Florian Soyka - Der Traum vom Flug über die Musicalbühnen dieser Welt

Florian Soyka absolvierte sein Studium sowohl an der "Stage School" in Hamburg als auch an der "Theaterakademie August Everding" in München und schloss dieses 2009 mit Diplom ab. Sein Weg führte ihn an die unterschiedlichsten Theater im deutschsprachigen Raum. So war der sympathische Darsteller bereits in Produktionen, wie "Sweeney Todd", "Sunset Boulevard", "Tanz der Vampire" und "Das Wunder von Bern" zu erleben. In Tecklenburg stand Florian sowohl in "Les Misérables" als auch in "Doktor Schiwago" auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Ab diesem Monat wird er die Rolle des "Shaw Moore" in der Show "Footloose" in Hamburg verkörpern, nachdem er bis vor einigen Wochen noch das Füssener Publikum in der Produktion "Zeppelin" begeistert hat. Im folgenden Interview spricht der Künstler natürlich über seine Zeit in Füssen, aber auch Einblicke in eine Auswahl der vorherigen Engagements dürfen nicht fehlen. Also, Vorhang auf und Bühne frei für Florian Soyka...

Wann bist du das erste Mal mit Musicals in Kontakt gekommen und wann stand für dich fest, dass du selbst als Künstler auf der Bühne stehen möchtest?

Mein erster Kontakt mit dem Genre war mit 14 Jahren. Ich bin mit meinem Vater nach Hamburg gefahren und ich sah mir mit ihm "Cats" an. Eigentlich nur, weil seine Frau erkrankte und sonst die Karten verfallen wären. Mich hat es sofort fasziniert, auch wenn mich nie die große Leidenschaft fürs Tanzen packte. Danach wurden die Musical-CD´s der Schwester auswendig gelernt und dann schenkte mir ein Freund nach einem Musical-Besuch die "Tanz der Vampire"-CD. Als ich diese hörte, war klar… ich wollte eines Tages singen können. Da war der Traum vom Darstellersein geboren.

Deine Ausbildung hast du sowohl an der „Stage School“ in Hamburg als auch an der „Theaterakademie August Everding“ in München absolviert. Wie würdest du diese Zeit rückblickend beschreiben und inwiefern hat sich diese Zeit an den beiden Ausbildungsorten auch unterschieden?

Es war großartig!!! Ich hatte das große Glück, meinen Traum wahr werden zu lassen und einen richtigen Plan-B hatte ich eigentlich auch nicht. Auf einmal durfte man das, was man so sehr liebte, den ganzen Tag über machen. Noch dazu habe ich mich in Hamburg wie in München sehr wohl gefühlt. Meine Zeit an der Stage-School in Hamburg dauerte nur ein Jahr. Ich habe mich während diesem Jahr entschlossen, an der Bayerischen Theaterakademie vorzusingen und bekam auf Anhieb einen Studienplatz. Aus mehreren Gründen entschied ich mich dann dafür, nach München zu wechseln. 
Einerseits aus privaten Gründen - ich bin zwischen dem Bodensee und Ulm aufgewachsen und so war die Heimat DEUTLICH näher. Die Kosten für eine Privatschule sind auch kein kleines Argument. Andererseits war die Ausbildung in München wesentlich persönlicher und umfangreicher. Mit nur 10 Studenten pro Jahrgang und 4 Jahren Studienzeit ist es natürlich viel intensiver.

Du warst bereits Teil zahlreicher Produktionen. Wenn du eines dieser Engagements noch einmal erleben dürftest, welches wäre es und warum?

Eine Produktion herauszustellen ist nicht möglich. Ich empfinde es immer noch als riesiges Geschenk, so viele tolle Produktionen und Rollen gespielt zu haben.
Mit Sicherheit sind die herausragenden Produktionen "Tanz der Vampire" und "Das Wunder von Bern". Aber auch "Sweeney Todd", "Les Miserables" und "Spamalot", um nur ein paar zu nennen, werde ich immer in meinem Herzen tragen. Sei es, weil während dieser Zeit große private Ereignisse geschahen oder weil die Rolle/das Stück einem viel bedeutete.

In der Produktion „Das Wunder von Bern“ hast du ganz unterschiedliche Rollen verkörpern dürfen. Welche Erinnerungen verbindest du mit dieser Zeit im Theater an der Elbe?

Es ist unglaublich gewesen, diesen Aufbau in einem neuen Theater mitzuerleben. Jedes Zahnrädchen musste erst „eingestellt“ werden, damit das Uhrwerk am Ende laufen konnte. Auch aus privaten Gründen werde ich diese Zeit nicht vergessen. Ich habe meine Frau durch diese Produktion kennengelernt. Auch sonst habe ich durch diese Produktion viele großartige Menschen kennenlernen dürfen.
Die Geschichte des Stücks hat mir sehr sehr gut gefallen und jede einzelne Rolle, die ich spielen durfte, hat mir soooo viel Spaß gemacht. "Paul Ackermann" und "Tiburski" als lustige Nebenrollen, "Fritz Walter" - eine beeindruckende historische Persönlichkeit und "Richard Lubanski" waren eine große schauspielerische Herausforderung.

Mit diesem Engagement warst du damals ein Teil einer Welturaufführung. Wie war es für dich, eine Rolle ganz individuell kreieren zu dürfen?

Als Weltpremieren-Besetzung ist das Kreieren einer Rolle natürlich schön, war aber in meinem Fall nicht so umfangreich, da ich im ersten Jahr "Max Morlock" als Ensemble-Position verkörpern durfte. Dort stand die Arbeit an Choreographien und Ensemble-Nummern im Vordergrund und weniger die Rollenarbeit. Trotzdem war es eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.


Zudem standest du als Cover „Graf von Krolock“ in dem Erfolgsmusical „Tanz der Vampire“ auf der Bühne. Die Figur bringt einen ganz besonderen Charakter und Habitus mit. Was war dir im Hinblick auf die Verkörperung dieser Figur besonders wichtig und was macht die Rolle in deinen Augen so reizvoll?

Eine Rolle, wie den "Grafen von Krolock" spielen zu dürfen, heißt, man spielt eine Rolle, die von den absoluten Top-Darstellern im deutschsprachigen Raum gespielt wurde. Steve Barton, Kevin Tarte, Thomas Borchert, Drew Sarich und Jan Ammann - um nur die Erstbesetzungen zu nennen. Ganz zu schweigen von den Alternates und Covern, die diese Rolle schon spielten. Als 27-jähriger „Newcomer“ fiel es mir anfangs schwer, diese „Bürde“ abzulegen, welche gleichzeitig eine große Ehre darstellt. Aber mit der Zeit versuchte ich immer mehr, meinen eigenen Grafen zu finden. Auch wenn man immer zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort sein muss und dann auch noch immer das Gleiche singen und sprechen muss, heißt das nicht, dass es nicht die Möglichkeit gibt, seine eigene Art zu finden und der Darstellung eine persönliche Note zu verleihen. Und diese Rolle hat eine UNENDLICHE Tiefe und bietet die Möglichkeit diese herauszustellen.

Das Spiel mit den Vampirzähnen stellt sicherlich eine Herausforderung dar. Wie hast du das Spiel mit den zusätzlichen Vampir-Beißerchen empfunden?

Man muss es tatsächlich üben… Und dann muss man es noch mehr üben… und wenn man dann glaubt, man kann es - beißt man sich mit den Dingern auf die Zunge oder auf seine unteren „echten“ Zähne… dann muss man halt wieder von vorne anfangen und üben. Am Ende muss das Ziel sein, dass es wie ohne Vampir-Zähne klingt. Das braucht Zeit - und Übung ;-)

Zuletzt warst du in der Produktion „Zeppelin“ als „Lutz Grivius“ zu erleben. Bitte beschreibe diese Figur doch einmal kurz für all jene Leser*innen, die die Show noch nicht bewundern konnten. Was fordert dich in der Verkörperung dieses Charakters besonders heraus?

Nun, was soll man dazu sagen. Er ist ein überzeugter Nationalsozialist, UFA-Vorstand und unter der Fassade ein sehr unsicherer Mensch. Er sucht Bestätigung und Anerkennung durch seine schöne Frau, übt durch seine Position und seine Beziehungen zu Partei-Größen Druck auf sein Umfeld aus und nimmt sich, was er will. Also ein total sympathischer Mensch - NOT ;-)
Einen Charakter zu spielen, der so weit weg von einem selbst ist, ist einerseits einfacher,
andererseits schwerer. Leichter, weil es einfach ist, Rolle und Privates zu trennen, schwerer, weil vermeintlich „logische Schlussfolgerungen“ für einen selbst nicht logisch erscheinen.

Mit dem neuen Musical „Zeppelin“ erhält der Zuschauer die Möglichkeit, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und in das vergangene Jahrhundert einzutauchen.
Wenn du für einen Tag eine Zeitreise machen könntest, für welche Epoche / Zeitspanne würdest du dich entscheiden und gibt es auch eine historische Persönlichkeit, der du dann gerne einmal die ein oder andere Frage stellen würdest?

Eine gute Frage… Wahrscheinlich wäre es eine Zeitmaschine, die mehrere „Ziele“ ansteuern könnte, oder? Ein „One-way-ticket“ würde ich nie kaufen.
Von daher würde ich in vielen Epochen vorbeischauen… Vor allem geht es ja auch darum, wann und WO man ist. Also, ich würde auf jeden Fall bei ein paar Konzerten und Uraufführungen vorbeischauen… Queen 1986 in Wembley, Michael Jackson und die Zauberflöte oder so etwas.

Was hat in deinen Augen den Zauber der Inszenierung im Festspielhaus Neuschwanstein ausgemacht? 

Es ist eine der größten Drehbühnen Europas… und sie wird genutzt! Toll anzusehen, trotz der Länge der Show sehr kurzweilig und tolle DarstellerInnen. Und das alles in einem der schönsten (wenn nicht dem schönsten) Theater - was braucht man mehr?

Gibt es eine Produktion auf deiner „inneren Liste“, in der du besonders gerne einmal mitwirken würdest?

Da gibt es natürlich noch einige - manche, weil mich eine Rolle darin reizt; manche, weil mich das Stück fasziniert. Eine Liste wäre zu lang… und was kommt, kommt.

Was ist das Wertvollste, das dir die Arbeit auf der Bühne geschenkt hat?

Der Beruf des Musicaldarstellers kostet viel, schenkt aber dafür auch um so mehr! Seinen Traumjob auszuüben und davon gut leben zu können, das ist schon wundervoll. Dabei aber noch so viel Tolles erleben zu können, so viele großartige Menschen kennenlernen zu dürfen (unter anderem meine Frau), so vielen Menschen einen hoffentlich unvergesslichen Theaterbesuch auf die Bühne zu zaubern, ist unbezahlbar und macht mich sehr glücklich!

Was bedeutet der Begriff „Freiheit“ für dich persönlich?

Philosophisch oder rechtlich?
Eine solche Frage ist nicht zufriedenstellend zu beantworten… Vielleicht schreibe ich mal ein Buch darüber… oder noch besser ein Musical. ;-)


Schnellfragerunde:

Lieblingslied aus "Zeppelin"? - "Immer noch" (heißt das so?)

Florian in drei Worten... - Chaotisch, sensibel, begeisterungsfähig

Was darf an einem spielfreien Tag nicht fehlen? - Familie, meine Kinder und eine Aufgabe, die nichts mit meinem Beruf zu tun hat.

Lieblingsspielort? - Füssen ist gerade sehr weit vorne ;-) - ansonsten Hamburg, weil „zu Hause“.

Eine Buch- oder Filmvorlage, die sich für eine neue Musicalinszenierung anbieten würde? - Keine Ahnung… Neue Geschichten und Ideen finde ich viel spannender.

Dein größter Wunsch für die Zukunft? - Meine Kinder glücklich und sicher aufwachsen zu sehen…


Herzlichen Dank für dieses sympathische und offene Interview, lieber Florian! Es war eine Freude, mit dir schriftlich ein wenig auf deinen Weg auf die Bühne sowie auf eine Auswahl deiner zahlreichen Engagements blicken zu dürfen. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, bei "Musicalmuffin" Rede und Antwort zu stehen und uns einige Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren. Ich wünsche dir für deinen weiteren Weg alles Gute und natürlich weiterhin viel Freude auf dem Bühnen dieser Welt!

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