Im Interview mit der Queen of Nutbush City

Tina Ajala hat ihre Ausbildung an der Stella Academy/Stage Holding Studios in Hamburg absolviert. Seit ihrem Abschluss steht sie auf diversen Musicalbühnen Deutschlands. So war die aufgeschlossene Darstellerin beispielsweise in der "Rocky Horror Show" in Wunsiedel oder auch in "Dirty Dancing" in Hamburg zu erleben. Ebenso führte sie ihr Weg nach Neuwied, wo sie die Rolle der "Sheila" in der Produktion "Hair" verkörperte. Weiterhin war Tina in "Ragtime" und "West Side Story" zu bewundern. Auch an der Uraufführung der Show "Soulman" wirkte sie mit. Aktuell steht die Künstlerin in der deutschen Uraufführung des Musicals "Tina" im Stage Operettenhaus auf der Bühne. Dort ist sie (abgesehen von der unfreiwilligen Corona-Pause) als Swing und Cover für diverse Rollen zu erleben. 
Was dieses Engagement für die sympathische Musicaldarstellerin bedeutet, wie ihre Begeisterung für die Theaterwelt erwachsen ist, wie sie die freie Zeit in den letzten Monaten verbracht hat und vieles mehr, erfahrt ihr in dem nachfolgenden Interview. Vorhang auf für Tina Ajala...


Wann stand für dich fest, dass du im Genre Musical tätig sein möchtest und wie hat
dein Umfeld auf diese Entscheidung reagiert? 

Als ich die "Sweeny Todd" - Inszenierung von Joseph E. Köpplinger am Stadttheater Regensburg gesehen habe, war ich hin und weg und hatte ab diesem Tag immer Kontakt mit Theater. Dass das tatsächlich auch meine berufliche Zukunft sein würde, wurde mir wohl erst bewusst, als ich meinen Studiengang aufgrund des NC nicht ohne Wartezeit antreten konnte und in dieser Wartezeit einen Ausbildungsplatz zur Musicaldarstellerin angeboten bekam. Für mich war das eine höhere Fügung.
Ich glaube, meine Familie hat nie wirklich verstanden, was es bedeutet "Musicaldarsteller zu sein". Sie haben sich dem aber dennoch nie entgegengestellt.
 
Du standest bereits in diversen Produktionen auf der Bühne und hast das Publikum in
zahlreichen Rollen begeistert. Was war bisher dein schönster Moment auf oder hinter
der Bühne? 

Da gibt es ehrlich gesagt zwei Produktionen, die mir sofort wieder in den Sinn kommen, obwohl ich in diesem Beruf so viele tolle Momente erleben durfte:
Dass ich bei der Uraufführung von "Die Schweizermacher" in Zürich unter der Regie von Stefan Huber dabei sein durfte, war etwas ganz Besonderes. Das war beruflich, menschlich und künstlerisch, auf und hinter der Bühne eine der tollsten Produktionen, bei denen ich mitwirken durfte und von wo ich unglaublich viel mitgenommen habe. 
Als "Sarah's friend" in der deutschen Erstaufführung von "Ragtime" am Staatstheater Braunschweig und dann in Folge auch am Staatstheater Kassel und der Oper Graz in der Inszenierung von Philipp Kochheim als Solistin "`Til we reach that day" singen zu dürfen, umgeben von so großartigen Künstlern und Menschen….das ist eine Erinnerung, die ich immer im Herzen tragen werde. 


 (c)  Sascha Krebs


 Abgesehen von der aktuellen Corona – Zwangspause stehst du momentan im Musical
„Tina“ im Hamburger Operettenhaus auf der Bühne. Vielleicht magst du uns zunächst
einmal die Rollen beschreiben, die du dort verkörperst…
 

Bei "Tina" bin ich als Swing und Cover für zwei Rollen engagiert. Das heißt, ich stehe dort für die zwei Ensemble - Damen, alle Ikettes und "Zelma" (Tinas Mutter) sowie "GG" (Tinas Großmutter) auf der Bühne, wenn die Erstbesetzung verhindert ist. Dies kann beispielsweise aufgrund von Urlaub, Krankheit oder Promoveranstaltungen der Fall sein.
 
Das Musical erzählt die Lebensgeschichte von Tina Turner. Hattest du bereits vor
diesem Engagement Kontakt mit dieser bewegenden Geschichte sowie der
Erfolgsmusik Tina Turners?
 

Ich war tatsächlich schon immer ein sehr großer Fan von Tina Turner. Ich hatte ihre Biographie "I , Tina" bereits mehrfach gelesen und der Biopic "What's love got to do with it" steht bei mir schon seit Jahren als DVD im Regal. Als das Musical über ihr Leben mit ihrer Musik für London angekündigt wurde, habe ich mir sofort ein Ticket besorgt, um mir die Show anzusehen. Neun Monate später war dann der Probenstart für "Tina" in Hamburg - und ich war mit dabei!
 
Erinnerst du dich noch an deine Premiere bei dieser Produktion? Welches Gefühl
verbindest du mit diesem Tag? Wie groß war die Anspannung vor dem ersten Auftritt? 

Ich hatte ja sozusagen mehrere Premieren. Meine Premiere für meine erste volle Position war sehr kurzfristig, da leider gesundheitlich bedingt eine Kollegin ausgefallen ist. Daher gab es auch nicht viel Vorlauf und so war ich vor Beginn der Show furchtbar nervös. Dankbar war ich für die Unterstützung aller Kollegen und stolz auf meine Leistung am Ende, auch wenn nicht alles perfekt gelaufen war…
 
Was macht deiner Meinung nach diese Show einzigartig und unterscheidet sie von
anderen Produktionen? 

Sie fühlt sich authentisch an. Während es eine ganze Menge Jukebox-Musicals gibt, wagen es nur wenige Stücke, gleichzeitig biografische Musicals der Interpreten zu sein. "Tina" ist die einzige Show aus dieser kleinen Gruppe, welche mir spontan einfällt, die nichts beschönigt. Dadurch berührt es mich sowohl als Zuschauer als auch als Darsteller. Niemand wird zu einer Karikatur minimiert. Das ist gerade in der deutschen Musicallandschaft total erfrischend. Und dann ist da natürlich noch die magnetisierende Musik von Tina Turner...

Aktuell kann der Spielbetrieb nicht wie gewohnt stattfinden. Wann wurdest du über
dieser Entscheidung informiert und was war dein erster Gedanke? 

Wir wurden im Laufe des 13. März - übrigens Freitag, der 13. - darüber informiert, dass der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Krise ab sofort eingestellt werden muss. Da in den Tagen zuvor bereits die ersten Erlasse über Großveranstaltungen in Hamburg ergingen, war die Aussetzung des Spielbetriebs keine enorme Überraschung. Dass die Einstellung allerdings so lange anhalten würde, hat zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich niemand absehen können… 


  (c) Marc Bradley Miller

 
Inwieweit kannst du diese Zwangspause für dich nutzen? Hast du vielleicht ein neues
Hobby entdeckt oder dir selbst etwas Gutes in dieser freien Zeit getan? 

Ich denke, alle, die von dieser Zwangspause betroffen waren und sind, versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Es war auch ein Geschenk für mich, mich intensiv um meine Gesundheit kümmern zu können. Ich habe das erste Mal seit Ewigkeiten wieder mit Yoga begonnen, viele neue Rezepte in der Küche ausprobiert und auch sonst viele alte und neue Interessen entdecken und verfolgen können. 

Welchen Beruf hättest du ergriffen, wenn du keine Musicaldarstellerin geworden
wärst? 

Ursprünglich wollte ich Psychologie studieren. Ich finde, dass da tatsächlich auch eine gewisse Verwandtschaft der Berufe besteht.

Welche drei Dinge würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen wollen? 

Hmmmm…. Meinen Kindle, auf dem ganz viele Bücher, Musik und Filme zu finden sind, mein Skizzenbuch und eine Gitarre, um endlich spielen zu lernen.
 
Was bedeutet der Begriff „Glück“ für dich ganz persönlich? 

Komplett im Jetzt und Hier zu sein und nichts zu vermissen. 


 
Schnellfragerunde: 

Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben?
Zuverlässig, suchend, offen
 
Dein Lieblingssong von Tina Turner?
Das variiert nach Tagesstimmung. Heute ist es: "I don't wanna fight" 
 
Motivation an anstrengenden Tagen?
Am Besten gleich morgens Sport machen. Wenn ich so in den Tag starte, fühle ich mich produktiv und wach und habe sofort mehr Motivation
  
Traumreiseziel?
Eigentlich hätten für 2020 Reisen nach London und New York auf dem Plan gestanden….Wenn freies Reisen wieder möglich ist, stehen noch Mexiko und Barcelona ganz oben auf der Liste. 

Ein Zitat, das dich geprägt hat? 
"Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann wird es im letzten Akt abgefeuert." (Anton Tschechow – stimmt übrigens nicht nur im Theater, sondern auch im Leben :-))


Herzlichen Dank für dieses sympathische Gespräch, liebe Tina! Es war eine Freude, dich auf einem Streifzug durch dein Leben begleiten zu dürfen! Weiterhin viel Freude an deiner Arbeit und auf weitere schöne Momente im Theater!


 (c) Marc Bradley Miller

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Große Emotionen im Sherwood Forest - Mit Robin Hood kommt eine neue Zeit des Musiktheaters

Wenn die Sehnsucht tanzen geht - Schaurig-schöne Ästhetik und düstere Fulminanz in Hamburgs Gruft

Theater kann die Welt verändern - "Der Club der toten Dichter", ein eindringliches Meisterwerk, das die Sprache des Herzens spricht