal spielen möchtest?
Nein, eigentlich nicht…ich suche immer nach Rollen, die mich herausfordern.
Du
stehst fast täglich auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Was machst
du besonders gerne in deiner Freizeit, um dich von deiner anstrengenden
Aufgabe auf der Bühne zu erholen und kannst du dir vorstellen, diesen
Beruf dein ganzes Leben lang auszuüben?
In
meiner Freizeit mache ich hauptsächlich Sport und gehe meinen Hobbies
nach. Generell versuche ich mich mit Dingen zu umgeben oder
beschäftigen, die mich auf irgendeine Weise inspirieren und meine Seele
erfreuen. Wer weiß, was die Zukunft bereithält, aber momentan kann ich
mir schon vorstellen, diesen Beruf ein ganzes Leben lang auszuüben.
Die
Musicallandschaft in Deutschland ist in ständiger Bewegung und es
kommen immer mehr neue Produktionen, beispielsweise vom Broadway, auch
nach Deutschland. Wie empfindest du diese Veränderung in der
Musicalwelt?
Der Broadway hat sich
über die letzten Jahrzehnte als erfolgreiche Schmiede der Musicalszene
etabliert. Persönlich finde ich es toll, dass diese Musicals auch nach
Europa kommen und wir als Darsteller im deutschsprachigen Raum die
Möglichkeit haben, in diesen großen Shows zu spielen. Am aufregendsten
finde ich, dass wir die Chance haben, mit dem amerikanischen Kreativteam
zu arbeiten. Also, dass wir im direkten Kontakt zu den Leuten stehen,
aus deren Köpfen all diese tollen Ideen und Visionen sprudeln.
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